Zürich (awp) - Die Privatbank Julius Bär hat in den ersten vier Monaten 2020 von einer starken Zunahme der Kundenaktivität profitiert und ihre Profitabilität deutlich gesteigert. Die Verwerfungen an den Finanzmärkten haben der Gruppe allerdings auch einen deutlichen Rückgang der Kundenvermögen beschert.

Die von Julius Bär verwalteten Vermögen beliefen sich Ende April noch auf 392 Milliarden Franken gegenüber 426 Milliarden Zum Jahresende 2019, wie das Institut am Dienstag in einem Zwischenbericht mitteilte. Neben der negativen Marktentwicklung belastete auch der erstarkte Schweizer Franken.

Derweil verzeichnete die Bank weiterhin Netto-Neugeldzuflüsse von annualisiert "leicht über 2 Prozent" der Kundenvermögen. Im gleichen Vorjahreszeitraum hatte der Zufluss noch bei 3 Prozent gelegen. Weiterhin habe die Bank solide Zuflüsse namentlich von Kunden aus Europa erlebt, heisst es. Diese seien aber von Abflüssen nach dem Abbau von Fremdfinanzierungen durch Kunden teilweise wettgemacht worden.

Stark gestiegene Marge

Dank der hohen Marktvolatilität in der Folge der Covid-19-Pandemie profitierte Julius Bär von einem ausserordentlichen Anstieg der Handelsvolumen bei seinen Kunden. "Leicht negativ" wirkten dagegen ein geringerer Zinserfolg und ein "moderater Anstieg" der erwarteten Kreditverluste.

Insgesamt verdiente Julius Bär auf den verwalteten Vermögen so deutlich mehr: Die Bruttomarge schnellte auf 95 Basispunkte (BP) nach oben, nachdem sie im Gesamtjahr 2019 noch bei 82 BP gelegen hatte.

Da nach Abschluss des Kostensenkungsprogramms 2019 auch der Betriebsaufwand tiefer ausfiel, verbesserte sich das Kosten-Ertrags-Verhältnis ebenfalls deutlich. Die adjustierte Cost/Income Ratio sank auf noch 64 Prozent nach 71 Prozent im Gesamtjahr 2019. Angepeilt wird ein CI-Ratio von "unter 67 Prozent".

Gegenüber den Analystenerwartungen hat Julius Bär mit den verwalteten Vermögen die Prognosen gemäss AWP-Konsens knapp erfüllt: erwartet wurden 393 Milliarden Franken. Die Bruttomarge war mit 84 Basispunkten von den Analysten aber deutlich tiefer erwartet worden und auch bei der Cost-Income (Prognose: 69,4 Basispunkte) konnte der Vermögensverwalter die Erwartungen klar übertreffen.

Dreijahresprogramm auf Kurs

Derzeit sei es aber noch "eindeutig zu früh", die Auswirkungen der Covid-19-Krise auf die Ergebnisse von Julius Bär für das verbleibende Jahr 2020 verlässlich vorauszusagen, wird Bär-CEO Philipp Rickenbacher zitiert. Die Bank habe auch nach dem Ausbruch der Pandemie die Bereitstellung von Produkten und Dienstleistungen praktisch ohne Unterbrechungen fortgesetzt.

Auch die strategische Agenda sei weiter vorangetrieben worden: So sei die Umsetzung des neuen, im Februar 2020 angekündigten Dreijahresprogramms, "auf Kurs". Erste Kostensenkungsmassnahmen seien im Februar eingeleitet worden, heisst es. Im Rahmen des neuen Programm will Julius Bär die Kostenbasis laut den Angaben vom Februar um 200 Millionen Franken reduzieren.

Schliessung auf Bahamas

Im Rahmen des Dreijahresprogramms hatte Julius Bär auch die Schliessung des Buchungszentrums auf den Bahamas angekündigt. Das verbleibende Geschäft wird nun an die Ansbacher Ltd. verkauft. Betroffen davon sind rund 1 Milliarde Franken an verwalteten Vermögen. Über den Verkaufspreis sei Stillschweigen vereinbart worden.

Gleichzeitig seien laufende Investitionen in die Kundenbetreuung und Konnektivität vorangetrieben worden ebenso wie die gruppenweite Einführung des weiterentwickelten 'Code of Ethics and Business Conduct', betont die Privatbank. Die Finanzmarktaufsicht Finma hatte im Februar bei Julius Bär schwere Mängel in der Geldwäschereibekämpfung im Zeitraum von 2009 bis 2018 festgestellt.

Kapitalausstattung

Leicht rückläufig entwickelte sich die Kapitalausstattung, dies wegen der Neubewertung von Vorsorgeverpflichtungen. Die BIZ-Kernkapitalquote lag Ende April bei 13,8 Prozent (Ende 2019: 14,0 Prozent).

Auf Ersuchen der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht Finma hatten die Julius Bär-Aktionäre am Montag einer Ausschüttung der geplanten Dividende für 2020 in zwei separaten Tranchen zugestimmt. Zudem lässt Julius Bär das aktuelle Aktienrückkaufprogramm seit März pausieren.

tp/gab