LONDON (awp international) - Die starken Beschränkungen in der Corona-Pandemie belasten die Wirtschaft im Euroraum zu Jahresbeginn deutlich. Der vom Institut IHS Markit erhobene Einkaufsmanagerindex fiel im Januar um 1,6 Punkte auf 47,5 Zähler, wie das Forschungsunternehmen am Freitag in London mitteilte. Analysten hatten im Schnitt mit einem Rückgang des Stimmungsindikators auf 47,6 Punkte gerechnet. Der an den Finanzmärkten stark beachtete Indikator liegt so merklich unter der Wachstumsschwelle von 50 Punkten.

Die Entwicklung in der Industrie und im Dienstleistungssektor bleibt sehr unterschiedlich. Trotz eines Rückgangs liegt der Industrieindikator weiter merklich über der Wachstumsschwelle. Von den Beschränkungen des öffentlichen Lebens im Kampf gegen die Pandemie ist vor allem der Dienstleistungsbereich betroffen. Der entsprechende Indikator signalisiert weiter eine deutliche Schrumpfung des Sektors.

"Dass die Eurozone vor einer erneuten Rezession steht, scheint angesichts verschärfter Restriktionen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, mit denen die Unternehmen zu kämpfen haben, immer unausweichlicher", erklärte Chris Williamson, Chefvolkswirt bei IHS Markit. Die Talfahrt habe sich im Januar insgesamt beschleunigt. "Ein Trost resultiert zumindest aus der Tatsache, dass der jetzige Wachstumsrückgang schwächer ausfällt als im Frühjahr letzten Jahres, weil sich die Industrie noch immer wacker schlägt", so Williamson. Im April war der Indikator noch bis auf 13,6 Punkte gefallen.

Auch Commerzbank-Ökonom Christoph Weil erwartet angesichts der Schwäche im Dienstleistungssektor im Winterhalbjahr eine Rezession in der Eurozone. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte deshalb im Schlussquartal zum Vorquartal "um etwa 2 Prozent gesunken sein", sagte Weil. Auch im ersten Quartal erwarte man eine Schrumpfung. Im zweiten Quartal dürfte es laut Weil dann aber wieder steil nach oben gehen, da die Corona-Beschränkungen spätestens im April spürbar gelockert werden sollten.

In Deutschland und in Frankreich signalisiert der Wert für den Dienstleistungssektor eine deutliche Abschwächung der wirtschaftlichen Aktivität. In Deutschland fiel der Rückgang des Dienstleistungsindikators jedoch merklich geringer aus als erwartet. In Frankreich legte der Industrieindikator zwar zu. Er liegt aber klar unter dem immer noch recht hohen Wert in Deutschland.

Der Eurokurs legte nach der Veröffentlichung der deutschen Zahlen zu und stieg bis auf fast 1,22 Dollar. Die Aktienmärkte in Europa zeigten keine nachhaltige Reaktion.

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