BILBAO (dpa-AFX) - Der spanische Energiekonzern Iberdrola bekommt weiter die Folgen der Corona-Pandemie zu spüren. Eine geringere Nachfrage nach Strom, anhaltender Druck auf die Großhandelspreise, verspätete Zahlungen und höhere Kosten für die Sicherung der Gesundheit der Mitarbeiter belasteten das operative Ergebnis in den ersten neun Monaten des Jahres, wie der Versorger am Mittwoch in Bilbao mitteilte. Die Iberdrola-Aktie gab am Vormittag um mehr als ein Prozent nach.

Der Umsatz sank wegen der gesunkenen Nachfrage von 26,5 Milliarden auf 24,25 Milliarden Euro. Dagegen stieg die Stromproduktion der Gruppe um 7,2 Prozent. Verantwortlich dafür war die starke Zunahme um knapp 17 Prozent bei den erneuerbaren Energien, vor allem bei den Windkraftanlagen auf See. Der Konzern bleibe weiterhin finanziell robust, heißt es.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ging im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zwei Prozent auf knapp 7,4 Milliarden Euro zurück. Die Auswirkungen der Pandemie belasteten das Ergebnis mit 216 Millionen Euro.

Unter dem Strich verdiente Iberdrola mit rund 2,7 Milliarden Euro jedoch 4,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Allerdings beinhaltet der Betrag positive Einmaleffekte. So hatte der Energiekonzern im ersten Quartal seine Beteiligung an Siemens Gamesa veräußert.

Am Mittwoch kündigte der Energiekonzern nun eine Übernahme in den USA an. Die Iberdrola-Tochter Avangrid will den US-Energiekonzern PNM übernehmen. Damit verstärkt Spaniens größter Versorger seine Bemühungen um eine Expansion in Übersee. Der gebotene Kaufpreis liegt den Angaben zufolge bei 4,3 Milliarden US-Dollar (3,66 Mrd Euro). Der Verwaltungsrat von PNM hat dem Verkauf bereits zugestimmt, die Aktionäre des Konzerns müssen aber noch mitmachen.

Infolge des Lockdowns im Frühjahr wurde in vielen Ländern weniger Strom benötigt, die Nachfrage ging zurück. Dazu verzögerten sich einige Projekte, was wiederum die Einnahmen minderte. Es heißt zwar von Unternehmensseite, die Marktbedingungen normalisieren sich wieder. Aber der Konzern erklärt in seinem Zwischenbericht auch, dass es derzeit nicht absehbar sei, wie sich die Corona-Pandemie in den kommenden Monaten auf das Geschäft auswirke.

Trotzdem bekräftigte die Iberdrola-Führung ihren Plan, trotz der Auswirkungen von Corona im laufenden Jahr wie geplant 10 Milliarden Euro zu investieren. Nach neun Monaten waren davon 6,64 Milliarden Euro erreicht. Die Summe sei 23 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum und so hoch wie nie zuvor, hieß es./knd/stw/jha/