München (Reuters) - Das Bundeskartellamt nimmt Kabelhersteller wegen des Verdachts von Preisabsprachen ins Visier.

Die Wettbewerbshüter ließen am Dienstag Standorte mehrerer Unternehmen und Branchenverbände auf der Suche nach Beweisen durchsuchen, darunter Leoni und die italienische Prysmian, wie die betroffenen Firmen bestätigten. Die Aktionäre der Nürnberger Leoni AG, die noch mitten in einer Sanierung steckt, zeigten sich schockiert. Die Aktie stürzte am Mittwoch um bis zu 14 Prozent auf 8,89 Euro ab. Kartellstrafen können bis zu zehn Prozent des Umsatzes ausmachen. Prysmian gaben an der Mailänder Börse zwei Prozent nach.

Ein Kartellamts-Sprecher sagte, es gebe Verdachtsmomente, dass Unternehmen und Verbände unzulässigerweise Preise abgesprochen hätten. Namen der betroffenen Firmen nannte er nicht. Es gelte die Unschuldsvermutung. Laut Leoni geht es darum, "dass Kabelhersteller die Berechnung branchenüblicher Metallzuschläge in Deutschland miteinander koordiniert haben sollen". Mit solchen Zuschlägen passen Kabelhersteller die schwankenden Preise etwa für das in den Kabeln und Leitungen verwendete Kupfer oder Aluminium an den aktuellen Börsenkurs an. Bei der Bestellung gehen sie von einem Standardpreis aus.

Leoni kündigte an, mit den Behörden zu kooperieren und die Vorwürfe zu prüfen. Prysmian äußerte sich ähnlich. Während Leoni Kabel unter anderem für die Autoindustrie herstellt, produziert Prysmian in Deutschland Nieder-, Mittel- und Hochspannungskabel vor allem für die Energiebranche. Das italienische Unternehmen hat Standorte in Berlin, Schwerin, Neustadt bei Coburg, Wuppertal, Nordenham und Nürnberg.