PARIS/FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktien des Halbleiterausrüsters ASML haben am Freitag nahtlos an die jüngste Jagd nach Rekordkursen angeknüpft. In der Spitze rückten sie um 1,8 Prozent auf über 350 Euro vor. Seit Mitte März sind die Papiere kontinuierlich gestiegen, fast verdoppelt hat sich der Kurs in diesem Zeitraum. Aber auch andere Branchentitel wie Infineon und STMicroelectronics haben sich beeindruckend vom Corona-Crash erholt.

Gestützt wird die ASML-Aktie am letzten Handelstag der Woche von höheren Kurszielen der Investmenthäuser JPMorgan und Morgan Stanley. Mit 408 Euro beziehungsweise 380 Euro sehen die beiden Banken trotz des starken Anstiegs noch immer Aufwärtspotenzial. JPMorgan-Analyst Sandeep Deshpande nannte ASML neben Infineon den "Top Pick" der Branche, die Aktie sei quasi eine Anlage für den Ruhestand. Die Nachfrage nach Halbleitern sei intakt, seit Mitte 2019 seien beispielsweise die Spot-Preise für Flash-Speicherchips (NAND) um mehr als 50 Prozent gestiegen.

Im Corona-Crash waren die Papiere der Niederländer zunächst in nur vier Wochen von Kursen um 290 Euro um fast 40 Prozent abgesackt auf unter 180 Euro. In den folgenden knapp vier Monaten zogen sie um 170 Euro nach oben. An der Börse ist das Unternehmen mittlerweile nahezu 150 Milliarden Euro wert - fast soviel wie der deutsche Software-Riese SAP. Im Eurozone-Leitindex EuroStoxx 50 sind ASML hinter LVMH, SAP und L'Oreal der viertschwerste Titel.

Aktien von Infineon haben die schwere Scharte des Corona-Crash ebenfalls vollständig ausgewetzt. Sie stiegen am Freitag um 2 Prozent auf über 22 Euro, den höchsten Stand seit Beginn des weltweiten Ausverkaufs an den Börsen. Aktien von STMicroelectronics blicken zwar auf eine ebenfalls beeindruckende Erholung von mehr als 80 Prozent seit dem Crash-Tief im März zurück; sie haben jedoch die Crash-Verluste damit noch nicht ganz wieder aufgeholt.

Die Corona-Krise hat Trends wie Digitalisierung, Home Office, Konnektivität und den Einsatz von Sensortechnik in vielen Geschäfts- und Lebensbereichen noch verstärkt. Insofern gelten viele Unternehmen der Halbleiterindustrie als Profiteure der Krise. In den USA, wo sich mit Intel, AMD, Broadcom und Texas Instruments etliche Chip-Größen tummeln, ist der Gesamtumsatz der Branche im Mai um gut neun Prozent gestiegen im Vergleich zum Vormonat. Historisch belaufe sich das Plus im Monat Mai nur auf vier Prozent, wie Analyst Stacy Rasgon vom Analysehaus Bernstein anmerkte./bek/edh/mis