Zürich (awp) - Die Vermögensverwalterin Julius Bär ist verhalten in das neue Jahr gestartet. Die von der Bank verwalteten Vermögen (AuM) sind zwar per Ende April angestiegen, zu verdanken war dies aber der erstmaligen Konsolidierung der italienischen Kairos. Die Netto-Neugeldzuflüsse sind in den ersten vier Monaten dagegen unter den eigenen Zielsetzungen geblieben, zudem sind die Kosten wegen der Anstellung von neuen Kundenberatern angestiegen. Die Bank reagiert nun mit weiteren Kostensenkungsmassnahmen.

Insgesamt beliefen sich die Netto-Neugeldzuflüsse in den ersten vier Monaten annualisiert auf "unter 3%", wie dem am Donnerstag veröffentlichten "Interim Management Statement" von Julius Bär zu entnehmen ist. Die Gruppe begründet dies mit einem gedrückten Momentum in Osteuropa und Lateinamerika, einem "Deleveraging" durch Kunden in Asien sowie mit Selbstdeklarationen in Frankreich und Italien. Sie rechnet dennoch damit, den Zielbereich von 4 bis 6% im Gesamtjahr noch zu erreichen.

Die verwalteten Vermögen erreichten per Ende April den neuen Höchstwert von 305 Mrd CHF nach 300 Mrd per Ende 2015. Die italienische Kairos Investment Management, die nach der im April erfolgten Übernahme der Aktienmehrheit von 80% erstmals konsolidiert wurde, trug 9 Mrd CHF bei. Belastet wurden die Vermögen dagegen von Währungseffekten - hauptsächlich durch die Frankenstärke gegenüber US-Dollar und britischem Pfund.

Die Bruttomarge für die ersten vier Monate profitierte von einer positiven Bewertungsanpassung von 39 Mio CHF an Kairos und lag bei 95 Basispunkten (Gesamtjahr 2015: 94 BP). Ohne die Anpassung hätte die Bruttomarge noch 91 BP betragen, was immer noch über dem Wert des zweiten Halbjahres 2015 (88 BP) liegt. Profitieren konnte Julius Bär von einer etwas verbesserten Handelstätigkeit seiner Kunden.

EXPANSION MIT KUNDENBERATERN

Die Zahl der Kundenberater erhöhte sich in den ersten vier Monaten netto um 30 Personen, wobei die Bank vor allem auf die Verstärkung des Asiengeschäft mit "erfahrenen Marktverantwortlichen und Kundenberaterteams" verweist. Die Neueinstellungen sowie weitere Investitionen führten allerdings auch zu einer Verschlechterung der Cost/Income-Ratio: Diese stieg nun leicht über den kürzlich festgesetzten neuen Zielbereich von 64 bis 68%. Die Investitionen in die Neueinstellung von Kundenberatern sollen noch bis weit in die zweite Jahreshälfte hinein fortgeführt werden.

Gleichzeitig kündigte Julius Bär aber auch eine Reihe von Kostensenkungsmassnahmen an, die teilweise bereits umgesetzt worden seien. Die Massnahmen sollen im restlichen Jahr 2016 zu Einsparungen von rund 50 Mio CHF im Vergleich zu den budgetierten Kosten führen. Für das Gesamtjahr sollen die Einsparungen eine Cost/Income Ratio "sehr nahe am mittelfristigen Zielbereich" ermöglichen.

BETEILIGUNGEN IN BRASILIEN UND JAPAN GANZ ÜBERNOMMEN

Wie Julius Bär weiter mitteilte, hat die Gruppe per Anfang März die Beteiligung an ihrer brasilianischen Tochtergesellschaft GPS von 80% auf 100% erhöht, an welcher Julius Bär im Jahr 2014 die Mehrheit übernommen hatte. Per Anfang April wurde zudem der Anteil der japanischen Tochtergesellschaft Julius Baer Wealth Management AG (JBWM) von 60% auf 100% gesteigert.

Weiterhin solide präsentiert sich die Kapitalposition mit einer Gesamtkapitalquote von 17,1% und einer Kernkapitalquote (Tier 1) von 15,9%. Die Gruppe übertrifft damit ihre Zielwerte von 15% respektive 11% deutlich.

AKTIE INS PLUS GEDREHT

Am Aktienmarkt wurden die Ergebnisse meist als "durchzogen" beurteilt. So lagen die verwalteten Vermögen insgesamt zwar etwas über den Konsenserwartungen, und auch die Bruttomarge fiel leicht höher aus als prognostiziert. Die Beobachter zeigten sich jedoch vor allem von dem unter den Erwartungen ausgefallenen Zufluss von Neugeld enttäuscht.

Die Julius Bär-Aktien sind am Donnerstag mit deutlichen Abschlägen in den Handelstag gestartet, haben sich aber im Vormittagshandel in einem für Bankenwerte insgesamt günstigen Umfeld in die Gewinnzone vorgearbeitet. Gegen 13.10 Uhr notieren die Titel 0,6% fester bei 40,87 CHF, der SMI liegt derweil 0,4% im Minus.

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