Zürich (awp) - Die Privatbankengruppe Julius Bär veröffentlicht am Donnerstag, 17. November, einen Zwischenbericht über den Geschäftsverlauf der ersten zehn Monate 2016. Zum AWP-Konsens haben insgesamt sechs Analysten beigetragen.

Per Ende Oktober 2016E
(In Mrd CHF)              AWP-Konsens     Ende Juni 16A  

Kundenvermögen (AuM)          320                   311  


(In Basispunkten)         AWP-Konsens     Ende Juni 16A  

Bruttomarge                  90,6                    95  


(In %)                    AWP-Konsens     Ende Juni 16A  

Cost/Income-Ratio            67,5                  64,7  
Netto-Neugeldzufluss*         3,7                   3,7    


* annualisiert

FOKUS: Die Erwartungen der Analysten bezüglich des "Interim Management Statements" für die ersten zehn Monate 2016 sind eher gedämpft. Die Experten gehen insgesamt von einer weiteren Zunahme der verwalteten Vermögen gegenüber dem Halbjahr 2016 aus. Einen Beitrag dazu geleistet hat auch die Commerzbank International S.A. Luxembourg (CISAL), deren Akquisition im Juli abgeschlossen wurde. CISAL verwaltet gemäss Angaben vom Juli Vermögen über rund 2,5 Mrd EUR. Zudem dürfte sich das Institut eines weiteren Nettoneugeldzuflusses erfreut haben, der sich aber am unteren Ende des vom Unternehmen gesetzten mittelfristigen Zielbandes befinden dürfte.

Aufgrund einer Beschleunigung bei Neuanstellungen von Kundenberatern dürften allerdings die Kosten mit einer zeitlichen Verzögerung steigen und das Aufwand/Ertrags-Verhältnis (Cost/Income-Ratio) negativ beeinflussen. Analysten gehen aber davon aus, dass sich die CI-Ratio in den ersten zehn Monaten im Rahmen des für das Gesamtjahr angepeilten Zielkorridors bewegen wird.

ZIELE: Anlässlich der Veröffentlichung der Halbjahresresultate bestätigte das Management die bisherige Guidance für das laufende Jahr sowie die Mittelfrist-Ziele. Demnach rechnet die Bank mit einem CI-Ratio von 68-69% für das laufende Jahr respektive von 64-68% in der mittleren Frist. Im ersten Halbjahr 2016 belief sich die CI-Ratio bei Julius Bär auf 64,7%, nachdem sie im Gesamtjahr 2015 noch bei 67,2% gelegen hatte. Ausserdem strebt das Institut mittelfristig unverändert ein Nettoneugeldwachstum von 4-6% sowie eine Vorsteuergewinnmarge von über 30 Basispunkten an.

Bezüglich der Kapitalisierung hat die Bank mittelfristige Untergrenzen für die Gesamtkapitalquote von 15% und für die Tier-1-Quote von 11% festgelegt. Bei der Dividendenpolitik strebt sie eine Ausschüttung von rund 40% des adjustierten Konzerngewinns an.

PRO MEMORIA: Das Institut hatte Mitte Juli eine neue Organisationsstruktur und Wechsel im obersten Management bekanntgegeben. Der Posten des Chief Operating Officer (COO) wird mit Nic Dreckmann neu besetzt. Er löst im Amt Gregory Gatesman ab, der in die USA zurückkehren will. Zudem tritt Geschäftsleitungsmitglied Giovanni Flury in den Ruhestand. Der erst im vergangenen Oktober angetretene Schweiz-Chef Barend Fruithof verlässt im Zuge des Umbaus die Bank bereits wieder. Die neue Struktur der Bank Julius Bär umfasst neu die fünf Regionen Schweiz, Europa, Emerging Markets, Lateinamerika und Asien Pazifik. Die strategische Ausrichtung der Einheit Investment Solutions Group, die derzeit interimistisch von Yves Robert-Charrue geführt wird, wird per Anfang August 2016 in Advisory Solutions umbenannt. Die Leitung übernimmt Philipp Rickenbacher.

Zuvor hatte die Bank personelle Verstärkungen im Schweizer Geschäft angekündigt. So stösst am Standort Bern neben einem neuen Leiter ein zehnköpfiges Team von der Bank Valiant zu Julius Bär und die Standorte Genf und Luzern werden unter eine neue Leitung gestellt.

Anfang Juli hatte Julius Bär den im Dezember 2015 angekündigten Kauf der Commerzbank International S.A. Luxembourg (CISAL) abgeschlossen. Das erworbene Unternehmen wird nun unter dem Namen Bank Julius Baer Luxembourg tätig sein. CISAL verwaltet Vermögen über rund 2,5 Mrd EUR und beschäftigt rund 150 Mitarbeiter. Den Übernahmepreis von 78 Mio EUR, darin seien 35 Mio an regulatorischem Kapital eingeschlossen, habe man in bar entrichtet. Der Restrukturierungs- und Integrationsaufwand wird auf rund 20 Mio EUR veranschlagt.

Ausserdem treibt die Bank ihre Expansion in Asien personell voran. Im September ernannte sie Bhaskar Laxminarayan zum Chief Investment Officer (CIO) Asien und gleichzeitig zum Leiter IM Asien. Mit dieser Funktion wolle die Bank im "zweiten Heimmarkt" wachsen, hiess es damals. Von den Neuanstellungen von rund 200 Bankern im laufenden Jahr seien mehr als die Hälfte auf Asien entfallen, sagt CEO Boris Collardi in einem Interview.

Die Phase der Übernahmen im Privatbankensektor hat sich nach Ansicht von Collardi derzeit etwas "abgekühlt". Auch Julius Bär habe die Zeiger auf organisches Wachstum gestellt, auch wenn ergänzende Akquisitionen nicht ausschliessen seien, sagte Collardi im Interview. In einer Risiko-Rendite-Betrachtung erachte er organisches Wachstum und Neuanstellungen als die bessere Alternative.

AKTIENKURS: Die Aktien von Julius Bär gehören im bisherigen Jahresverlauf zu den Verlierern an der Börse. Zuletzt, im Zuge der Trump-Hausse, zeigte der Kurstrend aber wieder nach oben. Dennoch verbleibt seit Jahresanfang noch immer ein Minus von fast 10% was der Performance des Gesamtmarktes in etwa entspricht.

Homepage: www.juliusbaer.com

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