NÜRNBERG (awp international) - Der Autozulieferer Leoni ist nach eigenen Angaben Opfer eines millionenschweren Betrugs geworden. Unter Verwendung gefälschter Dokumente und Identitäten sowie unter Nutzung elektronischer Kommunikationswege seien Gelder des Unternehmens auf Zielkonten im Ausland transferiert worden, teilte das im MDax notierte Unternehmen am Dienstag überraschend mit. Der Schaden belaufe sich auf einen Abfluss an liquiden Mitteln von insgesamt rund 40 Millionen Euro.

Am Finanzmarkt war die Reaktion vernichtend: Die Aktien sackten um mehr als acht Prozent ab und waren damit Schlusslicht im MDax.

Ein Sprecher wollte sich auf Nachfrage wegen laufender Ermittlungen nicht zu weiteren Details äussern. Aus dem Firmenumfeld hiess es, jemand habe sich gegenüber Mitarbeitern des Hauses als Leoni-Mitarbeiter ausgegeben und behauptet, "besondere Befugnisse zu haben". Auf diese Weise habe er "bestimmte Geschäftsvorgänge vorbereiten" lassen. Das Besondere sei dabei nicht das Vorgehen der Betrüger an sich, "sondern die Höhe des Schadens", hiess es.

Nach Angaben eines Leoni-Sprechers hat der Vorstand umgehend eine Untersuchung der Vorfälle eingeleitet und prüft derzeit Schadenersatz- und Versicherungsansprüche. Ebenso sei Anzeige erstattet worden. Die Auswirkungen auf die Ergebnisprognose kann das Unternehmen derzeit noch nicht abschätzen. Die Liquiditätslage des Konzerns sei nicht wesentlich beeinträchtigt. Das Vorgehen der Täter ähnelt der sogenannten "Chef-Masche", bei der Unbekannte bereits in den vergangenen Monaten andere Unternehmen um grosse Beträge erleichtert hatten./men/kts/DP/jha