Zürich (awp) - Bei der Swiss macht der oberste Firmenlenker den Abflug: Dieter Vranckx wechselt nach mehr als drei Jahren als Swiss-Chef in die Geschäftsleitung des Mutterkonzerns Lufthansa. Damit ist erneut ein Swiss-Top-Manager in Frankfurt gelandet.

Und die Swiss muss innert weniger Monate die ganze Firmenleitung neu besetzen. Auf Anfang Jahr wurde Swiss-Kommerzchef Tamur Goudarzi Pour von Heike Birlenbach ersetzt. Goudarzi Pour wurde bei der Lufthansa zum Verantwortlichen für das Ressort Kundenerlebnis der gesamten Gruppe berufen.

Den nächsten Abgang macht per Ende Mai Finanzchef Markus Binkert, der nach 19 Jahren bei der Swiss zum Gastronomieunternehmen SV Group wechselt, wo er Konzernleiter wird.

Und nun wechselt auch Swiss-Chef Dieter Vranckx nach Frankfurt, um ab Juli als Kommerzchef der Lufthansa-Gruppe in neue Karrierehöhen zu steigen. Dort wurde er zum Vorstand "Globale Märkte und kommerzielle Steuerung Hubs" berufen. Dem Ressort unterstehen zusätzlich die Bereiche Kundenerlebnis und Konzernmarkenführung, die zu einem anderen Ressort gehörten.

Mehrere Swiss-Chefs starten bei Lufthansa durch

Damit setzt die attraktivste Konzerntochter ihre Tradition als Kaderschmiede für die Lufthansa-Gruppe fort. Den Anfang machte Swiss-Chef Christoph Franz, der 2009 in der Lufthansa-Führung landete und im Januar 2011 sogar die Nachfolge des scheidenden Lufthansa-Chefs Wolfgang Mayrhuber antrat.

Sein Nachfolger an der Spitze der Swiss wurde Harry Hohmeister, der Anfang 2016 ebenfalls in die Konzernleitung der Muttergesellschaft wechselte. Vranckx rückt in der Lufthansa-Gruppe nun für Hohmeister nach, da dieser die usanzgemässe Alterslimite von 60 Jahren erreicht. Damit schliesst sich wieder der Kreis von ehemaligen Swiss-Chefs.

Auch der ehemalige Swiss-Finanzchef Michael Niggemann ging vor vier Jahren nach Frankfurt, wo er nun Personalchef der Lufthansa ist. Dort übernimmt er nun auch das Amt des Finanzchefs übergangsweise, weil es den bisherigen Lufthansa-CFO Remco Steenbergen zu einem anderen Job zieht. Steenbergen sitzt gegenwärtig noch im Verwaltungsrat der Swiss.

Radikaler Schnitt in der Konzernleitung

Der Mutterkonzern fegt an der Spitze seinerseits radikal durch: Gleich vier von sechs Vorstandsmitgliedern sollen in den kommenden Monaten gehen. Zudem wird der Vorstand um einen Posten verkleinert. Dabei ist Niggemann der einzige, der neben Konzernchef Carsten Spohr im obersten Leitungsgremium bleibt.

Das klingt nach Mega-Krise bei Europas umsatzstärkster Airline-Gruppe, ist aber letztlich aus ökonomischen Umständen und persönlichen Entscheidungen erklärbar. Denn geschäftlich geht es dem Kranich-Konzern nach überwundener Corona-Krise so gut wie lange nicht. Hohe Ticketpreise und ausgebuchte Flugzeuge haben dazu geführt, dass Lufthansa-Chef Spohr am 7. März erneut einen der höchsten Gewinne in der Unternehmensgeschichte präsentieren kann. 

Der Verwaltungsrat unter Führung des einstigen Lufthansa-Finanzchefs Karl-Ludwig Kley hat beim Vorstandsumbau den klaren Schnitt gewählt, statt die vier scheidenden Manager im Monatstakt zu verabschieden.

jb/tv