Berlin (Reuters) - Das Berliner Logistik-Startup Sennder sieht sich nach der jüngsten Kapitalspritze mit mehr als eine Milliarde Dollar bewertet.

"Das ist ein Meilenstein", sagte Firmen-Mitgründer David Nothacker in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit Reuters. Bei Investoren wie Accel, Lakestar, HV Capital, Project A und Scania sammelte das 2015 gegründete Unternehmen 160 Millionen Dollar ein und hat damit inzwischen insgesamt mehr als 260 Millionen Dollar eingenommen.

Bisher wanderte ein Großteil der Gelder in Expansionsschritte wie die Übernahme des Frachtgeschäfts von Uber in Europa, den Zusammenschluss mit dem französischen Konkurrenten Everoad und das Joint-Venture mit dem italienischen Logistikunternehmen Poste Italiane. Der Großteil der neuen Kapitalspritze werde nun in die Entwicklung der Technologie fließen und nicht in Zukäufe, kündigte Nothacker an. "Wir müssen einen Wettbewerbsvorteil aufbauen", sagte Nothacker mit Blick auf die größeren Konkurrenten DB Schenker sowie Kühne+Nagel.

So will Sennder eine Online-Plattform auf den Markt bringen, über die andere Logistiker ihr Geschäft digitalisieren können. "Das wird ein neues Geschäftsmodell", sagte Nothacker und betonte, dass der Einsatz von Technologie in der Branche bisher wenig verbreitet ist. Bisher konzentriert sich Sennder als digitale Spedition auf Komplettladungen - also vollständig ausgefüllte Lkw-Frachträume, deren Inhalt zu einem einzigen Empfänger gebracht wird. Um das Netzwerk komplett auszulasten, werde auch darüber nachgedacht, künftig Teilladungen ins Angebot aufzunehmen. Insgesamt will Sennder in diesem Jahr eine Million Lkw-Ladungen realisieren und in fünf Jahren auf einen Jahresumsatz von zwei Milliarden Euro kommen. Wie hoch die Erlöse im vergangenen Jahr ausfielen, will das Unternehmen nicht öffentlich machen.