Zürich (awp) - Die Julius Bär Gruppe hat im Geschäftsjahr 2017 die Gewinnzahlen weiter gesteigert und die verwalteten Vermögen nicht zuletzt dank starker Neugeldzuflüsse deutlich erhöht. Allerdings bleibt das Unternehmen hinter den hoch gesteckten Erwartungen der Analysten zurück. Das Vermögensverwaltungs-Institut hat zudem eine Übernahme in Brasilien angekündigt.

Der um Integrations- und Restrukturierungskosten adjustierte Konzerngewinn stieg im vergangenen Jahr um 14% auf einen neuen Rekordwert von 806 Mio CHF, wie die Julius Bär-Gruppe am Mittwoch mitteilte. Unter Ausschluss von günstigen Sondereinflüssen im Vorjahr wäre der Anstieg gar bei 32% gelegen, betont das Unternehmen. Der den Aktionären zurechenbare Konzerngewinn gemäss IFRS legte ebenfalls 14% auf 705 Mio CHF zu.

Vom Gewinnanstieg profitieren auch die Julius Bär-Aktionäre, die für das abgelaufene Geschäftsjahr eine um 20 Rappen angehobene Dividende von 1,40 CHF pro Aktie erhalten sollen. Das entspreche der vierten Dividendenerhöhung in Folge, so Julius Bär.

VERDOPPELTER NEUGELDZUFLUSS

Die von der Bank verwalteten Vermögen (AuM) lagen per Jahresende bei 388 Mrd CHF, was einem Anstieg gegenüber Ende 2016 von 16% entspricht. Allerdings lagen die AuM etwas unter dem Wert von Ende Oktober 2017 von 393 Mrd: Wegen neuer Kundenberatungsmodelle seien die verwalteten Vermögen per Ende Jahr durch eine Umklassifizierung von 6 Mrd CHF zu den Custody-Vermögen beeinträchtigt, so das Unternehmen.

Der Neugeldzufluss lag mit 22,2 Mrd CHF klar über dem Vorjahreswert von 11,9 Mrd CHF, entsprechend einem Zufluss von 6,6% der AuM. Damit lag die Bank über ihrem Zielwert eines Neugeldzuflusses von 4-6% der verwalteten Vermögen.

BRUTTOMARGE LEICHT TIEFER

Insgesamt stieg der Betriebsertrag um 14% auf 3'25 Mrd CHF. Die Bruttomarge ging dabei allerdings um einen Basispunkt (BP) auf 90 BP zurück. Eine Margenverbesserung erwartet der neue CEO Bernhard Hodler nicht zuletzt dank einer stärkeren Verlagerung auf gebührenbasierte Kundenberatungsmodelle - die neuen Beratungsmodelle sollten nun weltweit eingeführt werden, sagte er an einer Telefonkonferenz.

Der Geschäftsaufwand erhöhte sich derweil um 13% auf 2,23 Mrd CHF. Die adjustierte Cost/Income-Ratio belief sich auf 69,0% nach 68,9% im Vorjahr und liegt damit weiterhin etwas über dem mittelfristigen Zielwert von 64-68%.

Verlangsamt hat sich die Anstellung neuer Kundenberater: Unter dem Strich stieg die Anzahl der Vollzeitstellen in der Kundenberatung noch um 13 auf 1'396 an. Im Jahr 2016 hatte sich die Anzahl der Kundenberater um 166 erhöht. Im laufenden Jahr wolle Julius Bär aber wieder rund 80 Berater anstellen, sagte Hodler.

ERWARTUNGEN NICHT GETROFFEN

Mit den Zahlen ist Julius Bär ausser beim Neugeld hinter den Erwartungen der Analysten zurückgeblieben. Der adjustierte Konzerngewinn war gemäss AWP-Konsens bei 821 Mio CHF erwartet worden, die Schätzungen für den IFRS-Konzerngewinn lagen im Schnitt bei 722 Mio CHF. Die verwalteten Vermögen hatten die Analysten im Schnitt bei 398 Mrd CHF und damit ebenfalls höher erwartet während die Neugelder etwas über den Prognosen von 21,5 Mrd ausfielen.

Verstärken konnte der Vermögensverwalter seine Kapitalisierung. So erhöhte sich die BIZ Gesamtkapitalquote per Ende 2017 auf 21,2% (phase-in: 22,0%) von 16,4%. Die vollständig angewendete BIZ CET1 Kapitalquote stieg auf 13,5% (phase-in: 16,7%) von 10,6%.

KAUF VON RELIANCE GRUPPE

Wie Julius Bär weiter mitteilte, kauft die Gruppe in Brasilien 95% an der Reliance Gruppe, die grösste unabhängige Vermögensverwalterin des aufstrebenden Landes. Die 1998 gegründete Reliance mit Hauptsitz in Sao Paulo beschäftigt 70 Mitarbeitende und verwaltet gemäss Mitteilung Kundenvermögen von annähernd 17 Mrd BRL (5 Mrd CHF). Zum Kaufpreis werden keine Angaben gemacht.

Reliance sei profitabel, und die Transaktion dürfte Julius Bär zu einer Ertragssteigerung im niedrigen einstelligen Prozentbereich verhelfen. Der Einfluss auf die BIZ-Kapitalquoten der Julius Bär Gruppe ist auf weniger als 50 Basispunkte beschränkt. Nach Abschluss der Transaktion soll das weitere Vorgehen mit Reliance und der dortigen Tochtergesellschaft GPS festgelegt werden.

tp/cf