(neu: Aussagen aus Telefonkonferenzen im sechsten Absatz, Aktienkurs im zweiten Absatz aktualisiert und Analystenstimme im dritten Absatz ergänzt.)

NÜRNBERG (dpa-AFX) - Der Kabel- und Bordnetzspezialist Leoni ist dank des Booms der europäischen Autoindustrie gut unterwegs. Gut laufende Geschäfte in der Bordnetzsparte sorgen für mehr Optimismus. Aber auch das Geschäft mit einfachen Kabeln für die Industrie läuft besser als gedacht. Bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr hob der MDax -Konzern am Mittwoch seine Ergebnisprognose an.

Als neues Ziel steht für den im Januar ausscheidenden Vorstandschef Dieter Bellé nun rund 220 Millionen Euro Ergebnis vor Zinsen und Steuern im Plan. Zuvor hatte das Management 190 bis 210 Millionen Euro anvisiert. Für die Aktie ging es allerdings deutlich nach unten, das Papier sackte am Mittwochnachmittag um gut 6,6 Prozent auf 54,45 Euro ab. Börsianer sprachen von Gewinnmitnahmen.

Einige Analysten hatten zwar bereits mit einer Anhebung der Prognose gerechnet. Im Schnitt hatten die von Bloomberg befragten Experten für das laufende Jahr aber nur 210 Millionen Euro Ebit auf dem Zettel. "Allerdings erachten wir die Kurssteigerungen der letzten Monate als übertrieben", schrieb dagegen Frank Schwope von der NordLB und riet dazu, Gewinne mitzunehmen. Leoni ist auch mit dem Kursminus vom Mittwoch noch der drittbeste MDax-Wert des laufenden Jahres mit einem Plus von mehr als 60 Prozent.

In der Bordnetzsparte, die ganze Kabelsätze für die Automobilindustrie und andere Anwendungen fertigt, kann Leoni nach dem ernüchternden Vorjahr mit hohen Umbaukosten mittlerweile zunehmend Erfolge vermelden. Leoni sammelte in der Sparte im dritten Quartal Aufträge für 1,6 Milliarden Euro ein, davon fast 600 Millionen für sogenannte Hochvolt-Kabelsätze. Diese werden in Autos mit Elektroantrieben eingesetzt, unter anderem unterstützen sie etwa den schnellen und effizienten Wechsel zwischen Verbrennern und Elektromotoren in Hybridautos.

Leoni verspricht sich viel von diesen neuen Bordnetzen. Unter anderem schnappten sich die Franken den Auftrag für die Komplettverkabelung der neuen Elektro-Produktionsplattform eines weltweit tätigen Autobauers aus Europa. Auch insgesamt benötigt die zunehmende Nutzung von Displays und Verbraucher-Elektronik im Autoinnenraum leistungsfähigere Bordnetze.

Auch für das vierte Quartal gebe es gute Anzeichen beim Auftragseingang, sagte Bellé in einer Telefonkonferenz. Er sei optimistisch, ein weiteres Großprojekt bei einem Autobauer zu platzieren. Finanzchef Karl Gadesmann sagte, das Schlussquartal sei beim operativen Ergebnis üblicherweise schwer abzuschätzen, aber es bestünden gute Chancen, über der Jahresprognose zu landen.

Auch der Umsatz soll von 4,4 Milliarden Euro im Vorjahr nun stärker auf 4,8 Milliarden Euro zulegen als bisher gedacht. Das liegt auch am steigenden Kupferpreis, der zum großen Teil an Kunden weitergereicht werden kann. Dieser sorgt auf der einen Seite somit für mehr Erlös, auf der Einkaufsseite aber auch für mehr Kosten beim Kabelhersteller.

Im dritten Quartal hat vor allem der gute Lauf in der Autoindustrie den Umsatz um knapp 11 Prozent auf 1,19 Milliarden Euro wachsen lassen. Das operative Ergebnis betrug 46,4 Millionen Euro, nachdem im Vorjahr wegen eines Online-Betrugsfalls ein Verlust von 12,7 Millionen Euro angefallen war.

Vor einem Jahr hatte das Unternehmen für Aufsehen gesorgt, als es Opfer eines Betrugsfalls geworden war. Mit gefälschten Dokumenten und Identitäten hatten Täter einen zweistelligen Millionenbetrag ergaunert.

Bereinigt um Sondereffekte wäre das operative Ergebnis um fast die Hälfte geklettert. Unter dem Strich stand ein Gewinn von 28,3 Millionen Euro, vor einem Jahr hatte der Verlust 24,4 Millionen Euro betragen./men/she/oca