Zürich (awp) - Die Privatbankengruppe Julius Bär veröffentlicht am Montag, 19. Oktober, einen Zwischenbericht über den Geschäftsverlauf der ersten neun Monate 2019. Zum AWP-Konsens haben insgesamt fünf Analysten beigetragen.

Per Ende September 2020E
(in Mrd Fr.)              AWP-Konsens   Ende Juni 20A  

Kundenvermögen (AuM)          408,7          402            


(in Basispunkten)         AWP-Konsens   Ende Juni 20A   

Bruttomarge                   86,2            92            


(in Mrd Fr.)              AWP-Konsens   Ende Juni 20A  

Netto-Neugeldzufluss           7,3           5,0            

(in %)
Cost/Income Ratio             68,4          66,6            

FOKUS: Die Vermögensverwaltungsbank dürfte im dritten Quartal bei den verwalteten Vermögen zum einen von positiven Märkten profitiert haben, belastend hat sich dagegen wohl die Erstarkung des Frankens gegenüber dem Dollar und weiteren wichtigen Währungen ausgewirkt. Die Bruttomarge dürfte wieder schwächer ausgefallen sein als noch zum Halbjahr. In der ersten Jahreshälfte hatte die Bank allerdings noch von hoher Kundenaktivität in der Coronakrise profitiert.

ZIELE: Julius Bär hatte im Februar neue Mittelfristziele bis 2022 bekannt gegeben. So strebt die Bank ein adjustiertes Kosten-Ertragsverhältnis von unter 67 Prozent (2019: 71 Prozent) und eine Vorsteuermarge von 25 bis 28 Basispunkten (2019: 22 BP) an. Beim adjustierten Gewinn vor Steuern wird 2020 bis 2022 eine jährliche Wachstumsrate von über 10 Prozent angestrebt. Die adjustierte Rendite auf dem Kernkapital (CET1) soll 2022 mindestens 30 Prozent betragen (2019: 27 Prozent). Auf ein Ziel für den Neugeldzufluss verzichtet Bär dagegen.

In ihrer im Februar lancierten Strategie will Julius Bär die Kostenbasis bis ins Jahr 2022 um 200 Millionen Franken senken, wobei insgesamt 300 Stellen abgebaut werden sollen. Gleichzeitig will Bär auch den Ertrag um 150 Millionen Franken verbessern. Der Stellenabbau sei bereits zu einem grossen Teil umgesetzt, hatte CEO Philippe Rickenbacher im Juli erklärt.

PRO MEMORIA: Julius Bär führt am 2. November eine ausserordentliche Generalversammlung durch. An dieser soll über die Ausschüttung der zweiten Tranche der Jahresdividende befunden werden. Die Bank hatte im April angesichts der Coronakrise beschlossen, die ursprünglich vorgesehene Dividendenausschüttung für 2019 von 1,50 Franken pro Aktie in zwei Tranchen von je 0,75 Franken aufzuteilen. Wegen der GV veröffentlicht Julius Bär ausnahmsweise einen Zwischenbericht für neun Monate statt wie gewohnt für zehn Monate.

Im Zusammenhang mit Korruptionsvorfällen rund um den Weltfussballverband Fifa in den USA zeichnet sich laut einer Mitteilung von Julius Bär von Mitte September eine Lösung ab. Man sei "in fortgeschrittenen Gesprächen mit dem US-Justizministerium (DOJ) über eine Lösung" in dieser Angelegenheit. Dies könnte zur Zahlung "eines zweistelligen Millionenbetrags in US-Dollar" führen.

Ende September erlitt Julius Bär im Rechtsstreit um verschollene DDR-Vermögen eine Niederlage vor Bundesgericht. Die Vermögensverwaltungsbank wurde nun endgültig zu einer Zahlung von rund 150 Millionen Franken verurteilt. Das höchste Schweizer Gericht bestätigte eine Klage der deutschen Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) gegen Julius Bär in Höhe von rund 97 Millionen Franken plus Zinsen seit 2009. Die Bank hatte für den Betrag bereits 2019 eine Rückstellung getätigt. Allerdings will sie den Betrag von der UBS zurückfordern, da der Rechtsstreit wegen der Übernahme einer Privatbank von der UBS zu Julius Bär gelangt ist.

In den von einem internationalen Journalistennetzwerk veröffentlichten Dokumenten aus einem Datenleck des US-Finanzministeriums ist auch die Bank Julius Bär genannt worden. Die sogenannten "Fincen-Files" umfassen rund 2'100 Geldwäscherei-Verdachtsmeldungen von US-Banken, hauptsächlich aus den Jahren 2008 bis 2017. Neben Bär finden auch die Grossbanken Credit Suisse und UBS sowie Vontobel, Raiffeisen, Pictet, Sarasin und die Zürcher Kantonalbank aber auch in der Schweiz ansässige Auslandsbanken Erwähnung.

Über eine nachrangige ewige Tier1-Anleihe hat Julius Bär Ende September 350 Millionen Dollar aufgenommen. Mit den Mitteln könne die Bank ihre Kapitalstruktur optimieren. Die Anleihe qualifiziere als Kernkapital, womit die Kapitalisierung der Gruppe verstärkt werde. Das Wertpapier hat einen Coupon von 4,875 Prozent mit halbjährlicher Auszahlung.

Julius Bär denkt über eine Rückkehr in die USA nach. Derzeit werde der Aufbau einer US-Plattform erwogen, die sich an die lateinamerikanische Kundschaft der Bank richte, bestätigte Julius Bär Ende September einen entsprechenden Medienbericht. Entsprechende Angaben hatte die Leiterin des Lateinamerika-Geschäfts, Beatrice Sanchez, gemacht. Die Bank hatte bereits 2004 den Rückzug aus dem US-Geschäft eingeleitet.

Im Verwaltungsrat von Julius Bär ist Christian Meissner im Oktober mit sofortiger Wirkung zurückgetreten. Der Grund ist die Anstellung des Bankers in eine Führungsposition im Vermögensverwaltungsgeschäft der Grossbank Credit Suisse. Meissner war erst im Mai in den Julius Bär-VR gewählt worden.

AKTIENKURS: Die Julius Bär-Aktie hat wie auch weitere Bankentitel bisher ein schlechtes Börsenjahr hinter sich. Seit Jahresbeginn hat der Aktienkurs rund 18 Prozent eingebüsst. Für den Gesamtmarkt (SPI) steht im gleichen Zeitraum nur ein Minus von rund 3 Prozent zu Buche.

Homepage: www.juliusbaer.com

ab/tp