Europas größter Digitalverlag und KKR kündigten am Mittwoch eine auf mindestens fünf Jahre angelegte strategische Partnerschaft an. Der Finanzinvestor will zusammen mit der Verlegerwitwe Friede Springer und Vorstandschef Mathias Döpfner das Medienunternehmen kontrollieren. KKR wird den übrigen Anteilseignern ein Übernahmeangebot von 63 Euro je Aktie machen, wie beide Seiten mitteilten. Die Springer-Spitze unterstütze die Offerte samt Prämie von rund 40 Prozent, betonte Döpfner. "Wir sehen darin eine große Chance. KKR hat sich klar zum Wachstumskurs des Unternehmens bekannt." Springer spürt im Anzeigengeschäft die Konjunkturabkühlung und erwartet 2019 einen operativen Verlust (bereinigtes Ebitda).

Erst auf der Hauptversammlung hatte Springer angekündigt, man wolle sich künftig vor allem auf die beiden Standbeine digitalen Journalismus und Anzeigengeschäft mit Job-, Auto- und Immobilienportalen konzentrieren. Hier wollen die Berliner laut Döpfner "Weltmarktführer" werden. Dafür müsse man aber Geld in die Hand nehmen. Dies sieht KKR-Experte Philipp Freise ähnlich: "Um die Chancen, die sich aus dem sehr schnellen Wandel der Medienbranche ergeben, ergreifen zu können, benötigt Axel Springer nun weitere organische Investitionen."

KKR SOLL INVESTITIONEN IN LANGFRISTIGES WACHSTUM ERMÖGLICH

Das Medienhaus hat laut Döpfner mit den Finanzinvestoren Hellman & Friedman und mit General Atlantic gute Erfahrungen gemacht. Nun sei KKR der richtige Partner für den angepeilten Kurs, da die Amerikaner bei Medienengagements nicht nur erfolgreich an der Kostenschraube gedreht, sondern auch Investitionen ermöglicht hätten. Zudem gebe es ein vertrauensvolles Verhältnis, sagte Döpfner mit Blick auf den KKR-Mitgründer: "Ich kenne Henry Kravis seit mehr als 20 Jahren." Springer-Finanzchef Julian Deutz ergänzte, KKR sei auf langfristiges Wachstum fokussiert und nicht wie viele kurzfristig orientierte Anleger.

Die Pläne kamen an der Börse gut an. Die Springer-Titel kletterten um knapp zwölf Prozent auf 62,55 Euro. Damit der Deal zustande kommt, muss KKR letztlich auf 20 Prozent der Springer-Anteile kommen. Die 76-jährige Großaktionärin Friede Springer und ihr Vertrauter Döpfner halten zusammen gut 45 Prozent an dem Herausgeber von "Bild" und "Welt" und wollen ihre Aktien nicht verkaufen. Ob die Enkelkinder des Verlagsgründers Axel Springer, Axel Sven und Ariane Melanie, ihre Anteile verkaufen oder reduzieren, ist Konzernangaben zufolge offen. Sie halten zusammen 9,8 Prozent.

Friede Springers Einfluss soll in jedem Falle erhalten bleiben. Selbst wenn KKR unerwartet die Anteilsmehrheit halten würde, hätte die Verlegerwitwe entscheidenden Einfluss, sagte Döpfner. Denn es gebe eine Partnerschaft auf Augenhöhe mit dem Grundsatz, "dass die eine Seite nicht ohne die Zustimmung der anderen Seite in wesentlichen Fragen entscheiden kann". Friede Springer selbst erklärte: "Unsere journalistischen Prinzipien und unsere Unternehmenskultur bleiben die Grundlage, auf die wir bauen und in die wir vertrauen."

Konjunkturell spürt Springer Gegenwind bei seinem Jobportal Stepstone. Deshalb kappte der Konzern seine Umsatz- und Gewinnprognose für 2019. Der Umsatz werde im niedrigen einstelligen Prozentbereich zurückgehen, das bereinigte Ebitda im mittleren einstelligen Prozentbereich sinken. 2020 werde das Ergebnis "deutlich unter 2019" liegen. Analysten zeigten sich überrascht. Stellenanzeigen seien konjunkturabhängiger als gedacht und dürften wegen des Strukturwandels und harten Wettbewerbs weitere Investitionen nötig machen, sagte Sarah Simon von der Berenberg Bank. Ian Whittaker von Liberum hält es für möglich, dass der KKR-Deal Spekulationen über Übernahmen im europäischen Geschäft mit digitalen Kleinanzeigen anheizt.