NÜRNBERG (awp international) - Der Automobilzulieferer Leoni will künftig auch auf dem Draht- und Kabelmarkt mit Komplettlösungen stärker punkten. Statt allein Kabel wolle das Unternehmen für Industriekunden bald schon intelligente und sichere Übertragungssysteme anbieten, kündigte der Konzern am Mittwoch bei der Vorlage seiner Halbjahreszahlen an. Als Einsatzgebiete kämen unter anderem die Robotik, die Automatisierungs- und die Medizintechnik in Frage.

Die vom neuen Chef des Unternehmensbereichs Wire & Cable Solutions (WCS), Bruno Frankhauser, entwickelte Geschäftsstrategie solle dem Unternehmen "neue Markt- und Umsatzpotenziale" erschliessen, sagte ein Unternehmenssprecher. Anders als der Automotive-Bereich beliefert der Unternehmensbereich WCS grösstenteils die Industrie mit Kabeln und Drähten; die Unternehmen verarbeiten sie bisher aber weitgehend selbst in ihren Produkten.

Die Kabel- und Drahtsparte hatte im ersten Halbjahr auch unter starken Wechselkurs- und Kupferpreisschwankungen gelitten. Dadurch sackte der Bereichsumsatz im ersten Quartal auf 433 Millionen Euro ab - das sind 39 Millionen Euro weniger als im Vergleichsquartal des Vorjahres. Dank eines verbesserten Produktmix kletterte allerdings der operative Gewinn (EBIT) von April bis Juni um rund 32 Prozent auf 20,5 Millionen Euro.

Dennoch haben die Probleme in der Bordnetzsparte dem Autozulieferer unter dem Strich einen herben Gewinneinbruch eingebrockt. Im zweiten Quartal sackte der Konzernüberschuss um fast ein Drittel auf 24,3 Millionen Euro ab, wie das Unternehmen in Nürnberg mitteilte und damit vorläufige Angaben vom Juli bestätigte. Der Umsatz lag dagegen mit 1,148 Milliarden Euro nur leicht unter dem Niveau des Vergleichsquartals 2015.

Die Probleme waren im Vorjahr entstanden, nachdem ein rumänisches Werk mehr Aufträge angenommen hatte als es bewältigen konnte. Um dennoch liefern zu können, hatten Mitarbeiter aus anderen Werken zu hohen Kosten dort aushelfen müssen. In den ersten sechs Monaten kostete das knapp 20 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr rechnet das Unternehmen weiterhin mit einem Umsatz von 4,4 Milliarden Euro (2015: 4,5 Milliarden Euro) und einem operativen Gewinn von rund 105 Millionen Euro (2015: 151,3 Millionen Euro)./kts/men/DP/stb