Zug (awp) - Der Baustoffhersteller Holcim präsentiert am Freitag, 29. Oktober, das Geschäftsergebnis zum dritten Quartal 2021. Insgesamt zehn Analysten haben zum AWP-Konsens beigetragen.

Q3 2021E
(in Mio Fr.)                 AWP-Konsens    Q3 2020A   

Netto-Umsatz                     7135         6455         
- Wachstum lfl (in %)             2,6         n.a.
EBIT*                            1478         1445         
- Marge (in %)                   20,8         22,4         


* wiederkehrend, nach IFRS 16

FOKUS: Holcim wird auch im dritten Quartal weitergewachsen sein und mehr Betriebsgewinn eingefahren haben. Der grösste Teil des Umsatzwachstums dürfte von der übernommenen Firestone Building Products stammen. Organisch und in Lokalwährungen dürfte das Wachstum nicht gross ausgefallen sein. Denn Holcim hat im dritten Quartal 2020 nach dem Coronalockdown von einem Nachholeffekt profitiert, der nun zu einer hohen Vergleichsbasis führt. Zudem dürften mehrere Unwetter wie die Überschwemmungen in Europa, der starke Monsun in Indien und der Hurrikan Ida in den USA auf den Absatz und damit auf die Margen geschlagen. Auch die gestiegenen Energiepreise dürften den EBIT gebremst haben, schätzen Analysten. Die Konsolidierung von Firestone Building Products verwässere ebenfalls die Margen.

Analysten rechnen mit einer Erhöhung der EBIT-Ziele für das Gesamtjahr durch die Konzernleitung. Zudem bestehen Unsicherheiten wegen dem Prozess gegen Lafarge in Paris wegen des Vorwurfs der Terrorismusfinanzierung (s. Pro Memoria). Darüber hinaus richtet sich die Aufmerksamkeit der Analysten auf den Investorentag vom 18. November, an dem Neuigkeiten zur Portfoliobereinigung erwartet werden.

ZIELE: Nach dem starken Wachstum im ersten Halbjahr hat Holcim Ende Juli erneut die Gewinnziele nach oben geschraubt. Holcim erwartet neu einen Anstieg des wiederkehrenden EBIT auf vergleichbarer Basis um mindestens 18 Prozent. Bisher war das Unternehmen von einem Plus von mindestens 10 Prozent ausgegangen. Damit würden alle Ziele der Strategie 2022 bereits ein Jahr früher erreicht. Das ist bereits die zweite Erhöhung der Ziele für 2021 seit Jahresbeginn. Erst im April hatte Holcim die Ziellatte für 2021 angehoben. Der Umsatz soll auf vergleichbarer Basis um 3 bis 5 Prozent zulegen. Die Kapitalrendite soll über 8 Prozent erreichen.

PRO MEMORIA: Mitte September hat Holcim das unprofitable Geschäft in Brasilien verkauft. Der Verkauf umfasst fünf integrierte Zementwerke, vier Mahlwerke, sechs Zuschlagstoffwerke und 19 Transportbetonwerke. Der Unternehmenswert des veräusserten Geschäfts wurde auf 1,025 Milliarden US-Dollar beziffert. Damit treibt der Baustoff-Hersteller seinen Konzernumbau weiter voran: Das kapital- und energie-intensive Zementgeschäft wird weiter reduziert - dafür spezialisiertere und margenstärkere Bereiche ausgebaut werden.

Ende September hat Holcim die Übernahme der amerikanischen Utelite Corporation abgeschlossen. Zudem unterzeichnete die Gesellschaft eine Vereinbarung zum Kauf der polnischen Polcalc. Zu den Kaufpreisen wurden keine Angaben gemacht. Die im US-Bundesstaat Utah beheimatete Utelite ist ein Hersteller von Leichtzuschlagstoffen (Mörtel) mit mehr als 40 Mitarbeitern, die Kunden im gesamten Westen der Vereinigten Staaten und im Westen Kanadas beliefern.

Anfang September hat Holcim eine Niederlage vor der obersten Gerichtsinstanz in Frankreich erlitten: Der Kassationsgerichtshof hat ein Urteil des Pariser Berufungsgerichts aufgehoben, das die Anklage wegen der Aktivitäten des früheren französischen Zementherstellers Lafarge in Syrien fallengelassen hatte. Dabei ging es um den Vorwurf der "Komplizenschaft bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit" im Rahmen der Ermittlungen zu den Lafarge-Aktivitäten in Syrien bis 2014. Lafarge wurde vorgeworfen, in den Jahren 2013 und 2014 fast 13 Millionen Euro an terroristische Gruppen wie den Islamischen Staat und Vermittler gezahlt zu haben, um das Zementwerk in Syrien am Laufen zu halten.

Holcim treibt die Nachhaltigkeit voran: So spannt der Konzern bei der Kreislaufwirtschaft mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) zusammen. Die strategische Allianz konzentriere sich auf die Reduzierung von Kunststoffabfällen und Meeresmüll in Indien, den Philippinen, Mexiko und Marokko. Die Kunststoffe sollen in den teilnehmenden Küstengemeinden für das Recycling gesammelt werden oder, wenn ihre Lebensdauer erreicht ist, zur Energiegewinnung verbrannt werden. Damit sollen keine Plastikrückstände übrig bleiben. Zudem hat Holcim mit der Eidgenössische Technische Hochschule (ETH Zürich) ein nachhaltiges Bodensystem vorgestellt. Dieses weist im Vergleich zu herkömmlichen Strukturen einen um 80 Prozent geringeren CO2-Fussabdruck auf.

AKTIENKURS: Nach dem Erreichen des Mehrjahreshöchstwerts von 58,46 Franken am 19. April befindet sich die Holcim-Aktie in einer Berg- und Talfahrt tendenziell auf einem Abwärtstrend. Mit gut 45 Franken liegt der Titel allerdings um 7 Prozent tiefer als Anfang Jahr und hinkt damit weit dem Gesamtmarkt SMI hinterher, der in der gleichen Zeit rund 13 Prozent zugelegt hat.

AKTIENEINSTUFUNG: Gemäss AWP-Analyser bewerten Analysten den Titel folgendermassen:

Kaufen:    14
Halten:     6
Verkaufen:  0

Durchschnittliches Kursziel: 61,07 Franken

jl/jb