Wiese sagte am Freitag den Verkauf der Einzelhandelskette Shoprite an Steinhoffs Afrika-Tochter STAR ohne Angabe von Gründen ab. Wiese ist bei beiden Unternehmen größter Aktionär und wollte mit der 2,3 Milliarden Euro schweren Transaktion seine Beteiligungen zusammenfassen. Der Kurssturz der Steinhoff-Aktie hat ihn nicht nur den Großteil seines Vermögens gekostet, der Bilanzskandal um den Möbelkonzern hat auch seinen Ruf als einer von Südafrikas angesehensten Unternehmern erschüttert.

Steinhoff, die in den vergangenen Jahren weltweit auf eine milliardenschwere Einkaufstour von Österreich bis Australien gegangen war, gilt als der zweitgrößte Möbelhändler der Welt hinter Ikea. Nach eigenen Angaben steht der Konzern mit mehr als 16 Milliarden Euro bei Banken in der Kreide.

Der von einem Bilanzskandal schwer erschütterte Steinhoff-Konzern ("Poco", "Kika", "Leiner", "Conforama") versucht derweil seine Liquidität zu sichern und hat dafür die Restrukturierungs-Beratung AlixPartners angeheuert. Die Tochter Steinhoff Africa Retail (STAR), die kürzlich separat an die Börse in Johannesburg gebracht worden war, kündigte an, 16 Milliarden südafrikanische Rand (1,0 Milliarden Euro), die ihr der Mutterkonzern geliehen hat, zurückzuzahlen und den Betrag mit Hilfe der Rand Merchant Bank eigenständig zu refinanzieren. Weitere 4,7 Milliarden Rand (300 Millionen Euro) bringt Steinhoff der Verkauf eines Teils seiner Aktien an der Investmentfirma PSG Group. An PSG hält Steinhoff danach noch 16 Prozent. Nach Informationen aus Finanzkreisen steht auch die Beteiligung an der börsennotierten KAP Industrial zur Disposition. Insgesamt fehlen dem Konzern rund zwei Milliarden Euro. In der nächsten Woche stehen in London Gespräche mit den Banken an.

WIESE ENTGLEITET KONTROLLE

Christo Wiese war am Donnerstagabend zurückgetreten. Er war zuvor vom Verwaltungsrat zum Interimschef berufen worden, als Vorstandschef Markus Jooste wegen der Bilanzfälschungs-Vorwürfe gehen musste. Auch Wiese steht bei den Banken unter Druck. Sie hatten ihm vor einem Jahr rund 1,6 Milliarden Euro geliehen, um weitere Steinhoff-Aktien aufzustocken. Der Kredit war mit einem Teil seines Aktienpakets besichert. Am Donnerstag nahmen die Banken ihre Pfandrechte war und verkauften einen Teil von Wieses Aktien für 48 Millionen Euro. Er hält damit nur noch 20,5 (vorher 22,8) Prozent an Steinhoff.

Gegen Steinhoff laufen in Deutschland bereits seit zwei Jahren Ermittlungen wegen möglicher Bilanzfälschungen. Doch nun hatten die Wirtschaftsprüfer selbst Zweifel an dem Zahlenwerk bekommen. Am Mittwoch zog Steinhoff seine Bilanz für 2016 mit der Begründung zurück, dass die Zahlen nicht mehr verlässlich seien. Am Freitag kündigte die südafrikanische Aufsichtsbehörde für Wirtschaftsprüfer an, den Bilanzprüfer Deloitte wegen des Testats für die Steinhoff-Bilanzen von 2014 bis 2016 unter die Lupe zu nehmen.