Auf jede Maßnahme, die US-Präsident Donald Trump anordnet, um die eigene Wirtschaft zu schützen, folgt ein Gegenschlag - und niemand weiß, wann der nächste Tweet kommt. Diese Ungewissheit und die Angst vor einem Konjunktureinbruch schlägt sich nun auch bei großen Vermögensverwaltern in Asien nieder. Die sonst so handelsfreudigen reichen Kunden in der Region scheuen vor neuen Investitionen und riskanteren Anlagen zurück, wie mehrere Banken erklärten. Bei den Instituten - darunter UBS, Credit Suisse, HSBC, Julius Bär oder Deutsche Bank dürfte sich das in Form geringerer Gebühreneinnahmen bemerkbar machen. Wie groß die Einbußen sind, zeigt sich mit der Veröffentlichung der nächsten Welle an Quartalszahlen Ende Oktober.

UBS-Chef Sergio Ermotti hatte vergangene Woche vor den Auswirkungen des Zollstreits gewarnt. "Der Handelsstreit hat die Stimmung gedämpft", sagte er auf einer Konferenz. In der globalen Vermögensverwaltung der Bank seien die an die Kundentransaktionen gekoppelten Gebühren daher um zehn bis elf Prozent geschrumpft. Sie stellen einen von drei Ertragspfeilern in der Vermögensverwaltung dar, die das Kerngeschäft der UBS bildet. Auch bei der Verfolgerin Credit Suisse hätten sich die Kunden seit Beginn des Sommerquartals zurückgehalten, bestätigte ein Sprecher frühere Aussagen von Bankchef Tidjane Thiam. "Was man zuletzt beobachtet hat ist eine geringere Aktivität, weniger Transaktionen, definitiv geringere Volumen - vor allem im asiatisch-pazifischen Raum", sagte er.

Viele der weltweit tätigen großen Vermögensverwalter haben in den vergangenen Jahren ihr Asiengeschäft ausgebaut. Dort wächst der Reichtum der Bevölkerung dank der boomenden Wirtschaft am schnellsten - und damit die Zahl neuer Millionäre und Milliardäre, die Anlageberatung bei westlichen Banken suchen. In Europa sind die Wachstumsaussichten für viele Banken weniger rosig.

Doch die Aktienmärkte in Asien sind im Jahresverlauf teilsweise um 20 Prozent eingebrochen. Grund dafür waren unter anderen die Schutzzölle, die die USA auf bestimmte chinesische Produkte eingeführt hatten. Viele Anleger in Asien hatten daher aus Angst vor einem Wirtschaftsabschwung lieber die Finger von Aktien gelassen. "Die jüngste Emerging-Markets-Krise und der Handelskrieg haben definitiv dazu geführt, dass Kunden etwas risikoscheuer werden", sagte Kwong Kin-Mun, Chef der Vermögensverwaltung der Deutsche Bank in Südostasien. Nach dem starken Jahresstart und der stabilen Entwicklung im zweiten Quartal zeichne sich für das dritte Quartal eine "generelle Verlangsamung" ab. Ein Manager einer anderen Großbank bestätigte dieses Bild. "Es war ein herausforderndes drittes Quartal. Der Handelskonflikt schlägt sich insbesondere in China nieder", sagte er.

MEHR CASH, WENIGER RISIKO - SINKENDE GEBÜHREN

Die Vorsicht der Kunden sei auch in deren Portfolios ersichtlich, erklärte ein Vertreter einer europäischen Privatbank mit Niederlassungen in Asien. "Wir sehen, dass sich die Kunden defensiver verhalten und kurzfristig mehr Bargeld halten", sagte er. Die Banken verdienen jedoch dann, wenn die Kunden ihr Vermögen investieren - statt es auf dem Konto liegen zu lassen.

Die Flaute in Asien dürften die Institute jedoch nicht nur bei den transaktionsbezogenen Einnahmen zu spüren bekommen - auch andere Ertragspfeiler sind betroffen: Denn die Pauschalgebühren, die reiche Kunden für die Verwaltung ihres Vermögens bezahlen, sind an die Entwicklung des investierten Vermögens gekoppelt. Wenn das Vermögen der Kunden zunimmt - etwa durch eine gute Marktentwicklung - dann verdienen auch die Banken mehr. Doch die Aktienmärkte in China haben im laufenden Jahr an Wert verloren, während der US-Index Dow Jones von Rekord zu Rekord eilt.

Zudem haben einige Kunden angesichts der unsicheren Aussichten ihre Verschuldung zurückgefahren und keine Kredite mehr aufgenommen: Dieser Trend, über den einige Banken bereits für das zweite Quartal berichtet hatten, habe sich über den Sommer fortgesetzt, sagte ein Bankmanager. In der Bilanz der Institute macht sich dass letztlich über geringere Zinserträge bemerkbar.

Das zuletzt maue Geschäft ist für die Institute jedoch kein Grund, Asien den Rücken zu kehren. Das aufstrebende China bringe weiterhin jeden Tag neue Millionäre hervor, sagte Deutsche-Bank-Manager Kwong Kin-Mun. "Hoffentlich kann der neue Reichtum die generelle Verlangsamung bei den Investitionen ausgleichen." Zudem könne sich das Verhalten der Kunden rasch ändern, je nachdem, wie sich der Handelsstreit entwickle, merkte Vontobel-Analyst Andreas Venditti an. "Das ist schwierig vorauszusehen."