ESSEN (awp international) - Die Geschäfte des Baukonzerns Hochtief laufen wieder deutlich besser. Vor allem entwickelte sich das Geschäft des spanischen Autobahnbetreibers Abertis , an dem Hochtief rund 20 Prozent hält, zuletzt deutlich besser. Im Vorjahreszeitraum wurden die Mautautobahnen aufgrund der Lockdowns deutlich weniger genutzt. Hochtief hatte 2018 gemeinsam mit der spanischen Mutter ACS und dem zur italienischen Unternehmerfamilie Benetton gehörenden Mautstrassenbetreiber Atlantia den spanischen Autobahnbetreiber übernommen.

"Im zweiten Quartal kehrte Hochtief auf den Wachstumskurs zurück", schrieb Unternehmenschef Marcelino Fernández Verdes bei Vorlage der Halbjahresbilanz am Dienstag in einem Brief an die Aktionäre. Mit wachsenden Umsätzen und Auftragsbüchern, die erstmals in allen Divisionen wieder so gefüllt seien wie vor Ausbruch der Pandemie, könne Hochtief sehr zuversichtlich in die Zukunft blicken. Das Gewinnziel für das laufende Jahr bestätigte der Hochtief-Chef. Die Aktie gab nach Vorlage der Halbjahresbilanz jedoch nach, zuletzt lag das Papier knapp 1,4 Prozent im Minus.

Von April bis Ende Juni stieg der um Sondereffekte bereinigte Konzerngewinn im Jahresvergleich um 36 Prozent auf 106,2 Millionen Euro, wie das MDax -Unternehmen in Essen mitteilte. Rechne man den Beitrag aus der Finanzbeteiligung an dem spanischen Autobahnbetreiber Abertis heraus, dann sei der operative Nettogewinn um rund sieben Prozent geschrumpft. Die Vorjahreszahlen passte Hochtief aufgrund des Verkaufs eines 50-prozentigen Anteils am Minenausrüster Thiess durch die Hochtief-Tochter Cimic an.

Für das laufende Jahr peilt Hochtief weiterhin einen bereinigten Gewinn von 410 bis 460 Millionen Euro an, nachdem auf angepasster Basis im Vorjahr 359 Millionen erzielt wurden.

Inklusive Sondereffekten wies Hochtief einen Gewinn von 108,5 Millionen Euro aus. Das waren fast drei Viertel mehr als im Vorjahr. Der Umsatz legte von April bis Ende Juni um 1,2 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro zu. Rechne man die Währungseffekte heraus, dann betrage das Plus sechs Prozent.

Zuversichtlich stimmen das Management vor allem die derzeitige Auftragslage und die Aussicht auf mehr. Im zweiten Quartal zog Hochtief mit knapp 8,4 Milliarden Euro gut 60 Prozent mehr Aufträge an Land als im Vorjahr. Insgesamt summierte sich der Auftragsbestand bis Ende Juni auf fast 50 Milliarden Euro. Fast die Hälfte davon entfällt dem Unternehmen zufolge auf Projekte in Nordamerika, der Rest entfällt überwiegend auf den Raum Asien-Pazifik und nur zu einem kleineren Teil auf Europa. Für das restliche Jahr und darüber hinaus habe das Unternehmen Zielobjekte bei Ausschreibungen im Wert von rund 600 Milliarden Euro identifiziert, teilte Hochtief weiter mit.

Die Corona-Pandemie spiegelt sich klar im Kursverlauf der Hochtief-Aktien wider. Unmittelbar vor der Eskalation der Krise Ende Februar 2020 notierten die Anteilsscheine noch über 100 Euro. Im Zuge des Crashs sackten sie dann binnen weniger Wochen bis auf 41,58 Euro ab. Dies war das tiefste Niveau seit Dezember 2012. Die anschliessende Erholung führte den Aktienkurs zwar bis Anfang Juni vergangenen Jahres wieder auf 90 Euro nach oben. Anschliessend ging es für die Papiere aber trotz zwischenzeitlichen Erholungstendenzen wieder bergab.

Auch vom im Januar erreichten Jahreshoch von 88,55 Euro ist die Aktie längst wieder abgefallen. Investoren zeigten sich vor allem enttäuscht, dass ACS mit den Erlösen aus dem Verkauf der Industriesparte ihren derzeitigen gut 50 prozentigen Anteil an Hochtief nicht wieder aufstocken will. Zuletzt wurden die Hochtief-Aktien mit 65,30 Euro gehandelt, womit seit Jahresbeginn ein Verlust von fast einem Fünftel aufgelaufen ist. Hochtief wird an der Börse derzeit mit 4,6 Milliarden Euro bewertet. Die einstigen Höchstkurse sind in weite Ferne gerückt: Mitte 2017 war Hochtief zeitweise mehr als 170 Euro wert./mne/tav/jha/