Zürich (awp) - Die Privatbankengruppe Julius Bär wird am kommenden Donnerstag, 19. Mai, einen Zwischenbericht über den Geschäftsverlauf in den ersten vier Monaten 2016 publizieren. Fünf Analysten haben folgende Schätzungen per Ende April:

Per 30.04.2016
In Mrd CHF               AWP-Konsens      31.12.2015   
Assets under Management:   302,7             299,7            

                         AWP-Konsens      30.04.2015
Bruttomarge (in BP):        89,4            ">100"           
Cost/Income-Ratio (in %):     69           "<65-70"           
NNM (in%, annualisiert):     4,5       "lower end 4-6%"      

FOKUS: Die Erwartungen am Markt für das "Interim Management Statement" sind recht gedämpft. Die ersten vier Monate des Jahres 2016 dürften recht ruhig verlaufen sein - dies im Gegensatz zu der gleichen Periode 2015 mit hohen Handelsaktivitäten in der Folge des SNB-Entscheids, bemerkt etwa die ZKB. Entsprechend dürfte die Bruttomarge unter dem Vorjahr zu liegen kommen. Die Analysten erwarten einen anhaltenden Nettoneugeld-Zufluss innerhalb der Zielbandbreite von 4-6% pro Jahr, dagegen dürften die schwache Finanzmärkte und negative Wechselkurseinflüsse auf den Vermögen gelastet haben. Dass die verwalteten Vermögen (AuM) mehrheitlich über dem Wert von Ende 2015 erwartet werden, ist vor allem auf die im April erfolgten Mehrheits-Übernahme der italienischen Kairos mit Vermögen von 8 Mrd EUR zurückzuführen. Wegen der Anstellung neuer Kundenberater könnte laut den Analysten auch das Kosten-Ertragsverhältnis unter Druck gekommen sein.

ZIELE: Mit dem Abschluss des US-Steuerstreits und der abgeschlossenen Integration der ehemaligen IWM-Einheiten von Merrill Lynch hatte die Gruppe ihre Mittelfrist-Ziele teilweise angepasst. Weiterhin strebt sie ein Neugeldwachstum von 4-6% an, die Vorsteuer-Gewinnmarge wird nun bei "über 30%" angepeilt. Die Cost/Income-Ratio soll in der Bandbreite von 64-68% zu liegen kommen. Bezüglich der Kapitalisierung hat die Bank Untergrenzen für die Gesamtkapitalquote von 15% und für die Tier-1-Quote von 11% festgelegt. Bei der Dividendenpolitik strebt sie eine Ausschüttung von rund 40% des adjustierten Konzerngewinns an.

PRO MEMORIA: Die Bank gab im Mai einen Wechsel in der Führung der Abteilung Investment Solutions Group (ISG) bekannt. Neuer Leiter ist Yves-Robert Charrue, der auf Burkhard Varnholt folgt. Letzterer wechselt zur Grossbank Credit Suisse.

Julius Bär will sich auch weiterhin nach Übernahme-Gelegenheiten umsehen. "Wir wollen von der laufenden Konsolidierung in unserer Industrie profitieren", sagte Bär-CEO Boris Collardi an der Generalversammlung im April. Nach dem Abschluss der Übernahme des Internationalen Vermögensverwaltungsgeschäfts (IWM) von Merrill Lynch sei eine fast zehnjährige Transformationsphase der Bank zu einem Ende gekommen, sagte er. Die Gruppe sei nun "bereit für eine neue Phase der Geschäftsentwicklung und der Transformation".

Anfang April gab Julius Bär bekannt, weitere 60,1% an der italienischen Kairos Investment Management für 276 Mio EUR erworben zu haben. Damit erhöhte die Schweizer Bank den Anteil an Kairos auf 80%. Wie schon im November letzten Jahres angekündigt, plant Julius Bär in einem weiteren Schritt eine Kotierung von Kairos durch Angebot eines Minderheitsanteils am Aktienkapital. Ende Dezember 2015 beliefen sich die verwalteten Vermögen von Kairos auf über 8 Mrd EUR.

Den Steuerstreit mit den USA hatte Julius Bär im Februar endgültig abgeschlossen. Zur Beilegung des Verfahrens hatte das Institut einer Busse von 547,25 Mio USD zugestimmt. Zudem bekannten sich zwei Mitarbeiter von Julius Bär vor einem US-Gericht schuldig. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) gab ausserdem bekannt, dass sie Julius Bär wegen ihres US-Geschäfts gerügt hatte. Die Bank habe Aufsichtsrecht verletzt. Die Rückstellungen für die Busse hatte Julius Bär dem Geschäftsjahr 2015 belastet.

AKTIENKURS: Der Kurs der Julius Bär-Aktie hat im laufenden Jahr 19,6% verloren und sich damit deutlich schlechter entwickelt als der Gesamtmarkt (SMI -10,1%). Die Titel des Vermögensverwalters haben im Jahresverlauf allerdings immer noch eine etwas bessere Performance gezeigt als die beiden anderen im Bluechip-Index SMI vertretenen Bankenwerte UBS (-25,5%) und CS (-38,3%).

Homepage: www.juliusbaer.com

an/tp