Yverdon (awp) - Der Batteriehersteller Leclanché lizenziert seine Batterie-Technologie nach China aus und geht eine strategische Allianz mit Narada Power ein, die auch einen Anteil an dem Westschweizer Unternehmen erwerben will. Geplant ist zudem ein neues Werk in China, an dem Leclanché einen Minderheitsanteil halten soll.

"Die Allianz ist ein grosser Schritt für uns und wir können damit die Finanzierung des Unternehmens für 2017 auf eine solide Grundlage stellen", sagte CEO Anil Srivastava am Montag gegenüber AWP. "Wir verfügen über rund 14 Mio CHF genehmigtes Kapital, und wir werden davon nur einen Teil in Anspruch nehmen müssen".

Narada strebe nur eine strategische Beteiligung an, eine Übernahme sei nicht geplant. Bis zur ausstehenden Genehmigung durch die chinesischen Regulierungsbehörden könne er keine Details zu den von beiden Parteien bindend eingegangenen Verpflichtungen nennen.

Die Unternehmen planen den Aufbau einer gemeinsamen Produktion in China zur Erreichung von Skaleneffekten und zur Senkung der Produktionskosten. Dabei lizenziert Leclanché sowohl die hochzyklenfesten Lithium-Titanat- als auch die Lithium-Graphit-NMC-Zellen an Narada aus. Beide Typen sollen in Hangzhou produziert werden, einschliesslich eines neuen Produktionsstandorts mit einer Kapazität von 2,5 GWh, der 2017 den Betrieb aufnehmen soll.

Zum Vergleich: In seiner Jahresprognose 2016 rechnet Leclanché mit Auslieferungen von 30 MWh. Für 2017 wurde bisher eine Auftragspipeline von 85 MWh in Aussicht gestellt. Im ersten Halbjahr 2016 hatte das Unternehmen den Umsatz um rund 65% auf 5,77 Mio CHF gesteigert und für das Gesamtjahr einen Wert von 28 Mio erwartet.

Für das Laufende Jahr rechnet Srivastava mit keinem Einfluss durch die Allianz. Welche Auswirkungen der Deal auf die Guidance 2017 haben werde, will er an der GV Anfang des kommenden Jahres erläutern. Neben den kommunizierten Speicherprojekten in Nordamerika stehe ein weiteren Projekt vor dem Abschluss, so der CEO weiter.

ZUSÄTZLICHE KAPAZITÄT ZU BISHERIGEN STANDORTEN

Das Leclanché-Werk im deutschen Willstätt verfügt bei voller Auslastung im Dreischichtbetrieb über eine Jahreskapazität von rund 100 KWh, bei gemischter Produktion von Lithium-Titanat- und Lithium-Graphit-NMC-Zellen. Das Werk wird aber bisher nur in einer Schicht gefahren. Das geplante Werk in China hätte also eine um den Faktor 25 höhere Kapazität. "Unser Anteil an dem Joint-Venture wird relativ klein sein," sagte der Leclanché-Chef jedoch.

Die Fertigungskapazitäten in China sollen zusätzlich zu den vorhandenen Leclanché-Standorten Willstätt und Yverdon-les-Bains aufgebaut werden. Damit soll eine bedarfsgerechte, wettbewerbsfähige Produktion entstehen, um die Produkte zum bestmöglichen Preis für den Weltmarkt anbieten zu können.

Die Allianz biete beiden Partnern erhebliche Vorteile. Narada, das bisher vor allem Blei-Säure-Batterien hergestellt hat, schaffe mit dem Know-How von Leclanché den Sprung zur Lithium-Ionen-Technologie. Leclanché profitiere vor allem durch die Bar-Lizenzeinnahmen und den Ausbau der Supply-Chain. Dies könne durch Skaleneffekte zu Kostenvorteilen bei den Rohstoffen führen. Narada habe zudem ein weitreichendes Vertriebsnetz. Ausserdem könne Leclanché seine Stärke als Systemintegrator in der Kooperation einbringen.

ELEKTROBUSSE IM VISIER

Mit der neuen Partnerschaft sollen dabei insbesondere im chinesischen Markt für Elektrobusse Marktanteile gewonnen werden. China ist laut Mitteilung der weltweit grösste Markt für Elektrobusse mit einem geschätzten Volumen von 4 Mrd USD. Der Markt der Akkus für Elektrofahrzeuge werde in China aktuell auf 35 bis 40 GWh geschätzt. Ein Marktanteil von rund 5% würde also bereits die Auslastung des Joint-Ventures bedeuten.

Leclanché hatte mit der Inbetriebnahme des Werks für Lithium-Ionen-Zellen in Deutschland im Jahr 2012 auf den Markt für stationäre und mobile Speicherlösungen gesetzt. Zuletzt hatte das Unternehmen einige Projekte für Energie-Speicherlösung zur Stabilisierung von Stromnetzen gewonnen.

Narada wurde 1994 in Hangzhou gegründet und baut Batterien für den Einsatz in Fahrzeugen, Telekom-Sendeanlagen sowie Industrie- und Netzanwendungen. Das Unternehmen hatte im Frühjahr 2016 eine Kooperation mit dem Fahrzeughersteller Dongfeng Shenyu bekannt gegeben und einen Auftrag von Chang'an Auto erhalten.

Die Leclanché-Aktien notieren nach noch einem verhaltenen Auftakt kurz vor Mittag unter hohen Volumen mit +4,3% klar im Plus bei 2,94 CHF. Der Gesamtmarkt gemessen am SPI verliert aktuell 0,3%.

yr/rw