(neu: aktualisierte Kurse, neuer Stand zur geplanten Übernahme von Qualcomm durch Broadcom)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der feindliche Übernahmevorstoß des Chipherstellers Broadcom in Richtung des Rivalen Qualcomm hat am Montag nicht nur die Aktien der beiden US-Konzerne beflügelt, sondern auch jene der größten deutschen Chipwerte Infineon und Dialog Semiconductor .

Die Infineon-Papiere gewannen in der letzten Handelsstunde 1,03 Prozent auf 24,625 Euro. Die Anteilscheine von Dialog legten gar um 1,79 Prozent auf 43,75 Euro zu. Infineon waren damit im Dax unter den besten Werten. Gleiches gilt für Dialog im TecDax . Während der deutsche Leitindex unverändert notierte, rückte das Tech-Barometer um ein gutes halbes Prozent vor.

Broadcom will für 130 Milliarden US-Dollar Qualcomm kaufen. Gelingt das Vorhaben, wäre es der bisher teuerste Firmenkauf in der Tech-Industrie. Die Transaktion könnte aber am Widerstand von Qualcomm oder Einwänden der Regulierer scheitern. Qualcomm werde das Angebot als zu niedrig und regulatorisch riskant ablehnen, berichtete die "Financial Times" unter Berufung auf informierte Personen. Der Übernahmeversuch zu 70 Dollar pro Qualcomm-Aktie ist feindlich, geschieht also gegen den Willen von Qualcomm.

Qualcomm kommt aktuell auf einen Börsenwert von knapp 94 Milliarden Dollar, während Broadcom mit rund 112 Milliarden Dollar bewertet wird. Qualcomm selbst will den kleineren niederländischen Konkurrenten NXP für 47 Milliarden Dollar schlucken. Zudem befindet sich einem Zeitungsbericht zufolge der Chipkonzern Marvell Technology in Verhandlungen über einen Kauf von Cavium. Auch diese beiden Aktien legten am Montagnachmittag an der Nasdaq-Börse deutlich zu.

Das sich drehende Übernahmekarussell in der Chipindustrie sollte die deutschen Branchenwerte generell stützen, kommentierte ein Börsianer. Ein anderer sieht allerdings im Falle einer Übernahme von Qualcomm durch Broadcom auf Infineon keine direkten Auswirkungen.

Dass Broadcom an Qualcomm dran ist, sei für die deutschen Chipwerte sowohl gut als auch schlecht, kommentierte Händler Markus Huber von City of London Markets. Es bringe verstärkt Fusionsfantasie in den ganzen Sektor.

Möglicherweise komme aber Broadcom bei Qualcomm nicht zum Zug und werde dann andere Firmen für eine Übernahme in Betracht ziehen. Das Angebot zu 70 Dollar je Aktie erscheine ohnehin zu billig, so Huber. Sollte Broadcom aber erfolgreich sein und dann auch die Wogen im Patentstreit zwischen Qualcomm und Apple glätten können, dann könnte der iPhone-Hersteller wieder mehr Chips von Qualcomm nachfragen und somit bei anderen Chipproduzenten für Preisdruck sorgen./ajx/jsl/jha/ajx/he