FRANKFURT (awp international) - Der Kabelspezialist Leoni will sein Wachstum in den kommenden Jahren dank guter Aufträge aus der Autoindustrie und mit neuen Produkte am Laufen halten. Allerdings rechnet der MDax-Konzern erst im kommenden Jahr wieder mit einem steigenden Wachstum. Kleinere Zukäufe, aber auch mehr Partnerschaften sollen die Geschäfte antreiben. Grosse Stücke setzt das Unternehmen zudem in der Kabelsparte auf neue, sogenannte intelligente Kabel.

Bis 2020 soll der Konzernumsatz im Schnitt um jährlich mehr als 5 Prozent klettern, wobei die Jahre 2019 und 2020 deutlich grössere Beiträge liefern sollen als das laufende Jahr, wie Interimschef Karl Gadesmann am Dienstag in Frankfurt sagte. "Insbesondere 2020 werden wir zweistellig wachsen", sagte der Manager. Bisher hatte der Hersteller von Kabeln und Bordnetzsystemen für Autos mittelfristig bis 2019 zwischen 4 und 5 Prozent angepeilt.

Im laufenden Jahr soll der Erlös mindestens 5 Milliarden Euro betragen, nach einem Plus von gut 11 Prozent auf 4,9 Milliarden im vergangenen Jahr. Allerdings hat Leoni auch einen kleineren Unternehmensteil verkauft. Zudem habe der Erlös wegen womöglich steigender Kupferpreise noch Luft nach oben.

Geschäfte machen und Geld verdienen will Leoni weiter vor allem mit der Autoindustrie, hier sollen mehr Kabel und Elektronik im Auto für Schwung sorgen. Das Unternehmen will sich wandeln vom reinen Lieferanten von Kabeln und Bordnetzsystemen hin zum Anbieter von Lösungen und Dienstleistungen. In der Kabelsparte sollen neu entwickelte Produkte Temperatur und Druck entlang des Kabels erfassen und auswerten - so soll etwa Kabelbränden vorgebeugt werden. Mit mehreren Interessenten sei das Unternehmen dazu auch schon in Gesprächen, die Technologie dazu sei deutlich günstiger als bisher verfügbare Systeme.

In der Bordnetzsparte will das Unternehmen auch mit Partnern von ausserhalb der Autozulieferindustrie zusammenarbeiten und Produkte entwickeln, wie Spartenchef Martin Stüttem sagte. Mit welchen Unternehmen Leoni sich unterhält, wollte er aber noch nicht verraten.

Die im vergangenen Jahr stark gelaufene Aktie drehte am Mittag nach erster Enttäuschung der Anleger ins Plus und stand 1,3 Prozent höher, obwohl die Prognose für das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) schwächer ausfiel als am Markt gedacht. Hier peilt Leoni einen Wert zwischen 215 und 235 Millionen Euro an, nach 225 Millionen im Vorjahr. Analysten hatten im Schnitt mit einem Wert am oberen Ende der Spanne gerechnet.

Die Prognose sei in dieser Bandbreite realistisch und anspruchsvoll, sagte Gadesmann mit Verweis auf hohe Vorleistungen für neue Produkte. Gemessen an dem um Sondereffekte bereinigten Vorjahreswert sei die neue Prognose ohnehin eine spürbare Steigerung. Unter anderem hatte Leoni aus einem Unternehmensverkauf 2017 einen Sonderertrag von 24 Millionen Euro erzielt. Die operative Umsatzrendite (Ebit) soll bis 2020 dann mindestens 5 Prozent betragen, nach 4,6 Prozent zuletzt.

Im vergangenen Jahr war das operative Ergebnis bei 225 Millionen Euro auf rund das Dreifache gewachsen - 2016 hatte das Unternehmen durch einen Betrugsfall viel Geld verloren, zudem hatten Umbaukosten zu Buche geschlagen.

Das Nürnberger Unternehmen machte 2017 143,9 Millionen Euro Gewinn, nach 11,5 Millionen im Vorjahr. Für 2017 schlägt das Management und der Aufsichtsrat eine Dividende von 1,40 Euro je Aktie vor, nach 50 Cent im Vorjahr. Zuvor hatten die Aktionäre zwei Jahre Kürzungen bei der Ausschüttung hinnehmen müssen.

Finanzvorstand Gadesmann ist derzeit auch Interimschef bei den Franken. Vorgänger Dieter Belle war Ende Januar aus dem Unternehmen ausgeschieden, spätestens Anfang Oktober soll der Osram-Manager Aldo Kamper den Chefposten übernehmen. Womöglich kann der 47-jährige Niederländer auch früher übernehmen, Gespräche dazu laufen. In die Mittelfristplanung war Kamper allerdings noch nicht eingebunden, wie Gadesmann sagte. /men/ajx/fba