ZÜRICH (dpa-AFX) - Die Schweizer Großbank UBS macht beim Kabelspezialisten Leoni die Hoffnung auf ein starkes Wachstum durch Elektroautos zunichte. Die allgemeine Erwartung, dass in Elektrofahrzeugen letztlich mehr Kabel verbaut würden als in Autos mit Verbrennungsmotor, sei falsch, schrieb Analyst Julian Radlinger in einer Studie vom Freitag. Vielmehr dürfte der Bedarf an Kabeln durch Verbesserungen in der Konstruktion am Ende sogar leicht sinken.

Er gehe vor diesem Hintergrund von einer schlechteren mittelfristigen Gewinnentwicklung bei Leoni aus als andere Analysten, erklärte Radlinger. Da der Kursverlauf der Aktie aber traditionell eng mit der Gewinnentwicklung verknüpft sei, könnte dies das Ende für die Rally des Papiers bedeuten, das seit Mitte 2016 um beeindruckende 120 Prozent zugelegt habe. Der UBS-Analyst nahm das Papier entsprechend mit "Sell" und einem Kursziel von 39 Euro in die Bewertung auf.

Die Einschätzung sorgte am Freitagmorgen für deutliche Verluste in der Aktie. Sie brach zwischenzeitlich um mehr als 8 Prozent ein und lag zuletzt noch 5 Prozent im Minus bei 50,69 Euro.

Radlinger untermauerte seine ungünstige Einschätzung in Sachen Elektroautos mit der Analyse aktueller Modelle: Zwar hätten er und sein Team in einem auseinandergenommenen Chevy Bolt tatsächlich wie allgemein erwartet mehr Kabel als in einem vergleichbaren Auto mit Verbrennungsmotor gefunden - und zwar um 40 Prozent mehr Kabel - , doch die Analyse der Konkurrenzmodelle Tesla Model S und Model 3 habe ergeben, dass Verbesserungen in der Konstruktion am Ende zu einem 5 Prozent niedrigeren Kabelbedarf in künftigen Elektroautos führen dürfte.

Radlinger äußerte insofern starke Zweifel daran, dass das durchschnittlich von Analysten erwartete operative Gewinnwachstum von Leoni von 9 Prozent pro Jahr bis 2025 realistisch sei. Dies sei mehr als er seinen Branchenfavoriten Valeo , Delphi , Hella und Conti zutraue. Er selbst gehe von 6 Prozent Gewinnplus (Ebit) pro Jahr aus. Entsprechend habe Leoni nun weniger Spielraum zu patzen, warnte er.

Mit der Einstufung "Sell" geht die UBS davon aus, dass die Gesamtrendite der Aktie (Kursgewinn plus Dividende) auf Sicht von zwölf Monaten um mindestens sechs Prozent unter der von der UBS erwarteten Marktrendite liegt./das/ajx/stb

Analysierendes Institut UBS.