Bern (awp) - Die Aktien von Julius Bär stehen am Montag im frühen Handel stark unter Druck. Der Zürcher Vermögensverwalter hat vorbörslich seine Halbjahreszahlen veröffentlicht und dabei in Bezug auf die Gewinnzahlen die Erwartungen leicht übertroffen. Der Grund für die unterkühlte Reaktion der Anleger dürfte bei der Verlangsamung des Neugeldwachstums zu suchen sein.

Um 09.40 Uhr verlieren Julius Bär 4,1 Prozent auf 54,54 Franken, das bisherige Tagestief liegt bei 54,14 Franken. Die gehandelten Volumen sind deutlich überdurchschnittlich: Bereits sind rund zwei Drittel eines durchschnittlichen Tagesvolumens umgesetzt.

In Expertenkreisen kommt der Halbjahresabschluss nicht schlecht weg, zumeist ist von einem soliden Ergebnis die Rede. Julius Bär habe ein "mehr als solides" Kennzahlenset vorgelegt, allerdings ohne dabei die Erwartungen toppen zu können, heisst es etwa bei der ZKB. Der Broker Helvea spricht von einem soliden Ergebnis ohne grössere Überraschungen. Und gemäss den Analysten von Vontobel lag das Bär-Resultat zwar etwa unter den eigenen Schätzungen, aber durchaus im Rahmen der Gesamtmarkt-Erwartungen.

Laut Marktteilnehmern dürfte vor allem die Abkühlung des Geschäftes gegen Jahresmitte für die aktuellen Abgaben verantwortlich sein. So habe sich das Neugeldwachstum in den Monaten Mai und Juni etwas deutlicher verlangsamt, als Analysten es erwartet hatten. Auch die Äusserungen des Bär-Konzernchefs gehen in diese Richtung: Nach einem starken und positiven Beginn hätten die Märkte das erste Halbjahr angesichts möglicher Auswirkungen handelspolitischer Spannungen und eines bevorstehenden Endes der quantitativen Lockerung eher verhalten beendet, hiess es in der Medienmitteilung zum Halbjahr.

Stark abhängig von Marktstimmung

Die ZKB hat entsprechend auch ihr Rating für die Aktie gesenkt. Die letzten paar Wochen hätten gezeigt, wie abhängig Julius Bär als reiner Vermögensverwalter von der allgemeinen Marktstimmung sei, so der zuständige ZKB-Analyst. Da diese sich eingetrübt habe und weil auch der heutige Zahlenkranz keine zusätzlichen positiven Katalysatoren hergebe, geht er davon aus, dass sich die Bär-Aktie eher im Rahmen des breiten Schweizer Marktes entwickeln werde.

Die Bank Vontobel weist zudem darauf hin, dass die Auswirkungen des Abgangs des früheren CEO Boris Collardi (Wechsel zu Pictet) noch nicht im Ergebnis enthalten sein dürften. Da Collardi erst jüngst bei Pictet angefangen haben, dürfte sich ein möglicher Abgang von Schlüssel-Mitarbeitern erst im Gesamtjahresergebnis zeigen.

Auch Händler geben sich derweil eher skeptisch. Das Halbjahresergebnis reiche nicht aus, um den Valoren angesichts der Abgabebereitschaft der Ableger bei europäischen Bankaktien neues Leben einzuhauchen, so lautet der Tenor.

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