Von Dan Gallagher

NEW YORK (Dow Jones)--Für Intel sah es vor den wirklich richtig harten Zeiten nach Besserung aus. Wie sich nun herausstellt, geschieht dies aber beides zur gleichen Zeit.

Ein boomender PC-Markt hat dazu beigetragen, dass Intel im ersten Quartal einen besser als erwarteten Umsatz erzielte. Die Gesamteinnahmen, bereinigt um den anstehenden Verkauf des Speichergeschäfts, lagen um etwa 1,1 Milliarden US-Dollar höher als die Mitte der Intel-eigenen Prognose vor drei Monaten. Entscheidend war, dass die PC-bezogenen Einnahmen des Unternehmens im Jahresvergleich um 8 Prozent auf 10,6 Milliarden Dollar kletterten. Auch die Umsätze in den viel kleineren Segmenten Mobileye, programmierbare Lösungen und Internet of Things lagen über den Schätzungen der Wall Street.

Aber einer der größten Chiphersteller der Welt zu sein, war inmitten eines globalen Engpasses in der Chip-Produktion nicht genug. Intels Rechenzentrumssparte, die Prozessoren an Cloud-Computing-Giganten verkauft, um deren schnell wachsende Dienste zu betreiben, musste im Jahresvergleich einen Umsatzeinbruch von 20 Prozent hinnehmen. Das ist der schlimmste entsprechende Rückgang in der Geschichte des Unternehmens. Das Segment steht vor einem schwierigen Vergleich mit einem 42-prozentigen Umsatzanstieg im ersten Quartal des vergangenen Jahres, was Intel dazu veranlasste, den Einbruch auf den Abbau der Lagerbestände zu schieben. Ein noch stärkerer Rückgang des operativen Gewinns in der Rechenzentrumssparte reduzierte die operativen Margen des Segments auf 23 Prozent - ein Rekordtief für ein Geschäft, das in den vergangenen acht Quartalen durchschnittlich operative Margen von 41 Prozent erzielt hat.


   Aktienkurs gab als Reaktion auf Quartalszahlen nach 

Es überrascht kaum, dass der Aktienkurs von Intel nach den Ergebnissen als Reaktion um 2 Prozent nachgab. Der starke Rückgang der Margen im Bereich der Rechenzentren deutet darauf hin, dass Intel weiter an Boden gegenüber Konkurrenten wie Advanced Micro Devices verlieren könnte. Diese setzen die fortschrittlichen Produktionsprozesse bei der Taiwan Semiconductor Manufacturing Co. ein, um ihre wettbewerbsfähigsten Chips seit Jahren zu produzieren. Intel spielte diese Aussicht während einer Telefonkonferenz herunter und kreidete den Margendruck stattdessen den Kosten für die Produktion seiner neuesten Rechenzentrumschips auf seinem neuen und stark verzögerten 10-Nanometer-Produktionsprozess an.

Wie dem auch sei, die Ergebnisse werden einen Teil des Enthusiasmus dämpfen, der sich in letzter Zeit für Intel aufgebaut hat. Vor den Ergebnissen war die Aktie um 18 Prozent emporgeschnellt, seit das Unternehmen Ende Januar Pat Gelsinger zum neuen CEO ernannte. Gelsinger legte vergangenen Monat einen ehrgeizigen Plan vor, um den Schwung des Unternehmens in den fortschrittlichsten Chip-Herstellungsprozessen wiederzuerlangen. Zugleich öffnete er seine Fabriken für die Produktion von Prozessoren, die von anderen Unternehmen entwickelt wurden. Der Plan nutzt geschickt die momentane Situation der Industrie, in der sogar der Präsident der Vereinigten Staaten Milliarden zur Subventionierung der heimischen Chipherstellung fordert.


   Für Chipherstellung ist langer Atem das A und O 

Chipherstellung ist das ultimative Langzeitspiel in der Technik. Es dauert zwei bis drei Jahre, um neue Fertigungsanlagen zu bauen und auszurüsten. In der Zwischenzeit muss Intel seine eigenen Chips wettbewerbsfähig halten und gleichzeitig die Produktionslücke zu TSMC schließen, das gerade seine geplanten Investitionsausgaben für dieses Jahr auf 30 Milliarden Dollar erhöht hat. Das rangiert um mehr als 50 Prozent über Intels eigenem Ziel. Gelsinger merkte zuletzt an, dass Intel auch plane, "aggressiv" in Bezug auf Marktanteile vorzugehen. Das ist ein weiterer teurer Plan.

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April 23, 2021 10:26 ET (14:26 GMT)