Zug (awp) - Der Baustoffhersteller Holcim präsentiert am Freitag, 28. Oktober das Geschäftsergebnis zum dritten Quartal 2022. Insgesamt sieben Analysten haben zum AWP-Konsens beigetragen.

Q3 2022E
(in Mio Fr.)                 AWP-Konsens    Q3 2021A 

Netto-Umsatz                     7737           7286  
- Wachstum lfl (in %)            11,2            5,0  
EBIT*                            1492           1534  
- Marge (in %)                   19,4           21,1  

* wiederkehrend, nach IFRS 16

FOKUS: Holcim wird auch im Sommerquartal das starke Wachstum fortgesetzt haben. Treiber dürften das starke Geschäft in Nordamerika, kräftige Preiserhöhungen sowie Firmenübernahmen gewesen sein. Während neben Nordamerika auch Südamerika sich positiv entwickelt haben dürfte, wird mit einer Verlangsamung in Europa und einer weiterhin enttäuschenden Entwicklung in Asien gerechnet. In Indien und China dürfte die Nachfrage schwach geblieben sein, während gleichzeitig die Kosten kletterten. Der Margendruck sollte nach Ansicht von Analysten gestiegen sein.

ZIELE: Holcim hat im Juli bei der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen die Ziele für das ganze Geschäftsjahr 2022 erneut höher gesteckt: Der Konzern erwartet ein Umsatzwachstum von mindestens 10 Prozent auf vergleichbarer Basis. Bei der neue Sparte Lösungen & Produkte, die durch den Kauf des US-Dachspezialisten Firestone Buildings entstand, rechnet Holcim mit einem zweistelligen Umsatzwachstum neu auf über 5 Milliarden Franken. Der wiederkehrende EBIT soll ebenfalls höher ausfallen. Holcim erwartet zudem weiterhin einen Free Cashflow von über 3 Milliarden Franken.

PRO MEMORIA: Holcim hat sich in der Syrien-Affäre mit den US-Justizbehörde (DOJ) in der letzten Woche auf einen Vergleich geeinigt: Die Tochter Lafarge muss eine Busse von 778 Millionen US-Dollar bezahlen, da sie 2013 und 2014 in Geschäfte mit Terrororganisationen verwickelt war, um das Zementwerk in Syrien in Betrieb zu halten. Während der Fall in den USA nun abgeschlossen ist, läuft das Verfahren in Frankreich weiter. Dort hat noch nicht einmal der eigentliche Prozess begonnen. Es laufen noch juristische Vorabklärungen etwa zur Frage, was genau Lafarge vorgeworfen werden kann. In Frankreich rechnet Holcim-CEO Jan Jenisch mit einer deutlich tieferen Busse im Bereich von 40 bis 80 Millionen Franken, wie er sagte.

Im September hat Holcim zwei Milliarden-Verkäufe in trockene Tücher gebracht: So brachte der Verkauf des Geschäfts in Indien an die dortige Adani Group einen Barerlös von 6,4 Milliarden Dollar. Der Deal war Mitte Mai angekündigt worden. Die einstigen Holcim-Gesellschaften Ambuja Cement und ACC verfügen gemeinsam über 31 Zement- und 78 Transportbetonwerke und trugen 2021 mit über 10'700 Mitarbeitern rund 13 Prozent zum Umsatz von Holcim bei.

Anfangs September hat Holcim nach der Bewilligung durch die brasilianischen Behörden den Verkauf seines Geschäfts in Brasilien an CSN (Companhia Siderúrgica Nacional) für einen Unternehmenswert von 1,025 Milliarden Dollar abgeschlossen. Die Veräusserung war vor einem Jahr angekündigt worden. Der Verkauf umfasst fünf integrierte Zementwerke, vier Mahlwerke, sechs Zuschlagstoffwerke und 19 Transportbetonwerke. Damit hat der Baustoffhersteller die Trennung von wenig profitablen Geschäftsteilen fortgesetzt. Bereits früher hatte sich der Zement-Weltmarktführer aus mehreren in Ländern wie Indonesien Malaysia und Singapur zurückgezogen.

Auf der anderen Seite hat Holcim wieder eine Reihe von Übernahmen getätigt: So kaufte der Konzern vor kurzem die britische Wiltshire Heavy Building Materials, der ein Spezialist für die Wiederverwertung von Baumaterialien ist. Zudem wurde die im Mai angekündigte Übernahme des polnischen Unternehmens Izolbet abgeschlossen, das in der Renovierung, Wärmedämmung sowie Veredelung von Gebäuden tätig ist. Ebenso in trockenen Tüchern ist der Erwerb des Geschäftsbereich Polymers Sealants North America (PSNA) von Illinois Tool Works mit einem Umsatz von rund 100 Millionen Dollar. Auch der Kauf des belgischen Bauausrüsters Cantillana ist abgeschlossen. Zudem wurde das Dach- und Isolationsgeschäft des US-Konzerns SES definitiv übernommen.

AKTIENKURS: Die Holcim-Aktien haben seit der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen Ende Juli eine Berg- und Talfahrt gezeigt und stehen mit aktuell 42,60 Franken etwa in der Mitte des Auf und Abs. Auf Jahressicht hat die Aktie im laufenden Jahr etwa 8 Prozent eingebüsst, während der Gesamtmarkt SMI doppelt so viel verloren hat.

Website: www.holcim.com

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