DUISBURG (dpa-AFX) - Beim Stahlhändler Klöckner & Co (KlöCo) hat ein Übernahmeinteresse von Finanzinvestoren und dem Großaktionär Friedhelm Loh nicht zu einem Angebot geführt. Der US-Finanzinvestor Apollo und die Swoctem GmbH hätten ihre unverbindliche Interessensbekundung am Dienstag wieder zurückgezogen, teilte der SDax-Konzern mit Verweis auf entsprechende Marktgerüchte mit.

Am Kapitalmarkt kamen die Nachrichten schlecht an. Nachdem die Klöckner-Aktie in vergangenen Wochen sehr stark gelaufen war, verlor sie am Mittwochmorgen kurz nach Handelsbeginn zeitweise mehr als 10 Prozent und lag zuletzt noch rund 6,6 Prozent im Minus bei 7,095 Euro. Im laufenden Jahr steht für die Titel damit immer noch ein Plus von knapp 13 Prozent zu Buche. Ein Aktienhändler zeigte sich nicht überrascht von den jüngsten Kursverlusten. Allerdings habe die Aktie seit November um bis zu 64 Prozent zugelegt.

Großaktionär Friedhelm Loh hält über Swoctem gut 25 Prozent der Anteile an KlöCo. Apollo und Swoctem hätten angegeben, eine Transaktion nicht weiter verfolgen zu wollen, hieß es von den Duisburgern am Dienstagabend nach Börsenschluss. Klöckner wolle seine Digitalisierungsstrategie und den Konzernumbau nun weiter konsequent umsetzen.

Das Analysehaus Jefferies beließ seine Einstufung der Klöckner-Aktie auf "Buy" mit einem Kursziel von 7,60 Euro. Binnen Stunden habe der Stahlhändler Pressespekulationen über eine mögliche Offerte bestätigt, doch die Interessenten hätten ihre unverbindliche Interessensbekundung kurz darauf wieder zurückgezogen, wunderte sich Analyst Alan Spence.

Klöckner hat ein verlustreiches Jahr 2019 hinter sich, als sinkende Stahlpreise und eine schwache Nachfrage den Konzern belasteten. Auch in der ersten drei Quartalen des laufenden Geschäftsjahrs 2020 war KlöCo unter dem Strich in den roten Zahlen geblieben. Zuletzt konnte der Fehlbetrag aber zumindest deutlich reduziert werden. Im dritten Jahresviertel verzeichnete Klöckner eine Erholung und wurde wieder optimistischer.

Die Corona-Krise belastet den Stahlhändler aber wie die gesamte Branche, auch wenn der Konzern vergleichsweise glimpflich durch die Pandemie kommt. Klöckner rechnet für das Gesamtjahr dennoch mit einem erheblichen Rückgang der Stahlnachfrage in den relevanten Absatzmärkten Europa und USA.

Gleichwohl ging Konzernchef Gisbert Rühl im August davon aus, dass das Schlimmste überstanden sei, wenn es keinen erneuten Lockdown gebe. Außerdem komme Klöckner abgesehen von Kurzarbeit ohne externe Hilfe durch die Krise. Und das gelte auch für die Zukunft - selbst bei einem erneuten Lockdown und falls die Nachfrage noch weiter sinke, hatte der Manager damals gesagt. Zudem sieht das Unternehmen durch die Krise die Chance, von der stärkeren Konsolidierung der Branche zu partizipieren.

Für das laufende vierte Quartal erwartet Klöckner einen Rückgang bei Umsatz und Absatz im Vergleich zum Vorquartal. Neben den bestehenden Unsicherheiten in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie habe dies auch saisonale Gründe, hieß es kürzlich.

Klöckner hat sich ein umfassendes Spar- und Umbauprogramm verordnet und setzt angesichts der Pandemie verstärkt auf Digitalisierung. Der langjährige Konzernchef Rühl hört im kommenden Jahr auf. Nachfolger wird der Ex-Chef von Thyssenkrupp, Guido Kerkhoff. Er soll den Posten mit Ablauf der Hauptversammlung im Mai 2021 übernehmen.

Klöckner & Co war in der Vergangenheit auch mehrfach mit Thyssenkrupp in Verbindung gebracht worden. Dem Essener Konzern wurde dabei ein Interesse an einer Übernahme von Klöckner nachgesagt, um mit einem Kauf seine Stahlsparte zu stärken./eas/stw/nas