Basel (awp) - Der Pharmazulieferer Lonza publiziert am Freitag, 22. Juli die Ergebnisse zum ersten Semester 2022. Insgesamt haben zehn Analysten zum AWP-Konsens beigetragen.

H1 2022E
Angaben aus fortgeführtem Geschäft

(in Mio Fr.)       AWP-Konsens  H1 2021A

Umsatz                 2970        2542
- Small Molecules       394         362
- Biologics            1538        1284
- Cell & Gene           331         274
- Capsules & Health 
    Ingredients         634         602
Core-EBITDA             949         847
- Marge (in %)         32,0        33,3

FOKUS: Die Analysten werden sich am Freitag nur noch für die "neue" Lonza interessieren. Also für das Geschäft der Pharmaauftragsfertigerin, das für gut drei Viertel des Umsatzes steht. Denn vom Chemiegeschäft, also der Sparte Specialty Ingredients (LSI), hatte sich Lonza Mitte 2021 getrennt. Lonza weist LSI nur noch als "nicht-fortgeführtes Geschäft" aus.

Und diese Auftragsfertigerin ist im Urteil der Analysten im ersten Halbjahr 2022 kräftig gewachsen, getrieben von einer guten Nachfrage nach Biologics. Einige Experten schliessen sogar nicht aus, dass der hierzulande vor allem für den Impfstoff-Auftrag von Moderna bekannte Pharmazulieferer seine Ziele für das laufende Jahr anheben wird.

Die Profitabilität von Lonza dürfte gleichwohl etwas unter Druck geraten sein. Analysten verweisen auf einen weniger vorteilhaften Produktemix sowie auf hohe Investitionen in Kapazitäten und höhere Anlaufkosten.

Zuletzt hatte der Mitbewerber Polypeptide mit der Nachricht aufgeschreckt, die steigenden Kosten könnten nur verzögert an die Kunden weitergereicht werden. Mit Blick auf Lonza geben sich die Experten trotzdem entspannt. Die Basler hätten mehr Preis- und Einkaufsmacht als die Belgier.

Polypeptide erwartet auch eine Verschiebung der Umsätze mit dem Covid-Impfstoffhersteller Novavax in das Jahr 2023. Lonza könnte mit seinem Kunden Moderna ein ähnliches Schicksal blühen, denken Analysten. Allerdings hinke auch hier der Vergleich mit Polypeptide. Denn Lonzas Partnerschaft mit Moderna sei strategischer Natur mit diversen Projekten. Lonza werde sehr wohl in der Lage sein, seine Kapazitäten zu füllen.

ZIELE: Lonza soll ohne die Chemiesparte deutlich schneller wachsen und mehr Gewinn abwerfen als die frühere Firma. Bis 2024 stellt das Unternehmen eine Betriebsgewinnmarge von 33 bis 35 Prozent in Aussicht.

Auf dem Weg dorthin peilt Lonza für das Jahr 2022 ein Umsatzwachstum zu konstanten Wechselkursen im unteren bis mittleren Zehnerbereich an. Die Core-EBITDA-Marge werde "im Einklang mit der mittelfristigen Prognose für 2024" steigen.

PRO MEMORIA: Lonza wurde mit dem LSI-Verkauf neu in vier Divisionen aufgeteilt. Es sind dies Biologics (Umsatzanteil 47%), Kapseln und Inhaltsstoffe für die Gesundheit (27%), kleine Moleküle (16%) sowie Zell- und Gentherapie und Biowissenschaften (10%).

Der Verkauf des hat Lonza 4,2 Milliarden Franken in die Kasse gespült. Das Geld steckt Lonza ins eigene Geschäft. Zuletzt kündigte das Unternehmen etwa an, am Standort Stein AG eine grosse kommerzielle Abfüll- und Veredelungsanlage für Arzneimittel zu bauen. Die neue Anlage mit einer Investitionssumme von rund 500 Millionen Franken solle 2026 fertiggestellt werden.

Lonza ist seit der Coronakrise auch einer breiteren Öffentlichkeit ein Begriff. Denn Lonza stellt am Stammwerk in Visp den Wirkstoff für die begehrte Impfung der US-Firma Moderna her.

AKTIENKURS: Als "Profiteur" der Covid-19-Krise hatten die Lonza-Papiere in 2021 mit plus 34 Prozent eine sehr gute Jahresperformance abgeliefert. 2020 hatten die Valoren gar um 61 Prozent zugelegt. In diesem Jahr stehen bisher rund minus 22 Prozent zu Buche. Hintergrund ist die von Zinsphantasien ausgelöste Sektor-Rotation - raus aus Wachstumswerten, rein in Substanzwerte.

jg/ra