Zürich (awp) - Das Transport- und Logistikunternehmen Kühne+Nagel veröffentlicht am Dienstag, 20. Juli, die Ergebnisse zum zweiten Quartal 2021. Insgesamt haben neun Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

Q2 2021E
(in Mio Fr.)       AWP-Konsens      Q2 2020A    
  
Nettoumsatz            6116           4896           
Bruttogewinn           2111           1772             
EBIT                    489            235           

FOKUS: Kühne+Nagel war im ersten Quartal fulminant ins Geschäftsjahr 2021 gestartet. Logistiker sorgen dafür, dass Waren pünktlich von A nach B transportiert werden. Wie das organisiert wird, hat sich im Vergleich zum letzten Jahr fundamental verändert. Pandemiebedingt flogen lange Zeit kaum Passagierflugzeuge, die Waren mitnehmen konnten. Sie müssen durch reine Frachtflieger ersetzt werden. Gleichzeitig mangelt es an Seefrachtcontainern, weil diese lange in den Häfen auf ihre Abfertigung warten müssen.

Während sich der Welthandel weiter belebte, blieb die Angebotsknappheit also bestehen. Das führte zu stark steigenden Frachtpreisen und hatte zur Konsequenz, dass vor allem "wertvollere" Fracht transportiert wurde. Kühne+Nagel hat sich schnell auf die veränderten Bedingungen eingestellt und gleichzeitig darauf geachtet, sich den Handlungsspielraum zu erhalten.

Im zweiten Quartal dürfte sich nun noch spezifisch der Nachfrageschub von Privathaushalten in Kombination mit Exporten aus China positiv auf das Geschäft des Schwyzer Logistikers ausgewirkt haben. Die Situation mit der Belly-Kapazität dürfte sich auch noch kaum verbessert haben - zumindest im Interkontinental-Verkehr, wo die Flüge wegen der Pandemie Mangelware blieben. Analysten gehen daher davon aus, dass Kühne+Nagel wohl sogar erneut Marktanteile gewonnen hat.

ZIELE: Kühne+Nagel gibt keinen Ausblick für das Gesamtunternehmen ab. Bis 2022 hat das Unternehmen aber grundsätzlich den Ehrgeiz, doppelt so schnell zu wachsen wie der Gesamtmarkt und eine Konversionsmarge (Verhältnis von EBIT zu Rohertrag) auf Gruppenebene von über 16 Prozent zu erreichen.

Nach dem ersten Quartal 2021 sagte Finanzchef Markus Blanka-Graff zu AWP: "Dieses Ziel werden wir sicher erreichen." Im ersten Quartal lag die Rate gar bei 21 Prozent. Ein neues Ziel wolle Kühne+Nagel in den nächsten 12 bis 18 Monaten nennen. "Das langfristige Ziel wird sicher nicht bei den zuletzt erreichen 21 Prozent liegen", verriet er.

Verwaltungsratspräsident Jörg Wolle sagte im Interview mit dem Wirtschaftsmagazin "Bilanz" im Mai ausserdem, dass der Logistikkonzern den Coronaschock gut überwunden hat. Die Geschäfte laufen auf Hochtouren und die Gruppe strebt in diesem Jahr gar den sechsten Rekordgewinn in Folge an.

PRO MEMORIA: Kühne+Nagel hat Mitte Mai die Übernahme der Mehrheit an der Apex International Corporation abgeschlossen, sie ist seit dann auch bereits erfolgswirksam. Angekündigt worden war die Akquisition im Februar. Der Kaufpreis für die Mehrheit lag gemäss damaligen Angaben bei 1,1 Milliarden Franken. Eine Minderheitsbeteiligung verblieb beim Apex-Management.

Und wie im Juli nun bekannt wurde, hat Kühne+Nagel einen Anteil von 24,9 Prozent am chinesischen Logistikkonzern an Partners Group verkauft. Apex ist der weltweit siebtgrösste Luftfrachtanbieter und hatte 2020 einen Umsatz von 2,2 Milliarden Franken erzielt. Der Bruttogewinn belief sich auf 296 Millionen Franken und der Gewinn vor Steuern auf 126 Millionen Franken.

Analysten bewerten die Partnerschaft mit Partners Group überwiegend positiv, wenn auch etwas ungewöhnlich. Mit dem Speditions-Knowhow von Kühne+Nagel in allen relevanten Transportmodi und dem umfangreichen asiatischen Netzwerk/Expertise von Partners Group sei diese Transaktion strategisch sinnvoll und helfe Kühne, seine Marktposition in Asien zu stärken, hatte es von Seiten der Experten geheissen.

Die Apex-Übernahme sei übrigens keinesfalls der Beginn einer aggressiveren Akquisitionsstrategie, hatte Verwaltungsratspräsident Wolle im Interview (siehe ZIELE) mit der "Bilanz" gesagt. Aus dem Logistik-Platzhirsch dürfte also keine zweite DSV Panalpina werden. Der dänische Konkurrent zeichnet sich durch seine Fähigkeit zur schnellen Übernahme und Integration von Konkurrenten aus.

AKTIENKURS: Die Kühne+Nagel-Aktie hat im laufenden Jahr stark zugelegt. Nachdem sie bei Jahresbeginn noch bei etwa 200 Franken notiert hatte, steht sie inzwischen bei rund 315 Franken (Stand Freitag). Auch wenn man den Blick länger zurückschweifen lässt, kommt dies einem absoluten Rekordlauf gleich.

Homepage: www.kuehne-nagel.com

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