MÜNCHEN (awp international) - Der Bremsenhersteller Knorr-Bremse steigt mit einer Übernahme in das Geschäft mit Signaltechnik für den Zugverkehr ein. Dazu kauft das Münchner Unternehmen dem französischen Schienenfahrzeug-Hersteller Alstom dessen US-Geschäft mit konventioneller Bahn-Signaltechnik ab und baut sein eigenes Geschäft im Bahnbereich aus. Nach der Sparte von Alstom soll auch Siemens seine Fühler ausgestreckt haben.

Die am Freitagabend mitgeteilte Transaktion kam am Aktienmarkt zum Wochenstart gut an. Die Aktie von Knorr-Bremse stieg am Montagmorgen um mehr als viereinhalb Prozent und gehörte zu den Spitzenreitern im MDax , dem Index der mittelgrossen Werte. Damit setzte sie ihren guten Lauf aus der jüngsten Zeit fort. So hat das Papier in den vergangenen drei Monaten um mehr als ein Viertel zugelegt.

Ein Aktienhändler stufte die Übernahme positiv ein. Die Transaktion sei zwar nicht günstig, verbessere jedoch die Margen von Knorr-Bremse. Unterstützung bekam der Aktienkurs zudem von einem positiven Analystenkommentar der UBS mit Blick auf die anstehenden Ergebnisse des ersten Quartals.

Die Akquisitionsstrategie des Managements ziele auf Geschäfte mit höheren Margen, befand Analyst Akash Gupta von JPMorgan. Zudem wolle das Unternehmen seine digitale Kompetenz ausbauen. Den Zukauf sieht er im Einklang mit dieser Strategie. Die Übernahme sollte zügig genehmigt werden können, da Knorr-Bremse in diesem Markt bisher nicht unterwegs sei.

Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf eingeweihte Kreise berichtet, dass auch der Technologiekonzern Siemens sowie das US-Unternehmen Wabtec unter den Bietern für das Alstom-Geschäft gewesen seien. Beide sind jedoch bereits im Geschäft mit Signaltechnik vertreten.

Knorr-Bremse lässt sich die Übernahme 630 Millionen Euro kosten. Das Unternehmen verspricht sich von dem Zukauf Perspektiven für ein profitables Geschäftswachstum, technisches Wissen und künftige digitale Geschäftsmodelle, wie es am Freitagabend in München mitgeteilt hatte. Dabei soll das Geschäft den Angaben zufolge von Anfang an positiv zur Profitabilität beitragen. Vollzogen werden soll die Übernahme den Angaben zufolge im Sommer. Knorr-Bremse will den Kauf mit vorhandenem Geld und Fremdkapital finanzieren.

Die Alstom-Tochter gehöre in Nordamerika zu den führenden Unternehmen in diesem Bereich, hiess es weiter. Im abgelaufenen Geschäftsjahr bis Ende März erzielte Alstom Signaling Nordamerika nach vorläufigen Zahlen den Angaben zufolge einen Umsatz von rund 300 Millionen Euro. Davon blieben rund 16 Prozent als Gewinn vor Zinsen und Steuern übrig. Der französische Bahntechnikkonzern Alstom hatte das Geschäft ins Schaufenster gestellt und will mit dem Verkauf von Unternehmensteilen seine hohe Verschuldung senken.

Knorr-Bremse baue mit der Übernahme sein Geschäft im Bahnbereich aus, sagte Konzernchef Marc Llistosella. Zugleich werde das Unternehmen zu einem der Marktführer im Bereich der Technik für Zugsteuerung, Zugsicherung und Signaltechnik.

Das zuständige Vorstandsmitglied Nicolas Lange wertet den Zukauf als einen wesentlichen Schritt, um Knorr-Bremse von einem Systemlieferanten für Fahrzeuge zu einem Systemlieferanten für das Gesamtsystem Schiene zu machen. Durch den Einstieg in den globalen Markt für Bahn-Signaltechnik steige das für Knorr-Bremse adressierbare Marktvolumen im Bahnbereich mittelfristig um bis zu 20 Milliarden Euro, erläuterte Lange./nas/stw/stk