Der europäische Flugzeugbauer Airbus sackte am zweiten Tag der Pariser Luftfahrtausstellung in Le Bourget zahlreiche milliardenschwere Aufträge ein, darunter für seine erst einen Tag zuvor offiziell vorgestellte Version des A321 mit größerer Reichweite. Dabei trübt sich gerade die Lage bei vielen Fluggesellschaften ein, und das anhaltende Startverbot für den Verkaufsschlager von Boeing, der 737 MAX, sorgt in der Branche immer noch für Verunsicherung.

Umso größer war die Erleichterung beim Airbus-Erzrivalen aus den USA, als die British-Airways-Mutter IAG am Dienstag eine Absichtserklärung unterzeichnete, bis zu 200 Exemplare der Boeing 737 MAX zu bestellen. IAG-Chef Willie Walsh sagte, er habe großes Vertrauen in den US-Flugzeugbauer und die 737 MAX. Flugzeuge dieses Typs dürfen derzeit praktisch weltweit nicht abheben, nachdem zwei Abstürze mit hunderten Toten auf einen Konstruktionsfehler zurückgeführt wurden. Walsh, der als Pilot früher selbst auf der Boeing 737 im Einsatz war, sagte, er habe das Flugzeug während der Verhandlungen im Simulator ausprobiert. "Ich würde nicht zögern, morgen in eine 737 MAX einzusteigen." Zum Listenpreis würden die von IAG georderten Maschinen, die vor allem bei British Airways und der Billigfluglinie Vueling am Londoner Flughafen Gatwick stationiert werden sollen, rund 24 Milliarden Dollar kosten.

Korean Air orderte 20 Boeing 787 Dreamliner zum Listenpreis von 6,3 Milliarden Dollar. Die US-Leasingfirma Air Lease folgte mit einer 1,5 Milliarden Dollar schweren Order für fünf Boeing 787.

Airbus heimste eine sechs Milliarden Dollar schwere Order der philippinischen Cebu Air über 36 Flugzeuge ein, darunter zehn A321XLR. Cebu Pacific ist im Inlands-Flugverkehr in der Inselgruppe Marktführer vor Philippine Airlines. Die eigentlich für Kurz- und Mittelstrecken konzipierten A321-Modelle können in der XLR-Version längere Distanzen ohne Zwischenstopp überwinden als bisher. Sie passen damit gut in den Branchentrend, auch für längere Strecken kleinere Flugzeuge einzusetzen, um flexibler auf Schwankungen in der Auslastung zu reagieren. Die British-Airways-Mutter IAG hat davon 14 bestellt, die ersten sollen 2023 ausgeliefert werden. Sie sind für die spanische Iberia und die irische Air Lingus bestimmt.

Mit einer Reichweite von 8700 Kilometern kann das Flugzeug etwa 15 Prozent weiter fliegen als der klassische A321. Das hilft Air Lingues etwa dabei, weiter entfernt liegende Flughäfen in den USA und Kanada zu bedienen. Airbus will mit dem A321XLR einem geplanten Boeing-Modell für dieses Marktsegment das Wasser abgraben.

Auch von den 30 Flugzeugen aus der A320-Familie, die Saudi Arabian Airlines zum Listenpreis von 3,3 Milliarden Dollar orderte, sind 15 A321XLR. 35 von den Arabern vorher bestellte Maschinen warten noch auf Auslieferung. Zudem ließen sich die Araber Optionen auf 35 weitere A320neo einräumen. Laut Insidern verhandeln auch American Airlines und der Flugzeug-Leasing-Gigant Gecas über Aufträge für den Airbus A321XLR.

Asien mit seiner wachsenden Mittelschicht trägt die Hoffnungen der Flugzeugbauer, dass der jahrzehntelange Boom trotz der Überkapazitäten, einer schwächelnden Konjunktur und weltpolitischen Spannungen doch nicht abflaut. So wandelte die malaysische AirAsia in Le Bourget Aufträge für 253 A320neo-Maschinen in das größere A321neo-Modell.

Experten erwarten in Le Bourget weniger Aufträge für Boeing und Airbus als in den vergangenen Jahren. Bei beiden haben sich in diesem Jahr bisher Neubestellungen und Stornierungen in etwa die Waage gehalten. Boeing hatte am Montag seine Prognose für den Flugzeug-Weltmarkt für die nächsten 20 Jahre erhöht.