Bern (awp) - Die Aktien von Kühne+Nagel werden am Donnerstag im frühen Handel schwächer gehandelt. Der Konzern hat im dritten Quartal die Erwartungen der Analysten beim Umsatz zwar übertroffen, beim EBIT und beim Reingewinn jedoch verfehlt. In ersten Analystenkommentaren werden die Resultate des Logistikers aus Schindellegi grundsätzlich nicht schlecht aufgenommen, eine leichte Enttäuschung ist jedoch spürbar - vor allem weil die Marktanteilsgewinne zu Lasten der Marge gingen.

Die Kühne+Nagel-Aktie verliert um 9.25 Uhr 3,3 Prozent auf 138,80 Franken. Das im Januar erreichte Jahreshoch von 181,80 Fr. ist für die Aktie inzwischen deutlich ausser Reichweite. Der Gesamtmarkt gemessen am SMI steht derweil um 0,4 Prozent höher.

Von Analystenseite heisst es, dass das Logistikunternehmen mit den Ergebnissen für das dritte Quartal die im ersten Halbjahr beobachteten Trends erneut bestätigt habe. So wachse das Unternehmen beim Volumen weiterhin stark, doch gebe es Unterschiede bei der Performance der einzelnen Sparten.

So erklärt der Analyst von Bernstein, dass es deutliche Leistungsunterschiede zwischen der Luft- und der Seefracht gegeben habe. Bei letzterer habe es erneut einen Rückgang beim EBIT pro Standardcontainer (TEU) - eine in der Branche übliche standardisierte Einheit zur Messung der Ladekapazität von Schiffen - gegeben. In der Luftfracht habe Kühne+Nagel im Gegensatz dazu den EBIT im Vergleich zur beförderten Tonnage sogar noch steigern können.

Enttäuscht sei man hingegen auch, dass es von Kühne+Nagel erneut keine Neuigkeiten zu den sogenannten E-Touch-Lösungen gegeben habe. Im Rahmen der Strategie "KN+NextGen" möchte das Unternehmen hier quasi vollautomatisierte Speditionsleistungen für Standardsendungen einführen. "Der Mangel an Kommunikation zu diesem Thema lässt uns die Fortschritte bei der Einführung von E-Touch grundsätzlich in Frage stellen", hiess es dazu. Insgesamt sei man der Ansicht, dass das Unternehmen die Umsetzung seines strategischen Plans zur Umkehrung der derzeitigen vorsichtigen Stimmung rund um die Aktie deutlicher machen müsse.

Von Seiten der Deutschen Bank wird derweil vor allem Kritik an den verfehlten Erwartungen beim EBIT laut. Ein "Fehlschlag ist ein Fehlschlag", heisst es. Ausserdem bewertet das Institut den Anteilsschein des dänischen Konkurrenten DSV attraktiver, weil es hier von einem schnelleren Gewinnwachstum ausgeht. Trotzdem wird für Kühne+Nagel das "Hold"-Rating und das Preisziel von 155 Franken bestätigt.

Wohl am positivsten äusserte sich die Bank Baader: "Kühne+Nagel erzielte in einem Markt, der sich in Richtung normaler Wachstumsraten (~3%) bewegt, erneut ein zweistelliges Umsatzwachstum." Bestätigt wird daher das "Buy"-Rating. Ausserdem behalte man die Valoren des Logistikers unter den "Top Picks".

Und auch die Zürcher Kantonalbank ist den Anteilsscheinen des Logistikers nicht negativ gestimmt. Immerhin habe Kühne+Nagel auch im dritten Quartal Marktanteile gewinnen können. Dass sich das organische Wachstum in der Luftfracht verlangsamt habe, dürfe man ausserdem nicht überinterpretieren. Schliesslich sei der Gesamtmarkt ebenfalls weniger stark gewachsen als auch schon. Das heutige Ergebnis werte man daher als neutral für den Aktienkurs. Ihr Rating belässt die Bank bei "Übergewichten".

Nochmals einen völlig anderen Aspekt greift derweil die Bank Vontobel auf. Man sehe noch keinen spürbaren Effekt der weltweiten Handelskonflikte in den aktuellen Resultaten von Kühne+Nagel, schreibt der zuständige Analyst. So gehe man für 2018 von einem Marktwachstum in der See- und Luftverkehrsmärkte von 3 Prozent sowie bei der Kontraktlogistik und des Landverkehrs von 4 Prozent aus. Und das Resultat des Logistikers aus Schindellegi werde auch Ende Jahr wieder über diesem Resultat zu liegen kommen. Ihr Rating belässt die Bank bei "Hold", das Preisziel bei 164 Franken.

kw/tp