FRANKFURT (dpa-AFX) - Trotz der aktuellen Türkei-Krise empfehlen die Experten der Deutschen Bank weiter eine Übergewichtung des europäischen Bankensektors. Die Turbulenzen in Folge des jüngsten Kursrutsches der türkischen Lira änderten nichts daran, dass sich das Wachstum in der Eurozone wieder beschleunigen sollte, schrieb Analyst Sebastian Raedler in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Insofern dürfte sich auch die Stimmung unter den Einkaufsmanagern in der Region weiter verbessern, was sich besonders positiv in der Kursentwicklung der Banken niederschlagen würde.

Dementsprechend riet Raedler auch weiterhin, die wesentlichen defensiven Branchen in Europa wie etwa den Pharma- oder den Nahrungsmittelsektor unterzugewichten. Denn diese hätten seit Mai von der steigenden wirtschaftlichen Unsicherheit und den nachgebenden Renditen US-amerikanischer Staatsanleihen profitiert. Sollte sich jedoch das konjunkturelle Bild wie von ihm prognostiziert tatsächlich aufhellen, dürften auch die Renditen wieder anziehen und so zu einer ernsthaften Alternative zu den Dividendenzahlungen dieser Unternehmen werden.

Die unveränderten Brancheneinschätzungen der Deutschen Bank basieren auf der Grundannahme, dass die aus der Türkei-Krise resultierenden Risiken das europäische Wachstum nicht abwürgen. Nach Meinung der türkischen Volkswirte der Bank dürften sich die Beziehungen zwischen den USA und der Türkei wieder stabilisieren. Zudem werde die Notenbank ihre Geldpolitik wahrscheinlich verschärfen und so den Inflationsdruck mindern. Ferner könnte die Türkei in China oder in Russland externe Finanzierungsquellen erschließen und so denjenigen einheimischen Schuldnern zur Seite springen, die Probleme haben, ihre in US-Dollar nominierten Kredite zu bedienen.

Wer jedoch als Anleger erst einmal davon ausgehe, dass die Lage in der Türkei bis auf weiteres aussichtslos bleibt, kann Raedler zufolge ein Engagement in stark wechselkursabhängige Aktien erwägen. So könnten unter anderem die Papiere des Bierbrauers AB Inbev, des Kosmetikherstellers L'Oreal und des Tabakkonzerns Imperial Brands von einem weiter steigenden Dollar und einer höheren politischen Unsicherheit profitieren. Eher leiden hingegen würden unter einem solchen Szenario die Anteilsscheine der relativ stark in der Türkei engagierten Banken BBVA und Unicredit sowie die Aktien des Luxusgüterkonzerns Richemont./la/ag/fba