Zürich (awp) - Die Vermögensverwaltungsbank Julius Bär denkt über eine Rückkehr in die USA nach. Derzeit werde der Aufbau einer US-Plattform erwogen, die sich an die lateinamerikanische Kundschaft der Bank richte, bestätigte Julius Bär am Mittwoch einen entsprechenden Medienbericht.

Die Leiterin des Lateinamerika-Geschäfts, Beatrice Sanchez, hatte die Aussagen in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg gemacht: "Ich würde meinen Job nicht richtig machen, wenn ich nicht ernsthaft eine US-Plattform in Betracht ziehen würde", erklärte sie. Gerade Miami und New York gelten als wichtige Städte für Vermögensverwalter, um Geschäftsbeziehungen mit sehr vermögenden Kunden in Lateinamerika aufzubauen und zu pflegen.

Julius Bär müsse allerdings klären, ob eine allfällige US-Vertretung auch Aktivitäten für weitere Investoren anbieten solle. "Die Frage bezüglich einer US-Plattform lautet: Welche Art von Betrieb möchten wir, und welche Märkte wollen wir abdecken?", sagte Sanchez gegenüber Bloomberg.

Lateinamerika gehört zu den Wachstumsregionen für Julius Bär. Ein Wachstum über Akquisitionen ist derzeit erschwert, weil die Schweizer Finanzmarktaufsicht Finma dem Vermögensverwalter wegen Mängeln in der Geldwäschereibekämpfung bis auf weiteres "komplexe" Firmenübernahmen untersagt hat.

2016 hatte das US-Justizministerium gegen Julius Bär eine Busse von 547 Millionen Dollar verhängt, weil die Bank US-Steuerzahlern bei der Steuerhinterziehung geholfen hatte. Die Gruppe hatte bereits im Jahr 2004 ihren Rückzug aus den USA angekündigt.

Derzeit ist Julius Bär zudem mit den US-Behörden im Zusammenhang mit Korruptionsvorfällen rund um den Weltfussballverband Fifa im Gespräch. Vorletzte Woche hatte Julius Bär über eine sich abzeichnende Lösung informiert, welche die Zahlung eines zweistelligen Millionenbetrags in Dollar einschliessen würde.

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