Von Carol Ryan

NEW YORK (Dow Jones)--Für die Luxusmarken hängt viel von China ab. Wie reagieren die chinesischen Käufer auf das Ende der Covid-19-Lockdowns? Das mächtigste Unternehmen der Branche kann diese Stimmung der Kunden noch nicht genau einschätzen. Zuletzt vermeldete das in Paris ansässige Unternehmen LVMH Moët Hennessy Louis Vuitton das zweite Jahr in Folge Rekordumsätze und -gewinne. Seine wichtigste Modemarke, Louis Vuitton, überschritt im Jahr 2022 zum ersten Mal die Umsatzmarke von 20 Milliarden Euro. Der LVMH-Gründer und weltweit reichste Mann Bernard Arnault informierte auch über Fortschritte bei Tiffany & Co. Der Betriebsgewinn der US-amerikanischen Schmuckmarke hat sich verdoppelt, seit LVMH im Jahr 2021 rund 16 Milliarden Dollar für die bisher teuerste Übernahme in der Luxusbranche berappte.

Trotz eines Umsatzwachstums von 17 Prozent im Gesamtjahr blieben die Gewinnmargen von LVMH unverändert. Das Unternehmen beschloss, sein milliardenschweres Marketingbudget um ein Drittel aufzustocken, was in der gesamten Luxusbranche zu einem allgemeinen Trend wird. Die Marken müssen viel Geld für Werbung ausgeben, um weiterhin starke Preiserhöhungen zu rechtfertigen. Im vergangenen Jahr haben die Luxusmarken ihre Preise um durchschnittlich 8 Prozent erhöht, was nach Schätzungen von UBS-Analysten in etwa der weltweiten Inflation entsprach.


   Luxuskonzernen steht mit Blick auf China Hängepartie ins Haus 

Bislang kaufen die US-amerikanischen Kunden, die während der Pandemie viel für Luxusgüter ausgegeben haben, immer noch. Die Verkäufe in den USA kletterten im vierten Quartal um 7 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Jahres 2021. Dabei sind die Geschäfte mit US-Touristen, die im Ausland einkaufen, noch gar nicht berücksichtigt. Der starke Dollar hat zur Folge, dass es derzeit viel billiger ist, Luxusgüter in Europa zu kaufen. Burberry und der Cartier-Eigentümer Richemont, die vergangene Woche ihre Zahlen präsentierten, gaben ebenfalls an, dass sich die Käufe von US-Amerikanern und Europäern stabil entwickeln. Alle Augen richten sich nun auf China, wo Peking die Covid-Beschränkungen weitgehend aufgehoben hat. LVMH gab bekannt, dass die Besucherzahlen in seinen chinesischen Geschäften in diesem Monat immer noch 40 Prozent unter dem Niveau von 2019 liegen. Da Peking plant, den internationalen Reiseverkehr erst schrittweise zu öffnen, könnte es noch einige Monate dauern, bis chinesische Touristen wieder in großer Zahl nach Europa strömen. Das dürfte die Ausgaben ankurbeln, da Luxusgüter in Städten wie Paris oder Mailand um bis zu 40 Prozent billiger sind als in China, wenn man die Preisunterschiede und Steuerrückerstattungen berücksichtigt.

Außerdem haben die chinesischen Verbraucher während der Lockdowns viel Geld gespart. Im Jahr 2022 schnellten die neuen Einlagen der Haushalte laut Bank of America um 7,9 Billionen Renminbi empor, was rund 1,07 Billionen Euro entspricht. Das ist etwa das Vierfache der normalen jährlichen Rate der angesammelten Ersparnisse. Zum Vergleich: Die US-Amerikaner hatten Ende 2021 rund 2 Billionen Dollar zusätzliche Ersparnisse angehäuft. Wenn die Chinesen jetzt, wo die Geschäfte wieder aufmachen, die gleiche Kauflust an den Tag legen wie ihre westlichen Pendants, könnte ein Teil dieses Geldes in den Kassen von Luxusmarken landen. Die Anleger meinen, dass die Designermarken auf einen wahren Geldsegen hoffen können - die Aktien großer europäischer Luxusunternehmen wie LVMH und Hermès haben in diesem Jahr bereits um ein Fünftel zugelegt. Allerdings haben die Aktionäre zuletzt vom Branchenführer kein klares Signal zu China erhalten. Die nächsten Monate dürften sich zur Hängepartie entwickeln, da China nur langsam wieder zum Leben erwacht.

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January 27, 2023 09:54 ET (14:54 GMT)