Zürich (awp) - Die Privatbankengruppe Julius Bär veröffentlicht am Montag, 25. Juli, die Ergebnisse zum ersten Halbjahr 2016. Zum AWP-Konsens haben sieben Analysten beigetragen.

H1 2016E
(in Mio CHF)          AWP-Konsens   H1 2015A 

Betriebsertrag          1'382         1'408 
Geschäftsaufwand          980         1'280  
Adj. Konzerngewinn*       337           384  
IFRS-Konzerngewinn        311            40  

(in Mrd CHF)
Neugeldzufluss            4,2           6,5 
Kundenvermögen (AuM)      304           305**

* Unter Ausklammerung von Integrations- und Restrukturierungskosten sowie 
  Abschreibungen auf immateriellen Vermögenswerten

**per 30. April 2016

FOKUS: Die Analysten erwarten ein adjustiertes Halbjahresergebnis unter dem Vorjahr. Im ersten Semester 2015 hatte Julius Bär allerdings eine Rückstellung von 350 Mio USD für den Vergleich mit den Justizbehörden im Steuerstreit gebildet, so dass damals unter dem Strich nur ein kleiner IFRS-Gewinn verblieben war. Beim Neugeldzufluss erwarten die Investoren für die ersten sechs Monate 2016 eine Verlangsamung, nachdem das Institut bereits für die ersten vier Monate einen Zufluss unter dem eigenen Zielwert vermeldet hatte.

Beschleunigte Neuanstellungen von Kundenberatern, die den Neugeldzufluss ankurbeln sollen, dürften zudem zu einer verschlechterten Kosten-Ertrags-Relation geführt haben. Die schwierigen Marktbedingungen der vergangenen Monate könnten zu einer Zurückhaltung bei den Kunden geführt und entsprechend auf die Erträge gedrückt haben.

ZIELE: Die Mittelfrist-Ziele der Bank Julius Bär umfassen ein Neugeldwachstum von 4-6%, zudem wird eine Vorsteuer-Gewinnmarge von "über 30 Basispunkten" angepeilt. Die Cost/Income-Ratio soll in der Bandbreite von 64-68% zu liegen kommen. Bezüglich der Kapitalisierung hat die Bank Untergrenzen für die Gesamtkapitalquote von 15% und für die Tier-1-Quote von 11% festgelegt. Bei der Dividendenpolitik strebt sie eine Ausschüttung von rund 40% des adjustierten Konzerngewinns an.

PRO MEMORIA: Die Bank Julius Bär hatte Mitte Juli eine neue Organisationsstruktur und Wechsel im obersten Management bekanntgegeben. Der Posten des Chief Operating Officer (COO) wird mit Nic Dreckmann neu besetzt. Er löst im Amt Gregory Gatesman ab, der in die USA zurückkehren will. Zudem tritt Geschäftsleitungsmitglied Giovanni Flury in den Ruhestand. Der erst im vergangenen Oktober angetretene Schweiz-Chef Barend Fruithof verlässt im Zuge des Umbaus die Bank bereits wieder. Die neue Struktur der Bank Julius Bär umfasst neu die fünf Regionen Schweiz, Europa, Emerging Markets, Lateinamerika und Asien Pazifik. Die strategische Ausrichtung der Einheit Investment Solutions Group, die derzeit interimistisch von Yves Robert-Charrue geführt wird, wird per Anfang August 2016 in Advisory Solutions umbenannt. Die Leitung übernimmt Philipp Rickenbacher.

Zuvor hatte die Bank personelle Verstärkungen im Schweizer Geschäft angekündigt. So stösst am Standort Bern neben einem neuen Leiter ein zehnköpfiges Team von der Bank Valiant zu Julius Bär und die Standorte Genf und Luzern werden unter eine neue Leitung gestellt.

In Monaco wurde im Juli Alain Ucari zum VR-Präsidenten von Julius Bär (Monaco) S.A.M. ernannt. Er ist dabei für die Stärkung der Governance und des Segments der Ultrareichen, den sogenannten "Ultra High Net Worth Individuals" (UHNWI) verantwortlich. Seine bisherige Funktion als CEO wird von Albert Henriques übernommen.

Anfang Juli hatte Julius Bär den im Dezember 2015 angekündigten Kauf der Commerzbank International S.A. Luxembourg (CISAL) abgeschlossen. Das erworbene Unternehmen wird nun unter dem Namen Bank Julius Baer Luxembourg tätig sein. CISAL verwaltet Vermögen über rund 2,5 Mrd EUR und beschäftigt rund 150 Mitarbeiter. Den Übernahmepreis von 78 EUR, darin seien 35 Mio an regulatorischem Kapital eingeschlossen, habe man in bar entrichtet. Der Restrukturierungs- und Integrationsaufwand wird auf rund 20 Mio EUR veranschlagt.

Nach den Korruptionsskandalen FIFA und Petrobras will die Bank Julius Bär Bank ihr System verbessern, damit solche Fälle in Zukunft nicht mehr vorkommen, erklärte Bär-CEO Collardi im Juni in einem Interview mit der "Schweiz am Sonntag". "Als global tätige Bank besteht ein gewisses Risiko, dass man via Geldtransfers und ähnliches in solche Skandale involviert wird." Ein Mitarbeiter, der in diesem Zusammenhang geltende Regeln und interne Bestimmungen verletzt habe, sei umgehend entlassen worden. Beim Wachstum setze das Institut vor allem auf Asien. "Wir haben seit Anfang Jahr in Asien rund 100 neue Mitarbeiter eingestellt", so Collardi. Dass zum Jahresstart das Ziel verfehlt wurde, bei den Neugeldern mit 4-6% zu wachsen, bereitete dem CEO keine Sorgen. Was Akquisitionen betreffe, sei das Institut "limitierter als auch schon". Das Eigenkapital liege aber immer noch "massiv über den gesetzlichen Erfordernissen". Für "das richtige Investment" könnte die Bank zudem in den Augen des CEO wohl ohne Probleme 1 Mrd CHF aufnehmen.

AKTIENKURS: Die Julius Bär-Aktie gehört im laufenden Jahr zu den klaren Verlierern an der Börse. Im Jahresverlauf hat sie bisher rund 16% abgegeben und damit auch deutlich mehr als der Bluechip-Index SMI, der seit Anfang Jahr gut 6% verloren hat. Eine noch schlechtere Jahresperformance weisen allerdings die beiden Grossbankenwerte UBS (-32%) und CS (-47%) aus.

Homepage: www.juliusbaer.com

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