Zürich (awp) - Die Privatbankengruppe Julius Bär will Untersuchungen im Zusammenhang mit Korruptionsvorfällen rund um den Weltfussballverband Fifa zu einem Ende bringen. In den USA zeichnet sich nun eine Lösung ab.

Die Bank befinde sich derzeit in fortgeschrittenen Gesprächen mit dem US-Justizministerium (DOJ) über eine Lösung in dieser Angelegenheit, teilte Julius Bär am Mittwoch mit. Dies könnte laut den Angaben zur Zahlung eines zweistelligen Millionenbetrags in US-Dollar führen.

Man kooperiere seit 2015 mit dem Ministerium bei dessen Untersuchung von mutmasslicher Geldwäscherei und Korruption, in die Funktionäre und Tochtergesellschaften der Fifa und angeschlossene Sportmedien- und Marketingunternehmen involviert sind.

Im Februar 2020 hatte die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma in diesem Zusammenhang bereits ein so genanntes Enforcement-Verfahren gegen Julius Bär abgeschlossen. Sie stellte beim Vermögensverwalter schwere Mängel bei der Geldwäsche-Bekämpfung fest.

Die Bank müsse wirkungsvolle Massnahmen zur Durchsetzung der geldwäschereirechtlichen Pflichten ergreifen und die fehlgeleitete Vergütungspolitik anpassen, hiess es damals. Vorher dürfe die Bank keine grossen und komplexen Übernahmen durchführen. Zudem stellte ihr die Finma einen Aufpasser ins Haus: Ein unabhängiger Beauftragter sollte die Umsetzung der Massnahmen überprüfen.

Die Gruppe treibe die Lösung der verbleibenden regulatorischen und rechtlichen Angelegenheiten in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden weiter voran, hiess es am Mittwoch von Bär. Bis zur Erzielung einer Vereinbarung mit dem DOJ könnten indes keine weiteren Kommentare abgegeben werden.

Es ist nicht davon auszugehen, dass die Bank Rückstellungen für die Angelegenheit getätigt hat - zumindest erwähnt sie nichts dergleichen. Für verschiedene Rechtsfälle waren insgesamt per Ende Juni 189,8 Millionen Franken zurückgelegt, wie zuletzt aus dem Halbjahresbericht hervorging.

GV befindet im November über zweite Dividendentranche

Gleichzeitig plant Julius Bär, am 2. November eine ausserordentliche Generalversammlung über den zweiten Teil der Dividende für das Geschäftsjahr 2019 abstimmen zu lassen, wie ebenfalls aus der Mitteilung vom Mittwoch hervorging. Wegen der Coronakrise war die Gewinnausschüttung auf Druck der Finma in diesem Jahr aufgeteilt worden.

An der Börse sorgen die Nachrichten für keine grosse Bewegung - die Aktie legt gegen 9.45 Uhr 0,1 Prozent auf 41,02 Franken zu und bewegt sich damit auf Gesamtmarktniveau. Die Meldung bezüglich des Fifa-Falles habe keinen dramatischen Einfluss, kommentiert etwa ZKB-Analyst Michael Kunz. Einerseits sei es gut, "diese Kuh vom Eis zu bekommen". Andererseits rieche es wieder nach einer Ablasszahlung, wenn auch in moderatem Umfang.

Auch, dass Julius Bär die fehlende Hälfte der Dividende für 2019 zahlen will, sei keine Überraschung angesichts des relativ unspektakulären Geschäftsganges. "Wir hatten im Frühjahr schon nicht verstanden, warum ein Vermögensverwalter, der per definitionem keine Unternehmenskredite vergibt, wegen Corona die Dividende zurückhalten sollte."

ys/rw