ESSEN (dpa-AFX) - Eine gute Auftragslage in Nordamerika und Australien hat dem Baukonzern Hochtief während der Übernahme des spanischen Autobahnbetreibers Abertis Auftrieb gegeben. Auch in Europa lief es für den MDax-Konzern ergebnisseitig trotz geringerer Erlöse deutlich besser. Zudem profitierte die mehrheitlich zum spanischen Baukonzern ACS gehörende Gesellschaft von höheren Margen, wie Hochtief am Dienstag in Essen mitteilte.

In den ersten sechs Monaten legte der um Einmaleffekte bereinigte Gewinn im Jahresvergleich um 18,2 Prozent auf 237,2 Millionen Euro zu. Der Umsatz kletterte um knapp zwei Prozent auf 11,2 Milliarden Euro. Bereinigt um Wechselkurseffekte wären die Erlöse um 11 Prozent gestiegen. Für Hochtief spielt das heimische Geschäft schon seit längerem nur noch eine Nebenrolle. Über 90 Prozent des Konzernumsatzes werden heute außerhalb von Europa erwirtschaftet, vor allem in Australien und den USA.

Aufgrund der gut gefüllten Auftragsbücher und guter Aussichten auf weitere Bestellungen bleibt das Unternehmen optimistisch für das laufende Jahr. Für 2018 peilt Hochtief weiterhin einen um Sondereffekte bereinigten Konzerngewinn von 470 bis 520 Millionen Euro an.

An der Börse bewegten die Zahlen zum ersten Halbjahr und der bekräftigte Ausblick die Hochtief-Aktien nicht wesentlich. Sie gaben in einer ersten Reaktion leicht nach, erholten sich aber wieder und lagen zuletzt mit 1,15 Prozent auf 157,80 Euro im Plus. Das zweite Quartal sei "solide" verlaufen, sagte ein Händler. Das Unternehmen sei auf einem guten Weg, die Jahresziele zu erreichen. Im Fokus der Investoren stehe jedoch die Integration des Autobahnbetreiber Abertis.

Gemeinsam mit der spanischen Mutter ACS und der italienischen Atlantia steckt Hochtief derzeit mitten im Zukauf von Abertis für insgesamt mehr als 18 Milliarden Euro. "Die Abertis-Übernahme ist inzwischen weit fortgeschritten", schrieb Unternehmenschef Marcelino Fernandez Verdes in einem Brief an die Aktionäre.

Hochtief hat bereits wie geplant die Mehrheit an Abertis übernommen. Noch bis Ende der Woche läuft das Übernahmeangebot an die restlichen Abertis-Aktionäre. In einem weiteren Schritt soll das lukrative Unternehmen von der Börse genommen und in eine gemeinsame Gesellschaft mit der Konzernmutter ACS und dem ehemaligen Konkurrenten Atlantia eingebracht werden.

Nach einer monatelangen Auseinandersetzung hatten sich die bis dahin konkurrierenden Kaufinteressenten im März auf einen gemeinsamen Einstieg geeinigt und so eine drohende Bieterschlacht vermieden. Der bisherige Konkurrent Atlantia soll dabei bei Hochtief als neuer Großaktionär einsteigen.

Das zur Modedynastie Benetton gehörende italienische Unternehmen soll nach der Übernahme 50 Prozent und eine Aktie an dem neuen Gemeinschaftsunternehmen halten, der restliche Anteil soll an ACS mit 30 Prozent und Hochtief mit 20 Prozent minus einer Aktie gehen. Abertis betreibt in 14 Ländern Mautstraßen mit einer Länge von 8400 Kilometern und gilt als hochprofitabel./mne/tav/jha/