NÜRNBERG (dpa-AFX) - Nach dem erlittenen millionenschweren Betrug im Sommer ist der Kabel- und Autozulieferer Leoni tief in die Verlustzone gerutscht. Zusätzlich belastet hat das MDax-Unternehmen im dritten Quartal der bis 2017 dauernde Konzernumbau, berichtetet der Vorstand am Mittwoch. Ziehe man die beiden Sondereffekte ab, liege das Unternehmen aber voll im Plan, betonte Vorstandschef Dieter Bellé. Für 2017 erwartet er eine deutlich verbesserte Ertragslage.

An der Börse kamen die Zahlen und die Aussagen aber überhaupt nicht gut an, obwohl der Betrugsfall und die Schadenssumme schon länger bekannt sind. Die Aktie stürzte bis zu 12 Prozent ab, dabei fielen die Zahlen im Großen und Ganzen wie erwartet aus. Händler führten den Kursabsturz darauf zurück, dass Leoni aber auch nicht positiv überrascht hat. Deshalb seien die Hoffnungen vieler Investoren herb enttäuscht wurden, so dass einige nach der jüngsten Kurserholung Kasse gemacht haben.

Seit dem Anfang Juli erreichten Mehrjahrestief liegen die Aktien damit aber immer noch rund 40 Prozent vorn. Seinerzeit hatte die im Oktober 2015 infolge einer drastischen Gewinnwarnung begonnene Talfahrt ihr Ende gefunden. Die Anleger setzten verstärkt auf einen erfolgreichen Umbau des Unternehmens.

Trotz vergleichsweise moderater Umsatzrückgänge verzeichnete der fränkische Draht- und Bordnetzhersteller zwischen Juli und September einen Konzernverlust von 24,4 Millionen Euro. Im Vergleichsquartal 2015 hatte es noch einen Konzernüberschuss von 15,7 Millionen Euro gegeben. Auch beim Ergebnis vor Steuern rutschte das Unternehmen in die roten Zahlen - von plus 23,8 Millionen Euro im Vorjahresquartal auf nun minus 18,6 Millionen Euro.

Verantwortlich für die Verluste ist ein großer Betrugsfall im August. Unbekannte Täter hatten Leoni um rund 40 Millionen Euro gebracht. Sie hatten dazu gefälschte Dokumente und Identitäten sowie elektronische Kommunikationswege benutzt. Damit sei das Geld auf Konten in Asien transferiert worden. Wegen der laufenden Ermittlungen könne er leider keine Details nennen, sagte Bellé.

Das ergaunerte Geld wieder zurückzubekommen hält der Leoni-Chef "für sehr unwahrscheinlich bis so gut wie ausgeschlossen". Derzeit prüfe das Unternehmen, ob eine zum Schutz vor Cyberkriminalität abgeschlossene Versicherung für einen Teil des Schadens aufkomme.

Trotz allem sieht Bellé das Unternehmen auf Kurs. Ziehe man die Währungseffekte und die umsatzmindernde Wirkung des gesunkenen Kupferpreises ab, hätte der Umsatz im dritten Quartal sogar zugelegt, sagte Bellé. So aber sank er um 3,6 Prozent auf 1,07 Milliarden Euro.

An seiner im September gesenkten Prognose hält er fest: Er rechnet für 2016 mit einem operativen Gewinn (Ebit) von 65 Millionen Euro; das wären rund 57 Prozent weniger als vor einem Jahr. Beim Umsatz geht er von 4,4 (2015: 4,5) Milliarden Euro aus./kts/DP/zb/jha/