ZUG (dpa-AFX) - Eine anhaltend starke Nachfrage im privaten Wohnungsbau und die vielen Infrastrukturprogramme der Regierungen treiben den Baustoffkonzern Holcim (ehemals LafargeHolcim) weiter an. Zudem profitierten die Schweizer von ihrem jüngsten Zukauf Firestone Building Products, einem Hersteller von Flachdach- und Teichabdichtungssystemen. Umsatz und Ergebnisse legten im ersten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr kräftig zu. Der bereinigte operative Gewinn soll nun in diesem Jahr auf vergleichbarer Basis um mindestens 18 Prozent steigen statt um lediglich mindestens 10 Prozent, wie der Heidelbergcement-Konkurrent am Freitag bei Vorlage der Halbjahreszahlen in Zug mitteilte.

In den ersten sechs Monaten kletterte der Umsatz um gut 17 Prozent auf knapp 12,6 Milliarden Schweizer Franken (11,7 Mrd Euro). Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) - bereinigt um die Folgen des starken Franken sowie Zu- und Verkäufen von Unternehmensteilen - legte um 66 Prozent auf 1,98 Milliarden Franken zu. Allerdings hatte die Corona-Pandemie mit ihren Lockdowns weltweit das erste Halbjahr 2020 besonders stark belastet.

Inzwischen profitiert der Baustoffkonzern aber vom Gegensteuern der Regierungen in der Pandemie. Mit milliardenschweren Infrastrukturprogrammen wollen diese die Konjunktur ankurbeln. Dabei sieht Holcim vor allem gute Chancen für sein Unternehmen im US-Markt. Das US-Infrastrukturpaket "liegt voll in unserem Bereich", sagte Holcim-Chef Jan Jenisch am Freitag in einer Telefonkonferenz. Das Unternehme wolle nicht nur die Infrastruktur und den Wohnungsbau verbessern, sondern das Ganze auch nachhaltig gestalten.

Da sei Holcim mit den nachhaltigen Zementprodukten Ecopact und Ecoplanet sowie mit dem Dachsystemhersteller Firestone ganz vorne mit dabei. "Wir haben eine Superauftragslage", sagte Jenisch. Darin seien Konjunkturprogramme noch gar nicht enthalten. "Wir gehen davon aus, dass wir auch im zweiten Halbjahr und im nächsten Jahr eine sehr gute Auftragslage haben werden."

Der US-Senat hatte jüngst mit einer überparteilichen Mehrheit die Gesetzgebung für ein Infrastrukturpaket in Höhe von rund 550 Milliarden US-Dollar angestoßen. Damit will die Regierung neue Investitionen in Amerikas Infrastruktur stecken und Millionen Arbeitsplätze schaffen. Die Mittel sollen in den kommenden Jahren für Straßen, Brücken, Häfen, Flughäfen, den Nahverkehr und die Bahn eingesetzt werden. Zudem sind Gelder für die Modernisierung der Stromversorgung und den Ausbau der Ladestationen für elektrische Autos vorgesehen.

US-Präsident Joe Biden hatte im Frühjahr zunächst Pläne angekündigt, die in den kommenden acht Jahren Ausgaben in Höhe von 1,9 Billionen US-Dollar für die Erneuerung der Infrastruktur vorsahen. Das Vorhaben und die geplante Finanzierung über Steuererhöhungen stieß bei Republikanern jedoch auf sehr großen Widerstand. Konzernchef Jenisch geht aufgrund der guten Auftragslage davon aus, die eigentlich für 2022 gesetzten Ziele bereits in diesem Jahr zu erreichen. Unter dem Strich blieb im ersten Halbjahr 2021 ein Gewinn von 839 Millionen Franken nach 347 Millionen Franken im Vorjahr./mne/AWP/zb