Zürich (awp) - Die Aktien von Julius Bär gehören am Montagmorgen zu den grossen Gewinnern im Blue-Chip-Segment der Schweizer Börse. Der Vermögensverwalter hat im ersten Halbjahr die Gewinnzahlen klar verbessert und die Analystenschätzungen dank Fortschritten beim Kosteneinsparprogramm und Sonderfaktoren übertroffen.

Die Bär-Aktien gewinnen gegen 9.30 Uhr bei überdurchschnittlichen Volumen 1,5% auf 40,51 CHF, während der Leitindex SMI (+0,02%) auf der Stelle tritt. Vorbörsliche Kurse hatten allerdings bei den Bär-Aktien auf ein deutlich höheres Plus hingedeutet.

Was die Ertragsentwicklung anbetrifft, so haben Experten zufolge ausgerechnet die Marktturbulenzen rund um das EU-Referendum Grossbritanniens herum geholfen. Diese haben rückblickend zu einer Belebung der Kundenaktivitäten und damit zu höheren Kommissionserträgen geführt. Doch auch eine Aufwertung beim übernommenen Vermögensverwalter Kairos hat zu 39 Mio CHF höheren Erträgen geführt.

Im Gegenzug kann Julius Bär mit tieferen Kosten punkten. Allerdings geben Analysten auch hier zu bedenken, dass eine Anpassung des Schweizer Pensionskassenplans zu einer Entlastung von 63 Mio CHF geführt habe. Unter Ausklammerung dieses Sondereffekts sei das Cost/Income-Ratio über dem Zielkorridor von 64% bis 68% ausgefallen, heisst es beispielsweise bei der Zürcher Kantonalbank. Allerdings ergänzt der für das Bankinstitut tätige Analyst, dass sich Julius Bär in einem dem Private Banking nicht wirklich zuträglichen Umfeld akzeptabel geschlagen habe.

Für Gesprächsstoff sorgt die durch die aggressive Akquisitionspolitik ausgedünnte Kernkapitalquote. Obschon einige Analysten wie jener von Morgan Stanley schon im Vorfeld der Halbjahresergebnispräsentation vor diesbezüglichen Enttäuschungen warnte, zeigen sich viele seiner Berufskollegen überrascht.

Einer von ihnen ist der Experte der Bank Vontobel. Seinen Berechnungen zufolge ist die Kernkapitalquote (Tier 1) in der ersten Jahreshälfte auf 10,2% von 12,2% gefallen, und das sogar noch vor Berücksichtigung der Übernahme der luxemburgischen Geschäftsaktivitäten der Commerzbank. Seine diesbezüglichen Erwartungen sind verfehlt worden, daran lässt er keinen Zweifel.

Der für die UBS zuständige Experte hebt unter anderem den "starken" Netto-Neugeldzufluss hervor, der sich gegenüber der für die Periode Januar bis April ausgewiesenen 3% auf 3,7% im Halbjahr beschleunigt habe. Zugleich sei die zugrundeliegende Bruttomarge gestiegen.

Händlern zufolge kam der Zwischenbericht für die ersten vier Monate von Mitte Mai an der Börse gar nicht gut an. Damals habe es Anzeichen für eine Verlangsamung beim Nettoneugeldzufluss und eine ausufernde Kostenentwicklung gegeben. Dank den damals eingeleiteten Einsparmassnahmen und Sondereffekten seien die Kosten nun aber mehr oder weniger im Griff, so lautet der Tenor.

Derzeit läuft eine Analystenkonferenz.

lb/cp