Rapperswil-Jona (awp) - Der Schweizer Zement- und Baustoffkonzern LafargeHolcim will künftig wieder "Holcim" heissen. Damit zieht er endgültig einen Schlussstrich unter die holprig verlaufene Fusion mit dem französischen Wettbewerber Lafarge und signalisiert gleichzeitig, dass er ein neues Kapitel in der langen Firmengeschichte aufschlagen will.

 

Über die Namensänderung werden aber erst einmal die Aktionäre an der Generalversammlung am 4. Mai abstimmen. Dort entscheiden sie auch über die Verlegung des Steuersitzes von Rapperswil-Jona im Kanton St. Gallen an den Standort der Hauptverwaltung in Zug.  

 

Als Grund für die Umbenennung wird vom Unternehmen in einer Mitteilung vom Freitag eine Vereinfachung genannt, mit der auch Effizienz und Wirkung gesteigert werden soll. Gleichzeitig soll damit auf dem Erbe des altehrwürdigen Konzerns aufgebaut werden.

Der Name Holcim leitet sich nämlich aus der früheren Unternehmensbezeichnung Holderbank (nach dem gleichnamigen Dorf im Kanton Aargau) und vom französischen "ciment" für Zement ab. Im August 2001 fand die Umbenennung von Holderbank Cement und Beton (HCB) zu Holcim statt.

 

2015, im Jahr der Fusion mit Lafarge, feierte Holcim schliesslich bereits sein 100-jähriges Bestehen. Noch tiefer in die Geschichte reichen die Wurzeln von Lafarge. Das Unternehmen wurde 1833 von Léon Pavin de Lafarge gegründet, der an der Ardèche feuerfeste Steine abbaute. Das Unternehmen war etwa in den 1860er Jahren am Bau des Suez-Kanals als Steine-Lieferant beteiligt. 2001 stieg Lafarge mit dem Kauf der britischen Blue Circle Industries zum grössten Zementhersteller weltweit auf.

Doch mit der jetzigen Umbenennung der Holdinggesellschaft soll der Traditionsname nicht völlig verschwinden. Als Lafarge bleibt der Konzern in noch rund zwei Dutzend Ländern aktiv, darunter etwa in Märkten wie Österreich, Tschechien, Griechenland, Ungarn, Kanada, Ägypten oder Südafrika.

 

Fusion unter Gleichen damit endgültig Geschichte

 

Die Fusion der Grosskonzerne wurde 2014 als "Merger of Equals" angekündigt. Doch dieses Bild bekam schon bald aufgrund der schwächeren Marktposition von Lafarge Risse und bei Vollzug des Zusammenschlusses im Sommer 2015 hatten dann die Holcim-Aktionäre bereits ein leichtes Übergewicht. Die Integration lief mit den notwendigen Devestitionen aufgrund von Wettbewerbsanforderungen holprig ab. Und auch die Dopplungen, etwa auf Konzernebene mit Verwaltungen in Zürich und Paris, sorgten für Reibungen.

 

Auf Management-Ebene mussten zunächst ebenfalls einige Turbulenzen überwunden werden. So sorgte der schnelle Abgang vom Fusions-Verwaltungsratspräsident Wolfgang Reitzle für Gesprächsstoff. Auch auf dem CEO-Posten agierte der Lafarge-Manager Eric Olsen in den Anfangsjahren eher glücklos und die Diskussionen um die Vorgänge im Bürgerkriegsland Syrien aus der Zeit vor der Fusion begleiteten seinen Abgang im Frühjahr 2017.

Erst mit Beat Hess an der Spitze des Verwaltungsrats und dann mit dem Amtsantritt von Jan Jenisch als CEO kam eine klare Linie in die Ausrichtung des Konzerns. Grössere Zement-Devestitionen in Asien, ein Schuldenabbau, Zukäufe sowie eine Stärkung des Bereichs Baustoffe zeichneten den Weg vor. Zuletzt wurde mit der Gross-Übernahme von Firestone Building Products ein weiterer, wichtiger Schritt getan.

 

CEO in den Verwaltungsrat

 

Die Position von Jenisch soll nun an der kommenden Generalversammlung nochmals aufgewertet werden. Der Konzernchef wird als neues Verwaltungsratsmitglied vorgeschlagen - zusätzlich zu seiner Funktion als CEO. Dies, "um die Kontinuität in der Führung sicherzustellen", wie es vom Konzern heisst.

 

Denn Oscar Fanjul, seit 2015 im Verwaltungsrat, habe sich entschieden, als Vizepräsident des Gremiums zurückzutreten. Fanjul wird für seine Verdienste verdankt. "Er wird uns fehlen", lässt sich Präsident Beat Hess am Freitag zitieren. Fanjul war seinerzeit von der französischen Lafarge für den Verwaltungsrat des Gemeinschaftsunternehmens nominiert worden.

 

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