Zürich (awp) - Der Zementhersteller LafargeHolcim gibt am Donnerstag, 30. Juli das Geschäftsergebnis zum ersten Halbjahr 2020 bekannt. Insgesamt sechs Analysten haben zum AWP-Konsens beigetragen.

H1 2020E
(in Mio Fr.)                 AWP-Konsens     H1 2019A  

Umsatz                         10'154         13'059     
Wiederkehrender EBIT              984          1'668      

Q2 2020E                                      Q1 2020A
Organ. Wachstum (in %)          -22,5          -3,3      

FOKUS: Die Analysten rechnen damit, dass LafargeHolcim ein schwaches erstes Halbjahr ausweisen wird. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Produktion, Lieferkette und Nachfrage nach Baustoffen dürften im zweiten Quartal stärker gewesen sein als im ersten. Hier wird mit einem deutlichen Rückgang beim Umsatz und einem überproportional hohen Minus beim Betriebsgewinn gerechnet. Bei der Marge wird mit stabilisierenden Effekten durch das Kostensenkungsprogramm, durch geringere Energiekosten und die selbstauferlegte Zurückhaltung bei den Investitionen gerechnet. Demgegenüber dürfte der starke Schweizer Franken negativ gewirkt haben.

Während die Erholung im chinesischen Bausektor bereits zum Ende des ersten Quartals eingesetzt hatte, waren andere Länder, wie etwa Indien oder die Philippinen, im April von einem scharfen Lockdown betroffen. Auch in Europa dürfte der April die grössten Bremsspuren gesehen haben. Von Interesse wird vor allem sein, wie stark und schnell die Erholung in den Monaten Mai und Juni war. Der geringste Abschwung wird von Analysten in der Region Nordamerika erwartet und auch Naher Osten/Afrika habe nur vergleichsweise geringe Beschränkungen gesehen.

Ob das Management eine Guidance für das Gesamtjahr abgeben wird, sei angesichts der weiter bestehenden Unsicherheiten fraglich. Bei dem Zementhersteller bestehe jedoch eine gewisse Fantasie, da die Bautätigkeit etwa in China, in anderen asiatischen Ländern und auch in Europa im Verlauf des Quartals wieder angezogen habe. Und mit Blick weiter nach vorn gebe es die Hoffnung auf staatliche Konjunkturprogramme, die den Bausektor stützen könnten.

ZIELE: Bereits im März zu Beginn der Corona-Krise in Europa hatte LafargeHolcim die Jahresprognose gekippt und bisher keine neue formuliert. Das Unternehmen hatte jedoch Ende April erwartet, dass die grössten Auswirkungen der Pandemie im zweiten Quartal zu Tage treten werden. Danach wurde eine Erholung erwartet.

PRO MEMORIA: Im ersten Quartal hat der Baustoffkonzern einen Umsatzrückgang um 11 Prozent auf 5,29 Milliarden Franken ausgewiesen und auf vergleichbarer Basis, also bereinigt um Devestitionen, Zukäufe und Währungen, ein Minus von 3,3 Prozent. Der bereinigte EBIT lag mit 262 Millionen Franken 14 Prozent tiefer und auf vergleichbarer Basis um 2,6 Prozent.

Als Reaktion auf die Krise hat das Management ein Kostensenkungsprogramm aufgelegt. So sollen die Investitionen gegenüber 2019 um mindestens 400 Millionen Franken reduziert werden. Für die Fixkosten peilt die Gruppe für 2020 einen Rückgang von 300 Millionen an. Zudem soll das Nettoumlaufvermögen vermindert und alle Produkte und Dienstleistungen von Dritten überprüft werden.

Im Mai musste der Konzern bei dem geplanten Verkauf des Geschäfts auf den Philippinen einen Rückschlag hinnehmen. LafargeHolcim hatte im vergangenen Jahr den Verkauf einer 85,7-Prozent-Beteiligung an Holcim Philippines an die San Miguel Corporation vereinbart. Doch die Wettbewerbsbehörde des Landes hat die Transaktion nicht im vorgegebenen Zeitrahmen genehmigt. Das hatte zur Konsequenz, dass die Vereinbarung verfallen ist, wie der Konzern mitteilte. Auf 100-Prozent-Basis wurden die Aktivitäten mit 2,15 Milliarden US-Dollar bewertet. Das ist auch für die vom Unternehmen angestrebten Senkung der Schulden ein Rückschlag. Der Konzern hatte sich 2019 von einer Reihe von Aktivitäten in Südostasien getrennt.

Nun führt man die Anlagen selbst weiter und im Mai hatten drei von vier Zementfabriken die Produktion wieder aufgenommen. Holcim Philippines sei gut positioniert, um sich nach der Covid-19-Krise schnell und effizient zu erholen, hiess es.

AKTIENKURS: Als Zykliker hat auch der Aktienkurs von LafargeHolcim während des Einbruchs an den Aktienmärkten besonders deutlich gelitten. Der Kurs ging von rund 53 Franken im Januar im Tief bis auf 28,30 Franken hinab. Das war ein Minus von mehr als 45 Prozent und der tiefste Stand seit mehr als zehn Jahren. Seitdem hat sich der Kurs wieder spürbar erholt und liegt aktuell wieder über 44 Franken.

Website: www.lafargeholcim.com

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