Schindellegi (awp) - Kühne+Nagel hat ein fulminantes Geschäftsquartal hinter sich. Die Gewinnzahlen kletterten in der Periode von April bis Juni 2021 stark in die Höhe, obwohl es zu starken Beeinträchtigungen in der Lieferkette kam.

Containerschiffe stauen sich vor den Häfen, die Preise für Frachtcontainer gehen durch die Decke; weltweit gibt es Probleme in den Lieferketten. Was im Frühling mit der Havarie des Schiffs "Ever given" im Suezkanal begann, geht nun mit Problemen in chinesischen Häfen oder bei US-Güterzügen weiter.

Zu spüren bekommt dies auch der Schwyzer Logistikkonzern Kühne+Nagel. Nichtsdestotrotz hat er im zweiten Quartal ein überaus starkes Ergebnis hingelegt. Die Nachfrage der Kunden war gross und das Unternehmen konnte ihnen mit massgeschneiderten Lösungen entgegenkommen, etwa mit kombinierten See- und Luftfrachtangeboten.

So reichte es gar zu einem neuen Rekordergebnis. Der Nettoumsatz stieg von April bis Juni um 48 Prozent auf 7,24 Milliarden Franken, wie Kühne+Nagel am Dienstag mitteilte. Der Rohertrag, der Frachttarife nicht miteinschliesst, legte um 30 Prozent auf 2,31 Milliarden Franken zu.

Gar noch besser sah es bei den Gewinnzahlen aus. Denn Kühne+Nagel hatte die Kosten erneut gut im Griff. Der operative Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) lag mit 605 Millionen Franken mehr als doppelt so hoch wie 2020. Am Ende der Erfolgsrechnung stand ein ebenfalls mehr als doppelt so hoher Reingewinn von 446 Millionen.

Branchenkenner zeigten sich in ersten Reaktionen beeindruckt. Kühne+Nagel gelinge es immer wieder, sich an schwierige Marktbedingungen anzupassen, ohne dabei Handlungsfähigkeit einzubüssen, hiess es in einem Kommentar.

"Starke Nachfrage" erwartet

Entsprechend bestehe kein Zweifel daran, dass es mit der rasanten Entwicklung weitergehe. Die Firma selbst gab sich Punkto Ausblick hingegen etwas bedeckt und verzichtete - wie üblich - auf eine konkrete Prognose. Man erwarte weiterhin eine starke Nachfrage, hiess es im Communiqué bloss.

In einem Gespräch mit AWP Finanznachrichten führte Finanzchef Markus Blanka-Graff jedoch aus, was sein Unternehmens konkret erwartet. So rechnen die Schwyzer zwar mit einer weiter starken Nachfrage, doch erwarten sie weiter Schwierigkeiten in der Lieferkette.

"Logistikketten arbeiten auf eine sehr komplexe Art und Weise zusammen", erklärte Blanka-Graff. Ein Problem wie ein Stau in einem chinesischen Hafen löse sich daher nicht innerhalb einer Woche auf und habe Rückwirkungen auf die gesamte Lieferkette.

Erschwerend komme hinzu, dass es bei der Luftfracht nach wie vor an Laderaum-Kapazität bei Passagiermaschinen mangle. "Es hilft uns nur wenig, wenn wieder mehr Ferienflieger nach Mallorca abheben", erklärte Blanka-Graff. Entsprechend müsse man nach wie vor eigene Maschinen chartern, die wichtige Destinationen anfliegen.

Applaus von der Börse

Da Kühne+Nagel im zweiten Quartal mit diesen Schwierigkeiten jedoch locker fertig wurde und erneut Marktanteile gewinnen konnte, bereitet dieser Ausblick den Anlegern keine Sorgen. An der Börse griffen sie bei Kühne+Nagel zu.

Bis kurz um 10.30 Uhr verteuerten sich die Papiere um 4,5 Prozent auf 324 Franken. Sie sind damit nicht weit von ihrem Rekordhoch entfernt. Mit einem beeindruckenden Plus von 58 Prozent führen die Papiere die Gewinnerliste der Blue Chips seit Jahresbeginn an. Der SMI notiert zeitgleich mit 0,8 Prozent im Plus.

kw/ra