(Neu: Aussagen aus Telefonkonferenz, Analystenkommentar, Kursentwicklung)

KÖLN (dpa-AFX) - Der Chemiekonzern Lanxess sieht nach den Corona-Belastungen der vergangenen Monate weitere Anzeichen einer Belebung. Die Entwicklung bleibt laut Konzernchef Matthias Zachert allerdings erst einmal eher schwer prognostizierbar. Für mehr als ein oder zwei Monate lasse sich die Entwicklung momentan nicht zuverlässig abschätzen, sagte er am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Zudem hinterließ die Viruspandemie im dritten Quartal noch einmal deutlichere Spuren. Der Aktienkurs geriet unter Druck.

Eine schwache Nachfrage der Autoindustrie, aber auch der Luftfahrt- sowie der Ölindustrie lastete im dritten Jahresviertel auf den Geschäften mit Spezialkunststoffen und mit Zusätzen etwa für Schmierstoffe. Hinzu kam ein geplanter Wartungsstillstand in einem belgischen Werk und der schwächere US-Dollar. Für einen gewissen Ausgleich sorgten erneut gut laufende Geschäfte mit Desinfektionsmitteln - nicht nur wegen Corona, sondern auch wegen der sich ausbreitenden Schweinepest.

Der Umsatz fiel im Jahresvergleich um 14,3 Prozent auf 1,46 Milliarden Euro. Vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Sondereffekten blieben mit 193 Millionen Euro 28,3 Prozent weniger hängen. Während der Umsatz etwas hinter den durchschnittlichen Analystenschätzungen zurückblieb, lag das operative Ergebnis knapp auf deren Niveau. Der auf die Anteilseigner entfallende Überschuss sank um rund 62 Prozent auf 26 Millionen Euro.

Für die Aktien ging es gegen Mittag um mehr als drei Prozent auf 44,39 Euro abwärts, was einen der letzten Plätze im MDax bedeutete. Im bisherigen Jahresverlauf liegen die Lanxess-Papiere nun wieder gut ein Viertel im Minus. Damit zählen sie zu den schwächeren Werten im europäischen Branchenindex Stoxx Europe 600 Chemicals.

Dass Lanxess im Gegensatz zu anderen Chemieunternehmen trotz verbesserter Markttrends die Erwartungen nicht zumindest ein wenig übertroffen habe, enttäusche wohl schon etwas, erklärte Analystin Georgina Iwamoto von der Investmentbank Goldman Sachs.

Konzernchef Zachert gibt sich aber zuversichtlich. "Wir sehen bei vielen Geschäften Anzeichen für eine Wende zum Besseren. Die Nachfrage aus wichtigen Kundenindustrien, darunter auch die Automobilindustrie, hat im Vergleich zum zweiten Quartal angezogen. Positive Impulse kommen insbesondere aus China und den USA."

Der Manager präzisierte nun den Gewinnausblick und rechnet 2020 mit einem Ebitda vor Sondereinflüssen zwischen 820 und 880 Millionen Euro, nach bislang angepeilten 800 bis 900 Millionen Euro.

Das impliziert für das Schlussquartal weiterhin eine recht große Spanne von 158 bis 219 Millionen Euro, nach 197 Millionen im vierten Quartal 2019. Analyst Markus Mayer von der Baader Bank hält es dennoch für möglich, dass die Markterwartungen leicht steigen könnten. Er betonte zudem, dass Lanxess die aktuelle Krise mit weniger Schwankungen durchstehe als in der Vergangenheit. Das verdeutliche die Verbesserungen des Geschäftsportfolios.

So fokussiert Zachert das Unternehmen seit einiger Zeit verstärkt auf Spezialchemiegeschäfte, die in der Regel weniger volatil sind als das Geschäft mit Massenware. Aktuell wird vor diesem Hintergrund über ein Interesse des Konzerns am Spezialchemiegeschäft des schweizerischen Pharmazulieferers Lonza spekuliert, das zum Verkauf steht.

Analyst Sebastian Satz von der britischen Bank Barclays hatte zuletzt von einem strategisch sinnvollen Schritt gesprochen. Gerade das aktuell stark laufende Consumer-Protection-Geschäft von Lanxess rund um Desinfektionsmittel, Wasseraufbereitung und Auftragsfertigung für die Agrar-, Pharma- und Spezialchemieindustrie würde mit einer solchen Übernahme gestärkt werden./mis/men/nas/zb