Zürich (awp) - Die Privatbankengruppe Julius Bär publiziert am Montag, 1. Februar, die Zahlen zum Geschäftsjahr 2020. Zum AWP-Konsens haben insgesamt zehn Analysten beigetragen.

2020E
(in Mio Fr.)           AWP-Konsens      2019A    

Betriebsertrag            3'592         3'383        
Adj. Konzerngewinn          938           772         
IFRS Konzerngewinn          650           465         

(in BP)
Bruttomarge                87,7          82,0         

(in %)
Cost/Income-Ratio          67,1          71,0         

(in Mrd Fr.)
Net New Money (NNM)        15,2          10,6         


(in Mrd Fr.)         per 31.12.2020     per 30.09.2020

Kundenvermögen (AuM)        427           413         


(in Fr.)                  2020E         2019A

Dividende je Aktie         1,58          1,50         

FOKUS: Julius Bär dürfte im Schlussquartal von der starken Performance der Finanzmärkte und dem gestiegenen Risikoappetit der Anleger profitiert haben. So könnte die Bank für 2020 auf adjustierter Basis gar ein Rekordresultat vermelden, meinen etwa die Analysten der Bank Vontobel. Allerdings wird das Konzernergebnis von einem im Oktober mitgeteilten Abschreiber auf dem Goodwill der italienischen Tochter Kairos und Bussenrückstellungen beeinträchtigt. Die ZKB erwartet entsprechend ein "analysebedürftiges, aber insgesamt ansprechendes" Zahlenwerk. Auf Interesse werden auch Aussagen der Bär-Führung über die Finma-Massnahmen stossen, insbesondere zu dem vor Jahresfrist verhängten Verbot von grossen Übernahmen.

ZIELE: Julius Bär hatte im vergangenen Februar neue Mittelfristziele bis 2022 bekannt gegeben. So strebt die Bank ein adjustiertes Kosten-Ertragsverhältnis von unter 67 Prozent (2019: 71 Prozent) und eine Vorsteuermarge von 25 bis 28 Basispunkten (2019: 22 BP) an. Beim adjustierten Gewinn vor Steuern wird 2020 bis 2022 eine jährliche Wachstumsrate von über 10 Prozent angestrebt. Die adjustierte Rendite auf dem Kernkapital (CET1) soll 2022 mindestens 30 Prozent betragen (2019: 27 Prozent). Auf ein Ziel für den Neugeldzufluss verzichtet Bär dagegen.

PRO MEMORIA: Im Februar 2020 hatte die Finanzmarktaufsicht Finma die Julius Bär im Rahmen eines Enforcementverfahrens wegen schweren Mängeln in der Geldwäschereibekämpfung im Kontext mit dem Korruptionsfall rund um PDVSA aber auch den Weltfussballverband Fifa gerügt. Sie hatte der Bank damals untersagt, "bis zur "Wiederherstellung des ordnungsgemässen Zustandes" grosse und komplexe Firmenakquisitionen durchzuführen.

Julius-Bär-Chef Philipp Rickenbacher kann sich allerdings vorstellen, dass die Bank bald wieder grössere Zukäufe tätigen kann. "Übernahmen waren in der Vergangenheit eine unserer Stärken", sagte er im November in einem Interview. "Die Auflage wird nächstes Jahr überprüft werden, und basierend auf den Massnahmen, die wir ergriffen haben, bin ich zuversichtlich, dass wir die Restriktion 2021 werden ablegen können", sagte er.

Die Geldwäschereifälle zeitigten auch Konsequenzen für vier hochrangige frühere Manager von Julius Bär. Die Finma gab im Januar bekannt, dass sie ein Verfahren gegen einen Bär-Manager eröffnet und zwei weitere Personen schriftlich gerügt hat. Zu diesen gehört auch der frühere Julius Bär-Chef Boris Collardi, wie dieser bestätigte. In einem vierten Fall sah die Finma von der Eröffnung eines Verfahrens ab, weil der Betreffende künftig auf Führungspositionen in Finma-beaufsichtigten Finanzunternehmen verzichte. Bei den gerügten Personen dürfte es sich laut Medienberichten neben Collardi um seinen Nachfolger Bernhard Hodler handeln. Die beiden weiteren betroffenen Personen sind offenbar Manager, die bei Julius Bär für die Region Lateinamerika zuständig waren.

Im November erzielte Julius Bär eine Einigung mit dem US-Justizministeriums (DOJ) rund um eine Untersuchung über Korruptionsfälle bei der Fifa. Dabei bildete die Bank eine Rückstellung in Höhe von 79,7 Millionen US-Dollar, das dem Finanzergebnis 2020 belastet wird. Das mit dem DOJ vereinbarte "Deferred-Prosecution-Agreement" umfasse eine aussergerichtliche Einigung für drei Jahre und eine finanzielle Entschädigung.

Im Rechtsstreit um verschollene DDR-Vermögen der ursprünglich von der UBS übernommenen Bank Cantrade war Julius Bär im September vor dem Bundesgericht unterlegen. Die Bank wurde endgültig zu einer Zahlung von rund 150 Millionen Franken verurteilt. Der Betrag ist durch eine Rückstellung gedeckt. Dennoch will Julius Bär den Betrag von der UBS zurückfordern. Dort stösst die Forderung allerdings laut Aussagen des damaligen UBS-CEO Sergio Ermotti vom letzten Oktober aber auf taube Ohren.

Per Anfang Februar hat Julius Bär sechs neue Kundenberater für die Region Lateinamerika eingestellt. Unter Führung von Philipp Frischknecht soll das Team das Geschäft in 'Hispanic America' ausbauen und weiteres Wachstum schaffen. Die Subregion "Hispanic America" ist Teil der Region Americas und umfasst Chile, Argentinien, Peru, Kolumbien und andere Märkte. Das Team wechselt zum grossen Teil von der Credit Suisse zur Zürcher Privatbank.

In Spanien reorganisiert die Bank ihr Geschäft. Per Anfang Februar wird die spanische Einheit als Bankniederlassung der in Luxemburg ansässigen Julius Bär Europe geführt. Sergio de Miguel, seit Anfang 2020 Marktchef für die Region Iberien bei Julius Bär, soll das Geschäft der Region als Generaldirektor weiterhin vom Standort Madrid aus leiten. Er werde an Carlos Recoder berichtet, der für die Märkte Westeuropa, Luxemburg und Nordeuropa verantwortlich ist.

AKTIENKURS: Die Julius Bär-Aktie hat seit Jahresbeginn um knapp 7 Prozent zugelegt und damit besser abgeschnitten als der Gesamtmarkt (SPI +2,1%). Im vergangenen Jahr hatte sich die Titel mit einem Plus von 2,4 Prozent im Einklang mit dem Schweizer Markt nur schwach entwickelt.

Homepage: www.juliusbaer.com

jl/tp/yr