Zürich (awp) - Nachfolgend eine Auswahl von Artikeln zu wirtschaftsrelevanten Themen aus der Presse vom Wochenende:

STADLER: Laut Peter Spuhler, Chef von Stadler Rail, hat der Zugbauer begonnen, Teile der Produktion aus dem weissrussischen Werk Fanipol an Standorte in der EU, vor allem ins polnische Werk Siedlce, und auch in die Schweiz zu verlagern. "Wir sind nach wie vor der Meinung, dass eine wirtschaftliche Integration solcher Staaten mithilft, den Demokratisierungsprozess voranzutreiben. Dazu haben wir mit unserer Investition beigetragen. " Doch sagt Spuhler auch: "Leider wurde mit der manipulierten Wahl in Weissrussland sowie dem russischen Einmarsch in die Ukraine die rote Linie überschritten. Daher befürwortet Stadler massive Sanktionen." Aufgrund erster Sanktionen könne Stadler keine Elektronikbauteile und -komponenten mehr über die Grenze ins Werk schicken. (Schweiz am Wochenende, S. 18; siehe auch separate Meldung)

BREITLING: Erneut zieht ein Unternehmen die Konsequenzen aus dem Angriffskrieg von Kremlchef Wladimir Putin gegen die Ukraine. Der Grenchner Uhrenhersteller Breitling liefert keine neue Waren mehr nach Russland. "Wir überprüfen auch unsere künftige Geschäftstätigkeit in Russland", sagte der Chef des Unternehmens, Georges Kern, gegenüber der "Sonntagszeitung". Breitling ist in dem Land laut dem Bericht mit 45 Niederlassungen vertreten. Darunter befinden sich zwei Boutiquen in Moskau und eine in der Metropole St. Petersburg. Ausserdem seien die Verkaufspunkte in der Ukraine, die allesamt von Handelspartnern betrieben würden, zum Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter derzeit geschlossen, führte Kern weiter aus. (SoZ, S. 35; siehe auch separate Meldung)

BOOKING: Trotz fortschreitender Digitalisierung in der Schweizer Hotellerie kann die Branche die marktbeherrschende Stellung von Buchungsplattformen wie Booking nicht brechen, schreibt die "SonntagsZeitung". Im Gegenteil: Diese nimmt weiter zu. Das zeigt eine neue Studie der Fachhochschule Westschweiz Valais-Wallis, die der Zeitung exklusiv vorliegt. Knapp 80 Prozent der Hotels setzen inzwischen eine spezielle Software ein, um ihre leeren Zimmer im Internet zu vermarkten. Im Jahr 2019 - also vor Ausbruch der Pandemie - lag dieser Anteil noch bei 63 Prozent. Von dem allgemeinen Schub bei der Digitalisierung während der Coronakrise profitieren aber auch die Buchungsplattformen. Booking konnte in der Schweiz seine vorherrschende Position weiter ausbauen und verfügt nun über einen Marktanteil von knapp 78 Prozent. Die Vormachtstellung der Online-Reisebüros schade den Hotels und Gästen, sagen die Hoteliers. Sie erwarten jetzt, dass die Dominanz von Booking und Co politisch gebrochen wird. Die Gelegenheit dazu ergibt sich am Dienstag im Nationalrat. (SoZ, S. 36)

F.-G.-PFISTER-STIFTUNG: Früher gehörte der Stiftung F. G. Pfister das Traditions-Möbelhaus Pfister. Doch 2019 verkaufte sie dieses an die österreichische XXXLutz-Gruppe. Seither hat sich die Stiftung komplett neu aufgestellt: Sie kauft nun Schweizer KMU auf, bei denen kein Nachfolger bereit steht, berichtet die "NZZ am Sonntag". "Wir betreiben kein Private Equity. Wir haben kein Interesse, Firmen aufzuspalten, um die erfolgreichen Sparten weiterzuverkaufen", sagt Rudolf Obrecht, Präsident der Stiftung. Vielmehr wolle man Arbeitsplätze erhalten und den Werkplatz Schweiz stärken. Bis jetzt hat die Stiftung sechs Klein- oder Mittelbetriebe gekauft - diese Woche etwa die Appenzeller Getränkefirma Goba. Jedes Jahr sollen mindestens zwei Firmen dazu kommen. Da die Firmen nicht verkauft werden, entsteht so ein immer grösserer KMU-Mischkonzern. "Wir sehen das als Generationenprojekt", sagt Obrecht zur " NZZ am Sonntag". Es würde ihn freuen, wenn seine Stiftung ein grosser Player in der KMU-Welt würde. (NZZaS, S. 23)

LUKOIL: del. Die Firma mit Sitz in Moskau beschäftigt über 100'000 Mitarbeitende und setzte laut eigenen Angaben zuletzt umgerechnet 122 Milliarden Franken jährlich um. Sie ist nach dem Staatskonzern Gazprom die grösste Firma Russlands und verantwortlich für 16,6 Prozent der russischen Ölförderung. Nun hat das Unternehmen einen Schritt unternommen, den bisher keine andere Firma aus dem Land gewagt hat: Sie hat sich gegen den Krieg in der Ukraine ausgesprochen. In einem auf der Website veröffentlichten Statement fordert Lukoil ein schnelles Ende des "bewaffneten Konflikts". Das Unternehmen teilt mit, es wolle eine Lösung durch Verhandlungen und Diplomatie - und sei besorgt über die "tragischen Ereignisse in der Ukraine ": "Der Vorstand drückt sein tiefes Mitgefühl für alle von dieser Tragödie Betroffenen aus." Die Firma setze sich für eine Stärkung des Friedens ein. Der Handel läuft über eine Tochterfirma in Genf Damit dürfte Lukoil den Zorn der russischen Regierung auf sich gezogen haben. Die russischen und internationalen Websites der Firma waren ab Donnerstag nicht mehr erreichbar. Ebenfalls ausgefallen war zuvor die Website der Schweizer Tochter Litasco SA in Genf. (Schweiz am Wochenende, S. 7)

POST: Die Post lässt kein gutes Haar an einem Expertenbericht, der fordert, die tägliche Briefzustellung und das Briefmonopol abzuschaffen. Und Post-Chef Roberto Cirillo wehrt sich auch gegen die Forderung, die A-Post aufzugeben, wie die Tamedia-Zeitungen in ihrer Samstagsausgabe schreiben. "Auf die A-Post zu verzichten, ist für die Post keine Option", sagt Cirillo. (Tages-Anzeiger, S. 11)

SWISS: Die Schweizer Airline Swiss bezieht als erste Kundin klimaneutrales Flugbenzin, welches aus Sonnenlicht und Luft hergestellt wird, das berichtet die "NZZ am Sonntag". Der Ansatz ist nur auf den ersten Blick utopisch. Das Schweizer Start-Up-Unternehmen Synhelion hat Technologien entwickelt, die es erlauben, mittels solarer Prozesshitze aus der Luft gewonnenes Kohlendioxid und Wasser zu einem Synthesegas reagieren zu lassen. Daraus lassen sich alle Arten von Treibstoffen herstellen. Im laufenden Jahr ist der Bau einer industriellen Anlage vorgesehen, die ab 2023 produziert und dabei die Herstellprozesse testet und voranbringt. Dahinter stehen Jahre der Forschung an der ETH Zürich. (NZZaS, S. 29)

WEIDMANN: Jeden Nachmittag um 17 Uhr wählt sich die Chefin des Industriekonzerns Weidmann aus Rapperswil-Jona SG in eine Videokonferenz mit ihren Mitarbeitenden aus der Ukraine ein. Ihr Unternehmen hat etwas nordwestlich der Hauptstadt Kiew eine Fabrik mit 620 Beschäftigten. Diese stellen Materialien und Systeme zur Isolation von Transformatoren sowie Spezialpapiere für industrielle Anwendungen her - normalerweise. Denn seit dem Ausbruch des Kriegs ist dort nichts mehr normal. Weidmann hat den Betrieb in der Ukraine heruntergefahren. "Es ist zu gefährlich geworden für unsere Leute. Die allermeisten sind jetzt bei ihren Familien", sagt die 62-jährige Unternehmerin. Einige Männer seien in die Armee eingezogen worden, viele andere organisierten sich in Bürgerwehren. Sollte jemand von den ukrainischen Beschäftigten Hilfe bei der Flucht brauchen, dann würde Weidmann auch versuchen, dafür eine Lösung zu finden, wie Tschudi sagt. "Aber im Moment hören wir eher das Gegenteil. Viele Ukrainer und Ukrainerinnen sind Patrioten, die wollen dortbleiben. Sie haben dort ihr Leben, ihre Familie, ihr Umfeld und ihre Freunde und wollen sich nicht auf eine lange Flucht einlassen, bei der sie nicht wissen, wie das ausgeht." (SoZ, S. 34)

SNB: Andréa Maechler ist eines von drei Mitgliedern des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Im Interview mit der Zeitung "Schweiz am Wochenende" vom Samstag äussert sie sich zum Krieg in der Ukraine. "In solchen Zeiten sucht man Sicherheit", sagte Maechler gegenüber der Zeitung. Aktien und Anleihen aus Russland besitzt die SNB vergleichsweise wenige, wie sie ausführt. "Nicht einmal 0,05 Prozent unserer Devisenreserven haben einen Russland-Bezug. Wir prüfen derzeit, was wir unter Einhaltung der Sanktionen jetzt mit diesen Anlagen machen." Russische Firmen sind jedoch nicht nur in Moskau kotiert, sondern teilweise auch in der Schweiz. "Schweizer Aktien halten wir keine, also auch keine von hier ansässigen Rohstofffirmen", führt Maechler weiter aus. Aber indirekt sei die Nationalbank sicher betroffen von den Veränderungen an den globalen Rohstoff- und Energiemärkten. Geldpolitisch spüre die SNB die grössten Effekte des Ukraine-Krieges indirekt, via Finanzmärkte und dann über die daran gekoppelten wirtschaftlichen Effekte. Der Franken dürfte in diesem Umfeld weiter aufwerten. Es herrsche an den Märkten nämlich eine stark negative Risikostimmung. "In solchen Phasen rückt der Franken als sicherer Hafen in den Fokus. In Krisenzeiten sucht man Sicherheit." Gefragt sei aber nicht nur der Franken. Auch der Yen und der Dollar sowie Gold und sichere Anlagen wie Staatsanleihen erführen derzeit eine höhere Nachfrage. (Schweiz am Wochenende, S. 12-13; siehe auch separate Meldung)

KONJUNKTUR I: Ernst Baltensperger hält die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Kriegs für verkraftbar. "Bis jetzt befürchte ich keine ernsthafte Wirtschaftskrise", sagt der emeritierte Professor und Doyen der schweizerischen Geldtheorie und -politik im Interview mit der "SonntagsZeitung". Russland und die Ukraine seien wirtschaftlich zu unbedeutend. Der Ölpreis sei zwar gestiegen, doch sei dieses Niveau auch früher schon erreicht worden. Auf die Abhängigkeit von Russland angesprochen und die Frage nach mehr Autonomie der Schweiz sagt Baltensperger: "Wir sollten nicht die Globalisierung zurückdrehen. Das wäre falsch." Er kritisiert aber, dass in der Vergangenheit alles zu stark auf Effizienz getrimmt wurde - auf möglichst effiziente Lieferketten ohne irgendwelche Reserven. "Wir müssen wieder lernen, dass Resilienz wichtig ist. Und die erreicht ein Unternehmen nur, wenn es einen Notvorrat hält", sagt er. In der Frage um das Rahmenabkommen mit der EU vertritt der ehemalige Doktorvater von Nationalbank-Chef Thomas Jordan eine klare Haltung und warnt vor einer Anbindung an die EU. Grundsätzlich sei es gut, dass der Bundesrat die Verhandlungen wieder aufnehmen wolle, doch "das Rahmenabkommen ist tot", sagt er und fordert einen Plan B. Diesen sieht er in Form eines Freihandelsabkommens am Vorbild von Kanada und der EU. "Das wäre ein gangbarer Weg." (SoZ, S. 33)

KONJUNKTUR II: Der Krieg in der Ukraine trifft die Wirtschaft zu einem heiklen Zeitpunkt. Der Corona-bedingte Konjunktureinbruch ist noch nicht überwunden. Experten befürchten einen Albtraum, schreiben die Tamedia-Zeitungen in ihrer Samstagsausgabe. Niemand wisse mehr, wie es wirtschaftlich weitergehen werde, weil niemand in Wladimir Putins Kopf hineinschauen könne: Gibt er sich mit ein paar territorialen Zugeständnissen zufrieden? Besetzt er die ganze Ukraine? Hat er weitere Länder im Visier? Setzt er gar Atomwaffen ein? Entsprechend gross sei die Spannbreite der möglichen ökonomischen Folgen. Sie reiche von einer kleinen konjunkturellen Delle über eine handfeste Krise bis zum ganz grossen globalen Crash. (Tages-Anzeiger, S. 9)

SANKTIONEN I: Der Westen will Russland mit wirtschaftlichen Waffen schlagen. Solche Sanktionen hatten bisher aber nur selten Erfolg. Zudem profitiert Putin von den enormen Energiereserven seines Landes, schreibt die "NZZ am Sonntag" in einem Hintergrundartikel. "Die westlichen Länder haben in kurzer Zeit eine breite Koalition aufgebaut - eine solch geschlossene Front ist in der jüngeren Geschichte einmalig", sagt Gabriel Felbermayr. Der Professor für Ökonomie und Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo) zählt zu den führenden Experten im Bereich Sanktionen. (NZZaS, S. 24)

SANKTIONEN II: Für die USA und die Weltpresse ist klar: Moskau hat einen Weg gefunden, mit Kryptogeld die Sanktionen zu unterlaufen. Aber das stimme so nicht, schreiben die Tamedia-Zeitungen in ihrer Samstagsausgabe. ist: Die Nachfrage nach Kryptogeldern ist seit dem Einmarsch der russischen Truppen in der Ukraine allerdings förmlich explodiert. Der Handel zwischen Rubel und Kryptowährungen habe angezogen. Während der Rubel in den letzten sieben Tagen zum Franken um mehr als 30 Prozent verloren hat, habe der Bitcoin-Kurs um über 18 Prozent zugelegt. (Tages-Anzeiger, S. 8).

kw/