Wien (Reuters) - Dem Wiener Immobilienkonzern Immofinanz drohen nach der Übernahme durch die CPI Property Group hohe Geldabflüsse aus der Rückzahlung von Unternehmensanleihen.

Angesichts dieser Unsicherheit wolle man sich vorerst nicht auf eine Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr festlegen, sagte Finanzvorstand Stefan Schönauer am Donnerstag. Klarheit erwartet der Konzern noch im April, die Anteilseigner sollen jedenfalls bis vor der Hauptversammlung am 12. Juli informiert werden. Zuletzt wurden 75 Cent je Aktie ausgeschüttet.

Grund für die Zurückhaltung des Managements sei eine Klausel im Zusammenhang mit dem Kontrollwechsel bei der Immofinanz, die nach der mehrheitlichen Übernahme der CPI in den Finanzierungen wirksam geworden sei. Die vom tschechischen Milliardär Radovan Vitek kontrollierte Immobiliengesellschaft hatte im März mit ihrem Übernahmeangebot die Mehrheit an der Immofinanz erreicht. Betroffen sind laut Schönauer Bankfinanzierungen in einem Volumen von rund 1,4 Milliarden Euro und Unternehmensanleihen mit rund 980 Millionen Euro. Welche Summe insgesamt fällig wird, ist noch offen. An Liquidität stehe rund eine Milliarde Euro zur Verfügung.

Die Banken hätten den Kontrollwechsel bereits zum großen Teil abgenickt. "Einige Zustimmungen sind noch unter rechtlichem Vorbehalt, aber wir haben bis heute keinerlei Erkenntnis, dass Banken ihre Kredite gegenüber der Immofinanz fällig stellen", sagte der Finanzchef. Bei den Anleihengläubigern wollen hingegen einige von ihrem Verkaufsrecht Gebrauch machen. Bis Stand 15. April seien 250 Millionen Euro an Rückzahlungen angekündigt worden, sagte Schönauer. Die Frist für die Gläubiger laufe noch bis zum 25. April. Erst danach könne man abschließend sagen, wie hoch der Bedarf tatsächlich ist. "Ich möchte darauf hinweisen, dass dieser Liquiditätsbedarf natürlich ein sehr großer sein kann und auch unsere Kapitalmarkt-Guidance davon beeinflusst werden kann", räumte Schönauer ein.

IMMOFINANZ WILL WEITER WACHSEN

Das Immobilien-Portfolio will Immofinanz im laufenden Jahr auf bis zu sechs Milliarden Euro ausbauen. Per Jahresende 2021 nannte die auf Gewerbeimmobilien in Österreich, Deutschland und Osteuropa fokussierten Firma den Wert mit rund 5,2 Milliarden Euro. Die für Immobiliengesellschaften wichtige operative Kennzahl FFO 1 soll im laufenden Jahr bei mehr als 135 Millionen Euro liegen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr war der FFO 1 auf 120,1 Millionen Euro von 126,1 Millionen Euro gesunken. Zurückzuführen war dies auf einen höheren Finanzierungsaufwand sowie eine geringere Dividende aus der Beteiligung an der S Immo. Das Konzernergebnis drehte auf einen Gewinn von 345,8 Millionen Euro nach einem Verlust von 165,9 Millionen Euro im Corona-geprägten Jahr davor.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)