ESSEN (dpa-AFX) - Die Corona-Pandemie hinterlässt weiterhin beim Baukonzern Hochtief Spuren. Vor allem liefen die Geschäfte des spanischen Autobahnbetreibers Abertis, an dem Hochtief rund 20 Prozent hält, wegen der Krise erneut deutlich schlechter. Außer in Spanien betreibt das Unternehmen vor allem Autobahnen in Frankreich, Chile und Brasilien.

Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn sei von Juli bis September im Jahresvergleich um ein Viertel auf 136 Millionen Euro zurückgegangen, teilte der im Index der mittelgroßen Werte MDax gelistete Konzern am Donnerstag in Essen mit. Rechne man den Beitrag aus der Finanzbeteiligung an dem spanischen Autobahnbetreiber Abertis heraus, dann sei der operative Nettogewinn um knapp 11 Prozent gesunken. Unter dem Strich reduzierte sich der berichtete Nettogewinn um rund 31 Prozent auf knapp 122 Millionen Euro. Der Umsatz schrumpfte in dem Zeitraum um fast 12 Prozent auf 5,96 Milliarden Euro.

Die Hochtief-Aktie reagierte kaum auf die Bekanntgabe der Zahlen und lag am Nachmittag mit 4,37 Prozent im Minus bei 67,85 Euro. Von ihrem Jahrestief von 41,58 Euro Mitte März hat sich das Papier zwar wieder deutlich erholt. Seit Jahresbeginn steht aber immer noch ein Kursverlust von rund 40 Prozent zu Buche. Mehrheitseigner von Hochtief ist der spanische Bau- und Infrastrukturkonzern ACS.

Um die Bilanz der australischen Tochter Cimic und auch die eigene zu verbessern, will Hochtief die Hälfte des australischen Minenausrüsters Thiess an den Hegdefonds Elliott verkaufen. Die Transaktion mit Elliott sei weit fortgeschritten, schrieb Unternehmenschef Marcelino Fernandez Verdes in einem Aktionärsbrief. Die Prüfung der Geschäftsbücher sei abgeschlossen und die Finalisierung der Verhandlungen werde in Kürze erwartet.

Trotz der Auswirkungen der Corona-Pandemie rechnet Hochtief damit, dass weiter in den Märkten, wo das Unternehmen unterwegs ist, investiert wird. Hochtief habe in Nordamerika, in der Region Asien-Pazifik und Europa für das laufende vierte Quartal Zielobjekte im Wert von rund 50 Milliarden Euro und für die Zeit darüber hinaus weitere Projekte im Umfang von 540 Milliarden Euro identifiziert, hieß es weiter. Zudem kann Hochtief auf ein dickes Auftragspolster von rund 49 Milliarden Euro zurückgreifen. Rechnerisch sichert der Auftragsbestand dem Baukonzern die Beschäftigung für zwei Jahre.

Zu seinen Jahreszielen äußerte sich Hochtief erneut nicht. "Die Auswirkungen von Covid-19 auf unser operatives Geschäft und die Ertragslage 2020 werden wir weiter genau beobachten", sagte Fernandez Verdes laut Pressemitteilung. Der Ausblick auf die Kerngeschäftsbereiche bleibe aber dank der Entwicklung im dritten Quartal bei Umsatz, Barmittel und Neuaufträgen positiv.

Bei der Vorlage der Jahreszahlen 2019 im Februar hatte sich der Unternehmenschef noch zuversichtlich gezeigt und für 2020 einen um Sondereffekte bereinigten Konzerngewinn von 690 bis 730 Millionen Euro angepeilt. Das wären bis zu rund neun Prozent mehr als im Vorjahr gewesen. Das war aber noch bevor sich das neuartige Coronavirus über die ganze Welt ausbreitete./mne/la/fba